Martine Beswick in der Werbung von West

Die englische Schauspielerin Martine Beswick wurde durch ihre Auftritte in den James-Bond-Filmen Liebesgrüße aus Moskau und Feuerball einem größeren Publikum bekannt. Fans von Fellbikini-Filmen erfreuten sich an ihren Werken Eine Millionen Jahre vor unserer Zeit (an der Seite von Racquel Welch) und Prehistoric Women. In den 70ern und 80ern sah man Beswick in einer ganzen Reihe von Horror- und Science-Fiction-Streifen, darunter die sehr schön gefilmte Gender-Swap-Variation der klassischen Stevenson-Horrorgeschichte: Dr. Jekyll & Sister Hyde aus den Hammer Film-Studios. Ja, in den meisten Filmen war sie diejenige mit der wenigsten Kleidung.

Anfag der 90er Jahre wurde Martine Beswick für eine Werbekampagne der Zigarettenmarke West (Reemtsma) engagiert. Dies sind zwei der Werbeanzeigen. In der Dokumentation Invasion of the Scream Queens (1992) gibt es einen Kommentar von ihr dazu:

I just did a West cigarette commercial for Germany. And this is the second time- no, the third time I worked with them. There is a character that they came up with a year and a half ago which is the Dominatrix. And I’m all over Germany in this amazing dominatrix outfit. I’m on billboards, I’m on televísion, I’m on the big screen. In this commercial!

And they came back again to do it in L.A. And I just shot it a couple weeks ago. It was hilarious. I mean just hilarious! So that was kind of fun to do. I mean the kind of commercials I do they are always over the top. Way out there, you know.

Leider sind das die einzigen Bilder, die ich habe. Von der erwähnten Fernseh- und Kinowerbung habe ich noch nichts gesehen. Im Internet findet man zwar einige West-Clips aus der Zeit, aber keine dieser speziellen Kampagne. Was man allerdings findet, sind interessante Hintergrundinfos. Mit der Werbung, speziell dem zweiten Bild, sollten Schwule angesprochen werden. 1990/1991 gab es einen Marlboro-Boykott wegen der Unterstützung eines schwulenfeindlichen US-Senators durch den Zigarettenhersteller Philip Morris. Der Boykott war erfolgreich, woraufhin nicht nur Philip Morris Besserung gelobte, sondern auch alle anderen Zigarettenhersteller plötzlich die LGBTQ-Community als lohnende Zielgruppe entdeckte. Einen Artikel dazu findet man hier und bei der taz.n

The more things change…

…the more they stay the same heißt ein englisches Sprichwort, das soviel bedeutet wie, dass augenscheinlich große Veränderungen nicht immer auch große Bedeutung haben und letzlich nur den Status Quo verfestigen. Oder anders gesagt: Vieles bleibt gleich, egal wie viel sich auch ändert.

Vor 40 Jahren, im Herbst 1982, hat Roy Scheider dem Playboy Guide: Electronic Entertainment ein Interview gegeben. Dort ging es neben Scheiders früheren und aktuellen Projekten – das Interview wurde nach seiner Oscar-Nominierung für All that Jazz und kurz vor der Veröffentlichung von Still of the Night und Blue Thunder geführt – auch um den Zustand des Kinos in Anbetracht der Konkurrenz zu Hause bei den Zuschauern. Und zwar nicht so sehr die Konkurrenz durch die Videokassette, sondern durch das boomende Fernsehen. Das war die Zeit, in der Satelliten- und Kabel-Programme richtig durchstarteten und zunehmend hochwertigere Produktionen in Auftrag gaben, und Kinostