Schimanski in grieselfreiem HD

Hätte ich nicht erwartet, war aber nötig. Zum 50. Geburtstag der Tatort-Reihe, der allererste Tatort war Taxi nach Leipzig (29. November 1970), hat der WDR alle Schimanski-Tatorte rausgekramt und digital restauriert. Passenderweise feiert der erste Schimanski-Tatort, Duisburg-Ruhrort (28. Juni 1981), nächstes Jahr den 40sten, was wohl ein weiterer Anlass für dieses Projekt gewesen sein dürfte.

Bis ins nächste Jahr hinein strahlt der WDR dienstags die restaurierten Filme in chronologischer Reihenfolge aus. Danach stehen die Filme jeweils 90 Tage lang in der Mediathek zur Verfügung. Man sollte also nicht verpassen, sich über MediathekView die Folgen fürs eigene digitale Archiv runterzuladen. Eine Übersicht über die Ausstrahlungstermine bis zum Jahresende findet man in der Ankündigung der ARD.

Hier einige Screenshot-Vergleiche aus dem ersten Schimanski-Tatort. Links die alte Version von einer RBB-Austrahlung letztes Jahr, rechts die neue übearbeitete Version.

Hier noch mal eine Szene im Bewegtbild. Das Gegriesel, die Kratzer und der Dreck ist verschwunden, aber die Schärfe hat ein wenig gelitten. Hier gut erkennbar an den Wellen. Der Grauschleier stört etwas. Allerdings sehen die überarbeiteten Versionen der folgenden Schimanski-Tatorte noch mal deutlich besser aus.

So lobenswert das Projekt auch ist, einen Kritikpunkt habe ich doch. Der erste Tatort liegt in der Mediathek in Full-HD (1080p) vor, was mich sehr gefreut hat, denn damit ist die Auflösung deutlich höher als bei der TV-Austrahlung in Standard-HD (720i). Aus unbekannten Gründen sind die folgenden Tatorte jedoch nur in der 720er Auflösung verfügbar. Schade.

Fackeln im Sturm (1985, 1986, 1994)

Auf Amazon Prime habe ich Fackeln im Sturm entdeckt, einen Straßenfeger meiner Kindheit, und ich verspürte irgendwie den Drang, mir dieses Epos mit über 30 Jahren Abstand nochmals anzusehen. Eigentlich bin ich damals zu jung gewesen, aber die Serie war ein solcher Hit, dass man es sich selbst als Grundschüler nicht erlauben konnte, sie zu verpassen. Ich kann natürlich nicht behaupten, dass ich damals alles verstanden hätte. Bürgerkrieg, große Politik, Intrigen, Rassismusdebatte, Familienfehden.

Bei Fackeln im Sturm handelt es sich um drei Mini-Serien des amerikanischen Fernsehsenders ABC. Entsprechend der Romantrilogie von John Jakes, auf der die Produktion beruht, heißen die Serien im englischen Original North and South Book I, Book II und Book III. Man kann das Ganze allerdings einfachheitshalber als eine Serie mit drei Staffeln betrachten.

Fackeln im Sturm erzählt von den Vorgängen unmittelbar vor, während und nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, deckt damit die Zeitspanne zwischen den Jahren 1842 und 1866 ab, und stellt dabei zwei Familien in den Mittelpunkt der Handlung. Orry Main (Patrick Swayze) und seine Familie besitzen eine Baumwollplantage mit entsprechender Sklaveninfrastruktur in South Carolina, während George Hazard (James Read) und seine Familie eine Eisenhütte in Pennsylvania betreiben, natürlich sklavenfrei. Zwischen den Familien und speziell zwischen Orry und George entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, bevor diese aufgrund der Spaltung des Landes auf eine schwere Probe gestellt wird. Die Serie macht dazu eine große Anzahl von Nebenhandlungen auf und erzählt vom äußeren Konflikt, dem Krieg, genauso wie vom inneren Konflikt der Figuren. Die Spaltung des Landes verläuft durch Familien und zwischen Freunden hindurch. Die Serie lässt außerdem die Perspektive der Sklaven nicht außen vor, was Fackeln im Sturm inhaltlich deutlich interessanter macht, als den heute kontrovers diskutierten Bürgerkriegsklassiker Vom Winde verweht.

Der Ruf der Serie – und das, was mir noch vage in Erinnerung war – haben dazu geführt, dass ich mich geistig auf ein echtes Kitsch-Fest vorbereitet habe. Doch erfreulicherweise wäre das gar nicht nötig gewesen. Fackeln im Sturm ist eine große Seifenoper, da gibt es kein Vertun. Aber eine Seifenoper auf hohem Niveau. Mit einer abwechslungsreichen Handlung, nahezu tadelloser Inszenierung und mit einer guten Besetzung gelingt es der Serie spannend zu unterhalten und zumindest ansatzweise auch ein bischen Geschichte zu vermitteln. Historisch werden die wichtigsten Stationen abgearbeitet und man bekommt einen soliden Eindruck, wie und warum der Krieg geführt wurde. Einen  wissenschaftlich-kritischen Geschichtsunterricht dürfte man hier ohnehin nicht erwarten.

Zwei Dinge haben mich besonders überrascht. Für eine Fernsehserie aus den 1980er Jahren hat sich Fackeln im Sturm erstaunlich gut gehalten. Das liegt an der filmischen Inszenierung mit Kamerafahrten am Kram und Massenszenen mit hunderten von Statisten auf dem Schlachtfeld, und an den auch heute noch beeindruckenden Sets und Kostümen. Das passt alles gut zusammen und wirkt nur selten kulissenhaft.

Eine weitere Überraschung für mich, weil es mir damals als Kind natürlich nicht bewusst war, sind die ganzen Cameos berühmter Schauspieler: Robert Mitchum, James Stewart, Hal Holbrook, Elizabeth Taylor, Olivia de Havilland (bekannt aus Vom Winde verweht), Lloyd Bridges… und Michael Dudikoff, der zwar damals kein berühmter Schauspieler war, sich nach Fackeln im Sturm aber zu einem der bekanntesten B-Action-Stars der 80er und 90er Jahre entwickeln sollte. Nicht zu vergessen, dass auch der spätere Star-Trek-Commander Jonathan Frakes hier ebenso eine größere Rolle hat.

Damit steht recht viel auf der Habenseite. Ganz kritiklos will ich die Serie aber nicht abfeiern. Stellenweise kommen mir zu sehr die traditionellen Seifenoperelemente durch. Das fängt bei den Figuren an, die alle erdenklichen Archetypen abdecken, vom guten Sklavenbesitzer, der von den Sklaven profitiert und sich seiner Familie verpflichtet fühlt, aber dennoch irgendwie spürt, dass Menschen wie Dinge zu besitzen, nicht richtig ist, bis zur intriganten Schwester, die über Leichen geht. Es werden einfach etwas zu viele melodramatische Momente aufgetischt. Hier noch eine Affäre, dort noch schnell ein Duell wegen einer Lappalie. Immerhin gilt es, eine Gesamtspielzeit von über 22 Stunden zu füllen.

Das größte Manko der Serie ist allerdings zweifellos die dritte Staffel. Staffel 1 und 2 erschienen 1985 und 1986, zwei bzw. drei Jahre nach den Romanen von John Jakes, und bilden eine schöne runde Geschichte mit einem versöhnlichen Ende. 1987 erschien Jakes abschließender dritter Roman der Reihe, der ursprünglich eigentlich gar nicht verfilmt werden sollte. Einige Jahre später überlegte man es sich bei ABC offensichtlich doch anders und schob 1994 noch die dritte Staffel hinterher. Vermutlich war der große Erfolg der Serie zu verführerisch, als dass man darauf hätte verzichten können, die Kuh noch weiterzumelken.

Positiv ist zu vermerken, dass auch die dritte Staffel visuell ansprechend ist und dass etliche Schauspieler der ersten und zweiten Staffel wieder mit an Bord sind. Im Falle von Patrick Swayze stand man allerdings vor einem Problem. Kurz nach der zweiten Staffel feierte Swayze mit dem Film Dirty Dancing seinen Kino-Durchbruch. Anfang der 90er Jahre folgten weitere Hits wie Ghost und Point Break. Völlig ausgeschlossen, dass Swayze für eine dritte Staffel zur Verfügung stehen würde. Das war eine Zeit, in der man als Schauspieler nicht mehr ins Fernsehen zurückkehrte, wenn man einmal den Sprung ins Kino geschafft hatte (oben genannte Cameos ausgenommen). Vielleicht war Swayze auch mittlerweile auch einfach zu teuer. ABC musste daher eine Lösung für die Figur Orry Main finden. Neu besetzen oder aus der Geschichte rausschreiben. Man entschied sich für Letzteres und leider tat man dies auf denkbar schlechteste Weise.

Man könnte darüber hinwegsehen, wenn denn der Rest der Staffel wenigstens spektakulär wäre. Aber inhaltlich beschränkt sich die Staffel auf eine simple Rachegeschichte. Es gibt durchaus einige gute Ansätze. So versuchen die Protagonisten ihr Leben zu ordnen und ihre Geschäfte wieder aufzubauen. Die ehemaligen Sklaven müssen feststellen, dass das Ende der Sklaverei nicht das Ende des Rassismus bedeutet. Der Ku Klux Klan taucht auf. Es wird ein Massaker an Cheyenne verübt. Letztlich werden all diese Themen aber nur angerissen und es ergibt sich wenig daraus. Mit einer Länge von 3 x 90 Minuten ist die dritte Staffel auch nur halb so lang wie die vorherigen. Sind die Ideen ausgegangen oder das Geld? So bleibt der Eindruck, dass die dritte Staffel ein eigentlich überflüssiger Nachtrag zu einer längst fertigerzählten Geschichte ist.

Es schmälert die Qualität der Serie aber nur geringfügig, egal ob man nun die dritte Staffel als Teil der Serie betrachtet oder sie gedanklich streicht. Fackeln im Sturm ist ein amerikanisches Serienepos, das mich in seiner Gesamtheit nach all den Jahren doch tatsächlich ziemlich gut unterhalten und ein Stück weit auch immer noch beeidruckt hat. Wider erwarten.

Meine Kissen aus der Serie Sherlock

Vor  einiger Zeit habe ich mein erstes und bisher einziges Film-Prop bzw. Serien-Prop erworben.

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Es handelt sich um nichts Geringeres als die Original-Kissen, auf denen sich die nackte Irene Adler (Lara Pulver) bettete und versuchte, Sherlock (Benedict Cumberbatch ) um den Finger zu wickeln. Das war in der ersten Folge der zweiten Staffel, Ein Skandal in Belgravia.

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In einer darauffolgenden Szene öffnet Sherlock einen Tresor, der mit einer selbstauslösenden Pistole gesichert ist. Einer der Schergen wird getroffen, wobei das Blut heftig spritzt.

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Und siehe da, die Blutspritzer sind auf dem Kissen verewigt. Auch wenn die Kissen selbst schon etwas Besonderes darstellen, so gibt dieses Detail dem Ganzen doch einen besonderen Charakter. Und das Blut sagt: ja, ich war am Set.

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Mit der Serie hatte ich zwar ein paar Probleme. Ich fand sie nicht durchgänging gut und teilweise auch etwas zu euphorisch abgefeiert von Presse und Publikum. Diese Folge allerdings war für mich eine der besten – und das nicht nur wegen Lara Pulver. Als ich zufällig mitbekam, dass ein Set-Designer der BBC die Kissen loswerden wollte, konnte ich nicht widerstehen, zumal sein Angebot preislich vernünftig war.

Das mit dem Sammeln von Film-Props ist nämlich so eine Sache. Eigentlich würde ich mir gerne ein paar weitere Orignalstücke in die Bude stellen, aber der Markt leidet unter dem gleichen Problem wie der Kunstmarkt. Es tummeln sich dort Leute mit dicken Brieftaschen, die ohne Sinn und Verstand das Geld raushauen. Nun ist es zwar so, dass prinzipiell etwas immer so viel wert ist, wie jemand dafür bereit ist, zu zahlen. Aber das bedeutet ja nicht, dass man jegliche Vernunft über Bord werfen sollte. Ich werde zwar weiterhin die Augen nach netten Stücken offenhalten, aber ein großer Sammler werde ich vermutlich nicht werden. Ich freue mich allerdings, mit diesen Kissen schon mal ein interessantes Objekt aus einer populären Serie zu besitzen.

Obsession und die 80er Jahre Retrowelle

Das Video zum Song Obsession der amerikanischen Indie-Band Joywave zaubert mir durchgängig ein Grinsen ins Gesicht. Die Band – oder die Produzenten; ich bin mir nicht ganz sicher, wer wieviel Anteil an dem Video und der Idee besitzt – hat für das 3-minütige Video sage und schreibe 64 verschiedene von B-Filmen aus den 1980er Jahren inspirierte Titel und Titelszenen kreiert. Manche blitzen nur für einen kurzen Moment auf, andere dauern mehrere Sekunden. Man muss auf jeden Fall genau hinsehen.

Bei einigen Titeln ist die Quelle offensichtlich (z.B. Red Puma <=> Red Sonja), bei anderen weniger. Mitunter greifen die Titel auch nur die gängigen Klischees auf. Gerade im B-Film waren viele Filme, Titel und Themen ja völlig austauschbar. Dem Video gelingt es jedenfalls sehr gut, den typischen 80er Film-Vibe über diese in kurzer Frequenz abgefeuerten collageähnlichen Vignetten zu transportieren. Und – das muss auch gesagt werden – der Song ist eine richtig geschmeidige Nummer, die klanglich sehr gut in die Ära passt. Um das Konzept letztlich perfekt zu machen, wurde das komplette Video auf gutem alten Kodak-Filmmaterial gedreht.

Zur Übersicht hier alle 64 Filmtitel aus dem Video.

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Gedanken zur 80er Retrowelle

Im Folgenden geht es nicht darum, dass immer noch viele Menschen gerne ihre Musik aus den 80ern hören oder dass Thomas Gottschalk regelmäßig eine Retroshow mit den immer gleichen Nasen im Fernsehen moderiert. Es geht auch nicht um Filme oder Musik, die irgendwie etwas aus den 80ern zitieren, covern oder remaken, denn das gab es schon immer. Ich rede von einer nostalgisch geprägten Retrowelle, deren vagen Ausgangspunkt ich 2011 am Film Super 8 von J.J. Abrams festzumachen glaube. Super 8 war der erste Film, der dieses wohlige Nostalgiegefühl weckte und den Zuschauer an 80er Jahre Filmklassiker wie Stand by me und The Goonies erinnerte. Im gleichen Jahr erschien der inhaltlich völlig gegensätzliche Drive von Nicolas Winding Refn, der, obwohl in der Gegenwart spielend, vom Design über den Stil bis insbesondere hin zum Soundtrack knallige 80er Jahre Atmosphäre verströmte.

Kurz darauf traten verstärkt Synthwave-Bands in Erscheinung – ich wage zu behaupten, das kann kein Zufall sein – die den alten Helden aus den 80ern nacheiferten, aber auch neue Akzente setzten und so ziemlich schnell populär wurden. Das dürfte auch dem Fakt geschuldet gewesen sein, dass diese Bands nicht einfach wie die 80er Jahre Hitparade klangen, sondern mit dem Einfluss von Film- und Videospielsoundtracks auch ein gewisses Nerdtum bedienten. So bin auch ich auf Bands wie Gunship, Carpenter Brut (alleine dieser Name!) und Power Glove aufmerksam geworden.

Filmisch wird es nun interessant. 2015 erschien der furiose Kurzfilm Kungfury, der bis heute über 30 Millionen Aufrufe auf Youtube hat. Das dazugehörige Musikvideo von David Hasselhoff kommt gar auf 40 Millionen. Man könnte an dieser Stelle auch Turbo Kid nennen. Der passt zeitlich gut hier hin und scheint irgendwie auch ein Teil dieser Retrowelle zu sein, aber die Steinbruch-Optik und die übertriebenen Splatter-Effekte fallen aus der Reihe und erinnern mich eher an japanische Filme der 2000er (sowas wie Machine Girl und Tokyo Gore Police kommt mir in den Sinn).

Ende 2015 veröffentlichte Amazon die wundervolle Serie Red Oaks, die wie eine perfekte Mischung aus Breakfast Club und American Pie anmutet. Auch spielt hier der Soundtrack eine große Rolle. Statt der ganz bekannten Nummern, werden hier überwiegend Songs gespielt, die man zwar irgendwie kennt, aber oft nicht direkt zuordnen kann. Dazu mischen sich neue Retrosongs, die sich nahtlos in den musikalischen Strom einfügen und so zumindest bei mir ständig zur Frage führten, ob das nun ein echter 80er Song oder doch was Neues ist, was da gerade im Hintergrund läuft.

Im folgenden Jahr ließ schließlich Stranger Things die Welle endgültig bis in den Mainstream schwappen. Hierzu gibt es wenig zu sagen. Der Erfolg und der darauffolgende Trend spricht für sich. Plötzlich sah ich Neonlicht und hörte Synthieklänge überall. Serien, Filme, Musikvideos, Werbung, Comics. Irgendwie schien jeder vom Stranger-Things-Hype profitieren zu wollen.

Zwei Jahre später kam Blade Runner 2049 ins Kino. Die Fortsetzung zu einem, wenn nicht dem ikonischsten Neonlichtfilm der 80er Jahre. Und seltsamerweise wurde der Film mit dem Erwerb der Filmrechte bereits 2011 angekündigt, in dem Jahr also als Super 8 rauskam.

Die Retrowelle erlangte schließlich mit Ready Player One einen meines Erachtens exzessiven Höhepunkt. Dieser Film ist die Kulmination und Akkumulation aller popkulturellen Referenzen der 80er Jahre. Der Roman, auf dem der Film basiert, wurde, welch Überraschung, im Jahr 2011 veröffentlicht.

Die Frage ist, wie lange wird der Trend anhalten? Wird die Kreativität über das banale Nacheifern siegen? Mitunter sehe ich bereits 80er Referenzen, die unpassend und anbiederend wirken. Aber noch bin ich offen für mehr Retro, so lange sehenswerte Produktionen erscheinen wie beispielsweise Summer of 84 (vom Regisseur von Turbo Kid) oder Obsession von Joywave.

Serien

Ein paar der Serien, die ich mir letztens angesehen habe und die zurzeit allesamt bei Netflix oder Amazon Prime zur Verfügung stehen.

Batman and Robin (IMDb, Amazon Prime)

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Ein 15-teiliges Columbia-Serial von 1949. Historisch nicht ganz unbedeutend. Es handelt sich hierbei um die Fortsetzung des Serials von 1943 (das komplett auf archive.org verfügbar ist) und somit den zweiten Filmauftritt von Batman überhaupt. Rein formal betrachtet überwiegt aus heutiger Sicht unfreiwillige Komik. Dass der Produktion kein großes Budget zur Verfügung stand, wird in jeder Szene deutlich. Es hat nicht mal für ein ordentliches Batmobil gereicht. Batman und Robin cruisen in einem zeitgenössischen Mercury vom Fließband durch die Gegend. Ein Cabriolet wohlgemerkt, dessen Dach geschlossen wird, wenn Bruce Wayne sich hinten auf der Rückbank sein Batman-Kostüm überzieht. Großartig.

Während im 1943er-Serial als Hauptfiguren Batman, Robin und Butler Alfred auftraten, erscheinen in der Fortsetzung außerdem als bekannte Figuren Commissioner Gordon und Reporterin Vicki Vale. Es gibt die Bat-Höhle und das Bat-Signal und Batman nutzt diverse Gadgets. Die Story ist vernachlässigbar. Batman und Robin wollen einem Bösewicht mit dem einfallsreichen Namen The Wizard das Handwerk legen. The Wizard befindet sich im Besitz einer Maschine, mit der er im Umkreis von 50 Meilen jegliches motorisiertes Gefährt fernsteuern kann. Blöderweise wird die Maschine durch Diamanten angetrieben, die er erst noch stehlen muss. Wie da der Kostennutzenfaktor der Maschine aussieht, wird nicht thematisiert.

Wer ein Herz für solche alten Klamotten hat und Batman-Fan ist, sollte sich dieses Serial nicht entgehen lassen. Ich fände es begrüßenswert, wenn Amazon noch weitere Serials ins Programm näme. Ich kenne bisher nur einen Bruchteil und da gibt es noch jede Menge Gold zu heben.

 

Nos4a2 (IMDb, Amazon Prime)

Nos4a2

Ich habe mich durch die ersten vier Folgen gequält. Die Serie basiert auf einem Roman von Stephen Kings Sohn Joe Hill, der eigentlich eine ganz ordentliche Karriere als Schriftsteller gemacht hat, ohne auf den Namen seines großen Vaters reduziert werden zu müssen. Aber hier komme ich nicht umhin, festzustellen, dass das Ganze wie eine mittelmäßige Stephen-King-Verfilmung der 90er Jahre wirkt. Kein Pep, kein Grusel, keine Originalität. Zachary Quinto, den ich sonst mag, überzeugt mich hier auch nicht wirklich in der Rolle eines Kinderfängers. Die meiste Zeit agiert er hinter einer merkwürdigen Maske eines alten Mannes. Diese Figur ist eher komisch als angsteinflössend.

Das gefällt mir alles leider ganz und gar nicht und ich weiß nicht, ob ich mir das weiter antue. Der Titel Nos4a2 soll übrigens für „Nosferatu“ stehen. Äh, ja. Die Erfahrung zeigt, dass solche Titelspielereien selten etwas Gutes bedeuten. Disclaimer: Ich weiß, dass der Roman ziemlich erfolgreich war und relativ gute Kritiken bekommen hat. Ich beziehe mich nur auf die Serie.

 

The Widow (IMDb, Amazon Prime)

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Gesehen und fast schon wieder vergessen. Die Serie hat durchaus ein paar starke Szenen und die Thrillerelemente erzeugen zumindest anfangs eine spannende Ausgangslage. Kate Beckinsale begibt sich hier auf die Suche nach ihrem im Kongo verschollenen Ehemann. Leider versucht die Serie ein bischen zu viel in die Handlung zu packen und bedient sich billiger Plotdevices. Eheprobleme, ein auf tragische Weise verlorenes Baby, Rebellen, Aufstände, Spionage, Kindersoldaten und vieles mehr. Die Unglaubwürdigkeit der Geschichte steigt proportional zur Episodennummer. Die Auflösung des ganzen Debakels kann dann letztlich nur noch als lachhaft bezeichnet werden. Hier wurde leider Potential verschenkt.

 

Black Summer (IMDb, Netflix)

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Obwohl ich von Zombies übersättigt bin, hat es Black Summer geschafft, mich wirklich positiv zu überraschen. Die Serie hat mich von der ersten Sekunde an durch den ungewöhnlichen Stil und die exzellente Kameraarbeit gefesselt. Black Summer erzählt die frühe Phase einer Zombievirus-Epidemie und wirkt dabei wie eine Kriegsdokumentation, in der den Charakteren kommentar- und schnörkellos gefolgt wird. Als Zuschauer ist man von Anfang an direkt mitten drin – und bleibt bis zum Ende mittendrin. Das scheint, als wäre das alles mal ebenso gonzo-mäßig aus der Hüfte geschossen, aber ich bin sicher, dass da tatsächlich Regietalent und eine ausführliche Absprache zwischen Schauspieler und Kameramann nötig ist.

Ohne Kritikpunkte geht es leider nicht. Wie bei jeder Zombiegeschichte gibt es auch hier Typen, die dumme Entscheidungen treffen. Es gibt eine Füller-Episode, die wenig zur Handlung oder Stimmung beiträgt. Und die finale Episode mit endlosem Geballer hat mich nicht begeistert. Diese Folge steht im krassen Gegensatz zu den vorherigen Folgen, in denen kaum Schusswaffen gebraucht werden. Das ist eigentlich eine interessante, weil originelle Herangehensweise an eine Zombiegeschichte. Ich kann auch die Intention erkennen, die dahinter steht. Man wollte die Serie dann mit einem Actionfeuerwerk auflösen. Leider gelingt das nur bedingt. Trotzalledem ist Black Summer eine Serie, die man empfehlen kann. Aufgrund des hohen Erzähltempos und einer Lauflänge von nur 8 mal 20 bis 40 Minuten, kann man Black Summer schön wegbingen.

 

Dead To Me (IMDb, Netflix)

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Jen und Judy lernen sich bei einer Trauerselbsthilfegruppe kennen. Jen, gespielt von Christina Applegate, hat ihren Ehemann bei einem Autounfall mit Fahrerflucht verloren, Judy ihren Mann durch einen Herzinfarkt. Die beiden werden nach anfänglicher Ablehnung schnell ziemlich gute Freundinnen, teilen ihre Gedanken und versuchen vorwärts zu blicken. Schon bald aber deutet sich an, dass Judy irgend etwas verheimlicht.

Man sollte an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Dead to me kann fast in jeder Folge mit einem Twist oder Reveal aufwarten und hangelt sich von Cliffhanger zu Cliffhanger, ohne zu konstruiert zu wirken. Das hier ist eine originelle Geschichte, die als schwarze Komödie beworben wird. Das ist die Serie irgendwie. Aber sie ist auch Drama und Murder Mystery mit abgemilderten Thrillerelementen. Wir sehen außerdem eine beeindruckende Performance von Christina Applegate. Wer die Gute, wie ich, immer noch in erster Linie mit Kelly Bundy assoziiert, sollte sich das hier mal anschauen. Dead to me ist eine erfrischende Serie mit viel Esprit, liebenswerten Figuren und überraschenden Wendungen. Eine zweite Staffel ist erfreulicherweise schon angekündigt.

 

How to sell Drugs online (fast) (IMDb, Netflix)

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Der Titel ist auch schon die Inhaltsangabe. Zwei Schulfreunde bauen einen Drogenshop im Darknet auf. Der eine, weil er seine Ex-Freundin beeindrucken will, der andere, weil er Geld braucht.

Die dritte deutsche Netflix-Produktion ist ein Knaller, der mich in allen Belangen überzeugt. Drehbuch, realistische Dialoge, Besetzung, Schauspiel, Tempo, guter Humor, Inszenierung, Musik, visuelle Effekte, das ist alles perfekt auf den Punkt gebracht. Ich bin auch davon angetan, wie glaubhaft hier die Erfahrungswelt der heutigen Teenager mit dem ganzen Social-Media-Kram umgesetzt wird. Zudem werden die Erwachsenen als völlig Ahnungslose dargestellt, was vermutlich auch der Wahrnehmung der Jugend entspricht. Dennoch ist How to sell Drugs online (fast) nicht unbedingt eine Serie, die sich dem jungen Publikum anbiedert. Man kann hier auch als Erwachsener viel Spaß haben. Außerdem ganz groß: Bjarne Mädel als schmieriger Drogendealer. 6 mal 30 kurzweilige Minuten. Binge it, Baby!

 

Dark (IMDb, Netflix)

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Die deutsche Serie, die mit einem IMDb-Rating von 8,7 und einem Rotten-Tomatoes-Score von 94% (Tomatometer) bzw. 93% (Audience Score) aufwarten kann. Verrückt, aber auch einigermaßen verdient. Der ersten Staffel ist es gut gelungen, mich regelrecht in die Geschichte reinzuziehen. Zugegebenermaßen bin ich ohnehin ein Fan von Zeitreisegeschichten und Dark erzählt eine Geschichte, die es in dieser Form und Komplexität noch nicht gab. Gleichzeitig werden Paradoxe elegant umschifft. Die Serie sieht zudem optisch verdammt gut aus und hält sich nicht mit Firlefanz auf. Alles, was man sieht, ist relevant für die Geschichte. Und als Zuschauer tut man gut daran, sich Dark konzentriert und ablenkungsfrei anzuschauen. Wer nicht aufpasst, der ist in dieser Geschichte von vier Familien, deren Mitglieder über verschiedene Zeitebenen miteinder verbunden sind, hoffungslos verloren. Wir reden hier von etwa 30 Figuren, die in verschiedenen Lebensabschnitten von verschiedenen Schauspielern verkörpert werden. Was auf dem Papier nach einer Schnapsidee klingt, funktioniert in der Serie verblüffend gut. Aber ich gebe es zu. Es ist durchaus hilfreich, sich einen Familienstammbaum zu ergooglen und diesen während des Schauens als Referenz parat zu halten.

Die kürzlich veröffentlichte zweite Staffel führt den eingeschlagenen Weg konsequent fort, löst einige verzwickte Knoten der ersten Staffel und knüpft gleichzeitig neue. Die zweite Staffel ist erzählerisch nochmals besser als die erste. Man merkt, dass hier ein Epos aufgebaut wird, von dem die Macher genau wissen, wie es ausgehen wird. Auch das ist das Schöne an Dark: von Anfang an war klar; es gibt drei Staffeln und dann ist Schluss.

Ich habe nur einen einzigen Kritikpunkt. Alle Figuren, einschließlich der Kinder, reden in diesem unheilvollen bedeutungschwangeren Ton. Damit kommt man in einem Roman vielleicht noch ganz gut weg, aber in einer filmischen Darstellung wirkt es bemüht und künstlich. Dabei hätte die Serie es gar nicht nötig, auf diese Art Größe und Tragweite suggerien zu müssen. Die Geschichte selbst ist schon groß genug. Es fehlen mir hier einfach ein paar mehr echte, wahrhaftige Dialoge aus dem Leben. Diese Momente sind zu selten.

Aber da mich alles andere überzeugt, kann ich damit leben. Dark ist eine richtig gute und fordernde Serie. Und ich will gar nicht mit der Floskel kommen „für eine deutsche Serie“. Nein, das muss man sich langsam abgewöhnen.

Love Death + Robots – Meine Top 5

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Bei der Netflix-Serie Love Death + Robots handelt es sich um eine Anthologie von 18 animierten Kurzfilmen kreiert und produziert von Tim Miller and David Fincher. Das Projekt geht auf eine über zehn Jahre alte Idee der beiden zurück, das Anthologie-Konzept des einflussreichen Comic-Magazins Heavy Metal (ursprünglich in Frankreich als Métal Hurlant und in Deutschland als Schwermetall erschienen) und speziell der Verfilmung von 1981 wieder aufleben zu lassen; nämlich sehr unterschiedliche Geschichten aus den verschiedensten Genres in mannigfaltiger stilistischer Vielfalt zu präsentieren. Aus der Heavy-Metal-Adaption ist nie etwas geworden, weil sich schlicht keine Geldgeber gefunden haben. Zwischenzeitlich wurden die Filmrechte von Robert Rodriguez erworben, der damit bis heute allerdings auch nichts Produktives realisiert hat. [*]

Unter neuem Titel und dank der gut gefüllten Geldspeicher von Netflix, haben Miller und Fincher nun mit Love Death + Robots ihre Vision eines modernen Heavy Metal verwirklichen können. Und nicht zuletzt auch die Vision der zahlreichen beteiligten kreativen Köpfe, die hinter der Serie stehen, von den Autoren bis zu den Beschäftigten in den Animationsstudios.

Nur zwei der 18 Geschichten wurden für die Serie geschrieben. Die anderen sind allesamt Adaptionen von schon existierenden Kurzgeschichten von namhaften Autoren wie Peter F. Hamilton, John Scalzi, Alastair Reynolds und Joe Landsdale. Love Death + Robots spannt den Bogen von Science Fiction über Horror und Fantasy bis zu Comedy.  Ähnlich divers präsentieren sich die Kurzfilme in stilistischer Hinsicht. Von handgezeichnet bis computeranimiert mit Motion- und Performance-Capturing, von cartoonartig bis hyperrealistisch. Das alles macht den großen Reiz der Serie aus.

 

Meine Top 5 (ohne Spoiler)

l_d_+_robots_helping_handPlatz 5. Helping Hand (Helfende Hand)

Eine Astronautin wird während Reparaturarbeiten in den Weltraum geschleudert, ihr Raumschiff in Sicht-, aber außer Reichweite. Dort driftet sie langsam umher, völlig auf sich allein gestellt und der Sauerstoffvorrat neigt sich dem Ende entgegen. Nur durch eine radikale und schmerzliche Entscheidung kann sie sich retten.

Der logischste und technischste Film der Serie und der einzige, der gänzlich ohne phantastisches Element auskommt. Das hier ist Hard-Science-Fiction mit einer Problemlösung, die auf echter Physik basiert. Gleichzeitig gelingt es dem Film auch emotional zu bewegen. Wie die Protagonistin die verschiedenen Phasen von Ärger über Verzweiflung bis hin zu Hoffung durchmacht, ist gut inszeniert. Deshalb funktioniert der Film auch beim zweiten Mal Anschauen, obwohl man das Ende schon kennt. In gerade mal 10 Minuten bringt der Film seine Story perfekt auf den Punkt.

 

l_d_+_robots_good_huntingPlatz 4. Good Hunting (Gute Jagdgründe)

Liang, der kleine Sohn eines Geisterjägers, freundet sich mit der jungen Yan an, eine Hulijing – eine Fuchsfee, die ihre Gestalt änden kann. Jahre später treffen sich die Beiden in Hongkong wieder, wo Liang als Mechaniker arbeitet und ein tiefgehendes Interesse am Bau von komplexen Maschinen und Geräten entwickelt hat. Mittlerweile ist die Magie aus der Welt verschwunden und Yan ist in ihrer menschlichen Gestalt gefangen. Als der Bürgermeister ihr körperlich zusetzt, bittet sie Liang um Hilfe.

Von der hübschen klassischen Zeichentrickoptik sollte man sich nicht täuschen lassen. Die Geschichte ist bizarr, bisweilen gar verstörend, und macht dies durch grafische Details deutlich. Die erste Hälfte des 17-minütigen Films ist ein traditionelles chinesisches Geistermärchen, das in der zweiten Hälfte in eine Steampunk-Rachegeschichte übergeht. Verwandlung ist also ein großes Thema hier. Nicht nur machen beide Figuren eine Verwandlung auf unterschiedlichen Ebenen durch, auch wandelt sich der Film mit dem Wechsel der Genres. Diese Verquickung von Steampunk und asiatischen Motiven, habe ich gelernt, nennt sich Silkpunk. Gefällt mir.

 

l_d_+_robots_aquila_riftPlatz 3. Beyond the Aquila Rift (Jenseits des Aquila-Rifts)

Das Raumschiff Blue Goose kommt vom Kurs ab und dockt an einer unbekannten Raumstation an. Dort treffen Thom und seine Crew überraschenderweise auf dessen Ex-Freundin Greta, die ihnen offenbart, dass sie sich hunderttausende von Lichtjahren von der Erde entfernt befänden, was technisch und zeitlich eigentlich unmöglich ist. Nachdem Thom weitere Seltsamkeiten auffallen, beginnt er langsam daran zu zweifeln, dass Greta tatsächlich Greta ist.

Die gute alte Story vom Raumschiff, das vom Kurs abkommt. Hier allerdings mit schönem Twist. Aquila Rift gehört zu den visuell eindrucksvollsten Filmen von Love Death + Robots. Die Charaktere sind von echten Schauspielern fast nicht mehr zu unterscheiden. Weltraum-Mystery, Sex und ein Schocker-Ende. Diese Geschichte atmet pure Heavy-Metal-Atmosphäre, wie kaum ein anderer Film der Serie. Wenn ich manche Kritik hierzu lese, in der sich über zu viel unnötige Nacktheit echauffiert wird, platzt mir der Kragen. Das muss so sein. Wer das in Abrede stellt, hat das Konzept nicht verstanden. Zumal es ja genug andere Filme in der Serie gibt, die diese Klischees nicht bedienen.

 

l_d_+_robots_the_witnessPlatz 2. The Witness (Die Augenzeugin)

Eine Frau wird von ihrem Hotelzimmer aus Zeuge eines brutalen Mordes gegenüber in einem Apartment. Sie flüchtet panisch aus dem Hotel in ein Taxi, der Mörder ihr dicht auf den Fersen. Sie schafft es in den Stripclub, in dem sie arbeitet, glaubt, dort den Mörder abschütteln zu können. Der ist jedoch hartnäckig und nach einer weiteren Verfolgung treffen beide schließlich in dem Mord-Apartment aufeinander.

Obwohl The Witness mit einer schönen Auflösung endet, die die Erwartungen des Zuschauers völlig umdreht, hat es mir dieser Film vor allem wegen seines außergewöhnlichen Stils angetan. Hier schreit einem alles ins Gesicht. Die grellen Farben, die stroboskopischen Effekte, die entfesselte Kamera, die dreht, zoomt, verschwimmt, wackelt und den Fokus verliert, der hämmernde Soundtrack, die Geräusche. Der ganze Film ist ein irrwitziger audiovisueller Trip. Spektakulär!

 

l_d_+_robots_zima_bluePlatz 1. Zima Blue (Zima Blue)

Die Journalistin Claire erhält überraschend eine Einladung des mysteriösen und öffentlichkeitsscheuen Künstlers Zima Blue, der seine Geschichte erzählen möchte, bevor er sein finales Kunstwerk offenbart. Zima Blue ist durch seine bahnbrechenden Kunstinstallationen berühmt geworden, einzelne geometrische Formen in blau, in zimablau, deren Größe stetig wuchs. Leinwände, die die Pyramiden überragten, bis in die Stratosphäre reichten und schließlich färbte Zima Blue einen ganzen Asteroidengürtel blau. Mit welchem finalen Kunstwerk könnte er dies noch übertreffen?

Zima Blue ist mit Abstand der tiefgründigste Film der Serie. In betörender Weise bricht er die große existentielle Frage des Seins auf eine einfache Prämisse herunter. Da ist der Künstler, der mit seiner Kunst versucht, die wahre Natur der Dinge zu ergründen und seinen Platz im Kosmos sucht. Aber die jahrzehntelange Suche durch immer größere Leinwände und die technische und körperliche Vervollkommnung des eigenen Selbst mittels kybernetischer Modifikationen, bringen Zima Blue nicht die Erkenntnis. Letztlich findet er die Wahrheit nur, indem er dorthin zurückkehrt, wo er herkommen ist.

Zima Blue ist ein faszinierender kleiner Film, der durch seine philosophischen Aspekte, denen eigentlich zutiefst buddhistische Motive zugrunde liegen, inspirierend wirkt und der mit seinen satten Farben und den Charakteren, die mit dickem schwarzem Pinselstrich umrandet sind, auch optisch einiges hermacht. Fast ist Zima Blue zu schade dafür, ihn nur im Kontext von Love Death + Robots zu sehen.

 

Abschließend sei noch angemerkt, dass ich alle 18 Filme sehenswert finde. Wenn nicht immer inhaltlich, dann doch zumindest stets visuell und aufgrund der Vielfalt. Mein größter Kritikpunkt ist, dass manche Filme eher wie ein langer Trailer wirken oder schlicht nicht auserzählt sind. Ein Beispiel ist Fish Night (Nacht der Fische), der eine interessante Vater-und-Sohn-Geschichte erzählt und mit seinen schönen Bildern zunächst vielversprechend erscheint. Aber das Ende bleibt leider unbefriedigend. Ein weiteres Beispiel ist Ice Age (Eiszeit), die mit Mary Elizabeth Winstead und Topher Grace die einzige Episode mit echten Schauspielern ist. Die Mini-Zivilisation im Eisschrank ist eine tolle Idee, aber es wird nichts daraus gemacht. Im Prinzip wird nicht mal eine Geschichte erzählt. Sehr schade, Mary Elizabeth Winstead und Topher Grace sind hier leider verschwendetes Talent.

Filme, die ich außerdem noch recht gut finde, die es aber nicht in meine Top 5 geschafft haben: der traditionell animierte 80er Jahre Macho-Horror Sucker of Souls (Seelenfänger), der cartoonige Monsterspaß Suits (Schutzanzüge) und die moderne Twilight-Zone-Reminiszenz Lucky 13 (Raumschiff Nr. 13).

Ich warte gespannt auf die 2. Staffel…

Hanna (Serie, 2019)

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Amazon Video – 8 Folgen

Ein Mädchen mit außergewöhnlichen physischen und kognitiven Fähigkeiten, antrainiert in einem geheimen CIA-Programm, befindet sich mit ihrem Vater auf der Flucht durch Europa und versucht dabei herauszufinden, wer sie ist und wo sie herkommt.

Die neue Amazon-Serie basiert auf dem gleichnamigen Film von 2011, an den ich mich nur noch bruchstückhaft erinnerte. Für diese Kritik habe ich mir den Film daher nochmals im Schnelldurchlauf angesehen. Im direkten Vergleich wirkt die Serie wie eine erweiterte Fassung der Geschichte, der Film hingegen häufig nur wie ein dünnes Grundgerüst. Das war mir schon damals bei der Erstsichtung des Films unangenehm aufgefallen. Die Handlung ist zu sehr kondensiert, wodurch die Figurenzeichnung leidet. Statt 2 Stunden Film hat die Serie nun fast 7 Stunden zur Verfügung, die überwiegend sehr gut genutzt werden. Viele Schlüsselszenen aus dem Film tauchen auch in der Serie auf, aber deutlich ausführlicher. Wie die dysfunktionale Hanna in der realen Welt zurecht kommt, Kontakte zu Gleichaltrigen knüpft und ihre erste Party feiert, bekommt in der Serie mehr Raum. Der Coming-of-Age-Faktor, den der Film andeutet, wird zu einem zentralen Element der Serie, insbesondere durch den Abnablungsprozess im Finale, das sich vom Filmende völlig unterscheidet.

Hannas Vater bekommt in der Serie eine Hintergrundgeschichte, Agentin Marissa ein Privatleben, was die von Mireille Enos gespielte Figur deutlich vielschichtiger macht als Cate Blanchets Filmversion. Außerdem erfährt der Zuschauer in der Serie Genaueres über Hannas Mutter und das CIA-Programm; Dinge, die im Film kaum eine Rolle spielen. Manch einer mag hier zu viel Drama vermuten für eine Serie, die eigentlich ein Actionthriller ist. Man könnte aber auch sagen: viele Details, die die Geschichte erst lebendig machen. Ich bin in dieser Hinsicht etwas zwiegespalten. Ob es unbedingt eine ganze Folge gebraucht hätte, die Hanna bei ihrer neuen Freundin in England zeigt, sei dahingestellt. Aber im Großen und Ganzen funktioniert der Mix aus Drama und Action.

Nachdem ich mir den Film noch einmal angesehen habe, ist die Serie bei mir im Ansehen deutlich gestiegen. Mein ursprüngliches Interesse an der Serie galt in erster Linie Joel Kinnaman und Mireille Enos, die nach dem sehr guten Serien-Remake The Killing hier erstmals wieder zusammen vor der Kamera zu sehen sind. Als gegensetzliches Ermittler-Duo in The Killing haben die zwei nämlich sehr gut miteinander harmoniert. In Hanna stehen sie auf verschiedenen Seiten: Kinnaman spielt Hannas Vater, Enos die Agentin, die die beiden jagt. Auch das passt perfekt, so dass ich zukünftig hoffentlich noch weitere Zusammenarbeiten sehen werde.

Hanna wird von der Newcomerin Esme Creed-Miles gespielt, die ähnlich performt und ähnlich überzeugt wie Saoirse Ronan im Film. Erwähnenswert sind auch die deutschen Schauspieler einschließlich Benno Führmann, die alle eine gute Vorstellung abliefern.

Als Fazit bleibt, dass mir die Serie in letzter Konsequenz besser gefällt als der Film. Die Serie ist durchaus spannend, stringent erzählt und bietet einige richtig starke Szenen. Speziell was die Action anbelangt, hat die Serie tatsächlich mehr zu bieten als der Film. Mein Problem ist, dass die Serie in keiner Weise neue Maßstäbe setzt. Wer die Serie nicht sieht, verpasst nichts. Empfehlen kann ich die Serie daher denen, die generell Interesse an dem Thema haben, den Film wahlweise gut oder schlecht fanden – beiden Parteien bietet die Serie genug Gratifikation – oder denen, die, wie ich, die Schauspieler mögen.

Nachtrag: Soeben wurde von Amazon eine zweite Staffel bestätigt. Die bräuchte ich nicht unbedingt, da die erste Staffel die Geschichte befriedigend abschließt. Aber wie so oft, handelt es sich hier um eine Geschichte, die man endlos weitererzählen kann.

Die Karte mit dem Luchskopf und Honey West

Ich bin stets aufs Neue überrascht, welche Anzahl von Filmen, Serien und Hörspielen das rührige Label Pidax Monat für Monat veröffentlicht. Pidax hat sich auf die Produktionen spezialisiert, die schon seit geraumer Zeit nicht mehr oder niemals zuvor käuflich zu erwerben waren. Das können Klassiker und Publikumslieblinge sein, aber auch wenig Bekanntes. Folgend soll es um eine bestimmte Serie gehen.

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Einige Pidax-Veröffentlichungen sind auch auf Amazon Prime Video verfügbar, wo ich die Serie Die Karte mit dem Luchskopf entdeckt habe. Die Serie ist gleich in mehrfacher Hinsicht interessant. Die Karte mit dem Luchskopf startete am 3. April 1963 im ZDF, nur zwei Tage nach dem offiziellen Sendebeginn des Senders, und ist damit nicht nur die erste Krimiserie, sondern die allererste Serie des ZDF überhaupt. In der Serie eröffnet die „junge und überaus attraktive Kai Fröhlich“ (Werbetext) ein Detektivbüro, womit man der Serie auch attestieren kann, die erste deutsche Serie mit einer Detektivin in der Hauptrolle zu sein. Kai Fröhlich, gespielt von Kai Fischer, die Genrefans in etlichen Gangster- und Horrorstreifen der 50er und 60er Jahre begegnet sein dürfte, richtet ihr Büro im Haus der Tante ein. Damit die Kunden der Detektei ihr als Frau unvoreingenommen entgegen treten, erfindet sie einen imaginären männlichen Chef namens Luchs und sie selbst gibt sich als dessen Sekretärin aus.

Bei der titelgebenden Karte handelt es sich um die Visitenkarte der Detektei, die in der gesamten Serie allerdings keine große Rolle spielt. In den meisten der dreizehn Folgen läuft die Handlung darauf hinaus, dass Kai Fröhlich sich irgendwo undercover einschleicht, sei es eine Autowerkstatt, um Autoschieber hops zu nehmen oder eine Hipster-Kommune, um den Diebstahl eines Gemäldes aufzuklären.  Das ist zwar fernsehhistorisch sehenswert, aber formal betrachtet aus heutiger Sicht ziemlich naiv geschrieben und bieder inszeniert. Das mag das deutsche Publikum damals freilich ganz anders gesehen haben. Aber Die Karte mit dem Luchskopf hat letztlich keine nachhaltige Wirkung gehabt, andernfalls wäre die Serie nicht nur eine Fußnote der deutschen Fernsehgeschichte geblieben. Immerhin sorgt die Pidax-Veröffentlichung für eine größere Bekanntheit.

An dieser Stelle komme ich nicht umhin, einen Blick auf England und die USA zu werfen. Diana Rigg sollte als Emma Peel zwar erst 1965 mit ihrem Einstieg in die vierte Staffel von The Avengers (Mit Schirm, Charme und Melone) für Furore sorgen, doch mit Dr. Catherine Gale, gespielt von Honor Blackman, besaß die Serie bereits seit der ersten Staffel eine Figur, die ein neues, emanzipiertes Frauenbild transportierte, dessen Einfluss auf Die Karte mit dem Luchskopf naheliegend erscheint. Dem deutschen Publikum dürfte die Serie damals weitgehend unbekannt gewesen sein, denn die deutsche Erstaustrahlung von The Avengers fand erst 1966 statt. Auch übrigens im ZDF.

Ein weiterer Vergleich drängt sich mit der amerikanischen Serie Honey West auf. In dieser Serie übernimmt die von Anne Francis gespielte Titelfigur von ihrem verstorbenen Vater eine Detektivagentur und klärt ähnliche Fälle wie ihre Kollegin Kai Fröhlich, allerdings alle eine Nummer spektakulärer. Ein paar Ähnlichkeiten stechen bei diesen beiden Serien besonders ins Auge:

Kai Fröhlich nennt sich Luchs und hat den Luchskopf auf den Visitenkarten, während Honey West einen Ozelot als Haustier besitzt.

Kai Fröhlich fährt einen MG A 1500, Honey West eine Shelby Cobra 289.

Skillz! Beide können Judo.

Beide finden sich desöfteren in brenzligen Situationen wieder.

Beide haben eine Tante, die sich überall einmischt.

Beide nutzen High-Tech-Gadgets.

Sowohl Kai Fröhlich als auch Honey West haben einen männlichen Sidekick, mit dem sie sich kabbeln. Hauptwachtmeister Kargel (gespielt von Karl-Otto Alberty) taucht bei Kai Fröhlich allerdings nur hin und wieder mal auf, während Sam Bolt (gespielt von John Ericson) ständiger Helfer und Begleiter von Honey West ist.

Die zwei Serien nutzen also sehr ähnliche Komponenten und Tropes. Bei allen anderen Punkten könnte man sagen: Zufall. Aber der Luchs und der Ozelot? Das liegt zu nahe. Kann Die Karte mit dem Luchskopf von Honey West inspiriert worden sein? Auf den ersten Blick scheint das unwahrscheinlich, denn Honey West entstand zwei Jahre nach der deutschen Serie. Auf den zweiten Blick wird es allerdings plausibler, denn die Serie Honey West basiert auf einer Romanreihe, deren erster Roman bereits 1957 erschien, also weit vor Die Karte mit dem Luchskopf, und beinhalte bereits oben genannte Merkmale vom Ozelot über den Roadster bis zum Sidekick.

Im Abspann von Die Karte mit dem Luchskopf heißt es: Drehbuch Wolf Neumeister, nach einer Idee von Kai Fischer. Deutsche Übersetzungen der Honey-West-Bücher erschienen erst 1969 im Loh-Verlag, aber aufgrund ihrer internationalen Tätigkeit in den 50er und 60er Jahren, könnte es im Bereich des Möglichen liegen, dass Kai Fischer die Romane bekannt waren. Letztlich aber bleibt das Spekulation, denn die Ähnlichkeiten können tatsächlich auch ein schräger Zufall sein.

Wie schon erwähnt, geht bei Honey West alles eine Nummer größer zu. Die Fälle sind spektakulärer und die Action ist aufsehenerregender. Bereits in der ersten Folge gibt es eine rasant inszenierte Autoverfolgungsjagd zu sehen. Überhaupt wirkt Honey West deutlich dynamischer speziell was Kamera und Schnitt anbelangt. Ein kesser Swing-Soundtrack von Joseph Mullendore tut sein übriges dazu. Die Karte mit dem Luchskopf ist dagegen nahezu musiklos und wirkt in vielen Szenen statisch. Trotz der kurzen Laufzeit von 25 Minuten pro Episode, gelingt es der Serie nur selten Tempo aufzunehmen. Honey West besitzt abwechlsungsreichere Sets und deutlich mehr Außendrehs. Und schließlich ergibt sich auch in den Dialogen noch mal eine große Diskrepanz. Bei Honey West und ihrem Partner Sam Bolt geht es deutlich screwballiger zu. Deren verbaler Schlagabtausch wirkt auch heute noch recht launig, wohingegen die Dialoge beim deutschen Pendant oft blass und bemüht wirken.

Eine größere Ähnlichkeit besteht beim Typus von Honey West und Kai Fröhlich und dem Frauenbild, das vermittelt wird. Beide treten forsch und fordernd auf, spielen aber auch die ahnungslose, hilflose Frau, wenn es nötig ist, um den Fall zu lösen. Beide wissen, was sie wollen und können, werden mitunter nicht ganz ernst genommen und müssen sich beweisen. Kai Fröhlich mehr als Honey West. Honey West’s Beruf als Detektvin wird tatsächlich selten hinterfragt oder angezweifelt, während Kai Fröhlich sich hinter einem imaginären männlichen Chef verstecken muss. Auch ein schöner amerikanisch-deutscher Gegensatz. Honey West streicht den Ruhm in stolzer Selbstverständlichkeit ein, Kai Fröhlich genießt ihre Siege dagegen in aller Bescheidenheit; und bleibt dafür in der Öffentlichkeit aber auch auf ewig nur die Sekretärin.

Der Vergleich mag ein wenig unfair sein. Was Budget und Fernseh-Erfahrung anbelangt, lagen die Amerikaner schon immer weit vorn. Nichtsdestotrotz eignen sich die beiden Serien sehr schön für einen Vergleich des deutschen Fernsehens mit dem amerikanischen Fernsehen in den 1960er Jahren, weil sie trotz der Gegensätzlichkeit so ähnlich sind. Die Karte mit dem Luchskopf ist dank Pidax und Amazon als DVD und Stream verfügbar. Honey West ist als englischsprachige DVD erhältlich und zudem finden sich etliche Folgen auf Youtube.

Serien 2018

Weils so schön ist, gleich noch eine Liste. Die Serienneustarts 2018, die mich besonders begeistert haben, sind diese fünf:

Killing Eve

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Eine durchgeknallte Auftragsmörderin namens Villanelle mordet sich durch Europa. Die MI5-Ermittlerin Eve Polastri erkennt die Zusammenhänge, wird aber wegen eines Dienstvergehens gefeuert. Daraufhin erhält sie von der Auslandssektion des MI6 die Chance eine inoffizielle Sondereinheit zu gründen, um die Killerin aufzuspüren. Villanelle bekommt unterdessen Wind von der Sache und entwickelt eine stalker-artige Leidenschaft für Eve. Obwohl zuerst in Todesangst, fühlt sich auch Eve bald zu der unberechenbaren Psychopathin hingezogen. Von da an beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Rollen von Jägerin und Gejagter ständig wechseln.

Dem positiven Medien- und Zuschauerecho kann ich mich nur anschließen. Killing Eve ist sowohl Thriller als auch schwarze Komödie mit wohldosiertem Humor und trotz Blut und Brutalität voller überraschender Leichtigkeit und mit Verve inszeniert – und gespielt. Sandra Oh als zielstrebige Ermittlerin und Jodie Comer als völlig Wahnsinnige, die in sexuelle Erregung gerät, wenn sie ihren Opfern beim Sterben zusieht, bieten hier eine große Show. Warum die Serie noch keinen deutschen Starttermin hat, ist mir ein Rätsel. Nachtrag: Die Serie ist mittlerweile über Amazon Prime auf dem Starzplay Channel und als DVD verfügbar.

 

The Haunting of Hill House

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Die famose Netflix-Horrorserie habe ich bereits hier vorgestellt.

 

The Terror

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Ein echter Downer. Wer was für die gute Laune sucht, muss woanders schauen. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Roman von Dan Simmons, der die gescheiterte Arktis-Expedition von John Franklin thematisiert und mit Elementen des fantastischen und realen Horrors kombiniert. Ironischerweise hätte es das Monster gar nicht gebraucht, denn das wahre Monster ist in dieser Geschichte mal wieder der Mensch selbst.

Die Serie strahlt zu jeder Sekunde die pure Hoffnungslosigkeit aus und der Zuschauer weiß, dass dieses düstere Abenteuer kein gutes Ende nehmen wird. Der Kontrast zwischen der gedrängten Enge in den Schiffen und der weiten arktischen Unwirtlichkeit außerhalb ist gut in Szene gesetzt. Dazu eine feine Schauspielerriege und ein die Atmosphäre unterstreichender minimalistischer Soundtrack. Die erste Staffel steht auf Amazon Prime Video zum Abruf. Eine zweite Staffel ist für 2019 angekündigt, was mich überrascht, denn die Geschichte ist eigentlich auserzählt. Ich hoffe auf eine sehenswerte Weiterführung.

 

Strange Angel

Augurs of Spring

Strange Angel erzählt die Geschichte des Raketenwissenschaftlers Jack Parsons, der in den 1930er Jahren die erste Rakete mit heterogenem Festtreibstoff erfand und so maßgeblich die Raumfahrt beeinflusste. Einen kuriosen Twist erhält Parsons Biografie dadurch, dass er ein Anhänger von Aleister Crowleys okkulter Thelema-Bewegung war. Das prädestiniert die Figur Parsons geradezu für eine spannende Serienumsetzung. Auf der einen Seite Wissenschaftler, auf der anderen Seite Mitglied eines verschrobenen Kults mit sexualmagischen Ritualen. Die erste Staffel von Strange Angel spielt mit diesem Gegensatz auf anschauliche Weise und zeigt, wie und warum Parsons in den Bann der örtlichen Loge gerät, während er gleichzeitig versucht, die Wissenschaft zu revolutionieren.

Die Serie überzeugt visuell und hat eine tolle Besetzung. Zugegebenermaßen könnte die Serie etwas mehr Tempo gebrauchen. Man könnte auch sagen, die Erzählweise korrespondiert mit der Karriere von Parsons, die anfangs mehr als einmal ins Stocken gerät und das nicht nur, weil seine Raketen nicht zünden. Vielleicht befasst sich die Serie tatsächlich etwas zu ausführlich mit den Eheproblemen von Parsons und seinem Nachbarn. Da mich die Geschichte aber so begeistert, kann ich über diese Unzulänglichkeiten hinwegsehen. Die Serie ist bisher leider nur über den Streaming-Dienst CBS All Access zu sehen.

 

The End of the f***ing World

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Der 17-jährige Außenseiter James hält sich selbst für einen Psychopathen und fantasiert von einem Mord, als die neu an die Schule gekommene Alyssa ihn überzeugt sie bei der Suche nach ihrem leiblichen Vater zu begleiten. James willigt ein, weil er sie für sein perfektes erstes Mordopfer hält. Mit einem geklauten Auto begeben sich die Beiden auf einen Roadtrip, der nicht nur die Suche nach Alyssas Vater ist, sondern sich auch als Suche nach Sinn und Bedeutung in einer düsteren Welt entpuppt.

Trotz nihilistischer Weltsicht und rabenschwarzem Humor handelt es sich hierbei um eine romantische Komödie mit Feinsinn. Die Serie hat nicht nur einen originellen Plot, sondern ist außerdem außergewöhnlich gut inszeniert und in 8 mal 25 Minuten schön kompakt erzählt. Staffel 1 steht auf Netflix, eine zweite Staffel ist angekündigt.

 

Honorable Mention

Folgende Serien haben es letztlich nicht ganz in meine Top 5 geschafft, bedürfen aber durchaus besonderer Erwähnung.

Altered Carbon

Viel eye candy, viel Action, solide Story mit etlichen tollen Ideen. Läuft nicht ganz rund, macht aber tierisch Spaß. Freue mich auf die zweite Staffel, auch wenn Joel Kinnaman nicht mehr dabei sein wird.

Lost in Space

Wie Altered Carbon, aber für die ganze Familie. Ein richtig schönes Remake der Serie aus den 1960ern. Irgendwie ist es der Serie gelungen, dass ich über die ganzen Klischees und Logiklöcher und nervenden Figuren hinwegsehen konnte. Erweckte eine kindliche Freude in mir.

Maniac

Äußerst bizarre Mini-Serie, die in einer retro-futuristischen Welt im 1980er-Jahre-Look spielt. Wenig ergibt Sinn, bis zur finalen Folge. Und bis dahin ist es eine irre Reise durch die Gedanken zweier Menschen, die auf seltsame Weise miteinander verbunden sind.

Future Man

Rasante Zeitreisekomödie mit vielen popkulturellen Anspielungen und mit wenig Tabus. Es geht mal wieder um nichts Geringeres als die Welt zu retten, aber die Drehbuchautoren schöpfen aus dem Vollen und schrecken vor nichts zurück. Verdammt lustig.

Impulse

Aus dem mittelmäßigen Science-Fiction-Action-Film Jumper von 2008 hat Youtube eine überraschend gute Coming-of-Age- und Traumabewältigungs-Geschichte gemacht, die weniger auf hektische Rumspringerei und mehr auf Teenage-Angst und Familientragödie setzt. Das ist alles recht schlüssig geschrieben und die Autoren wissen, wann es Zeit ist, die Nebenschauplätze zu verlassen und die Jumper-Haupthandlung weiterzuspinnen.

Star Trek: Discovery

Das ist schon lustig, wie sich die Fanboys über diese Serie empören. Mir haben schon die Kinofilme von J.J. Abrams gefallen und da die Serie eine ähnliche Richtung einschlägt, habe ich auch hier meinen Spaß. Wer Old-School-Star-Trek haben möchte, kann ja The Orville schauen und für die, die ernsthafte Science-Fiction suchen, für die gibt es The Expanse.

Deutschland 86

Nicht so temporeich wie Deutschland 83, dennoch eine sehenswerte Fortsetzung. Behandelt ein sonst eher vernachlässigtes Thema, nämlich die dubiosen Waffengeschäfte der DDR mit dem Apartheid-Regime in Südafrika. Allerdings verliert sich die Serie auch ein wenig in etlichen Nebenplots.

 

Gerry Anderson’s Firestorm

Als großer Fan von Gerry Anderson und seinen Marionettenserien hat es mich sehr gefreut, als sein Sohn Jamie Anderson vor vier Jahren eine neue Produktion im Geiste seines verstorbenen Vaters ankündigte. Mit Hilfe einer Kickstarter-Aktion konnte eine 9-minütige Pilotepisode produziert werden, die seit Oktober kostenlos auf Youtube verfügbar ist.

Gerry Anderson hatte bereits 2001 die Idee zu dieser Serie, konnte die Serie aber nicht nach seinen Wünschen umsetzen. Aus dem Konzept wurde daraufhin 2003 eine japanische Anime-Serie, also etwas, das kein Fan von Gerry Andersons Marionetten eigentlich sehen will.

Die nun vorliegende Pilotepisode zeigt, wie es besser geht; mit technisch ausgeklügelten Marionetten, detailreichen Miniaturmodellen und echten Explosionen. Wie in guten alten Zeiten eben. Die Episode dient hauptsächlich als Proof-of-Concept und soll Fernsehsender oder Streaming-Anbieter ins Boot holen, um eine komplette Serie zu realisieren. Und die Zeichen stehen nicht schlecht: die Vorproduktion der Serie ist gestartet. Um auf dem Laufenden zu bleiben, empfehle ich die offizielle Facebook-Seite.

Übrigens bin ich immer davon ausgegangen, dass es teurer ist, eine solche aufwändige Puppenserie zu drehen, als eine Serie mit Schauspielern. Auf meine Anfrage hin, belehrte mich Jamie Anderson eines Besseren. Laut seiner Aussage halten sich die Kosten in etwa die Waage.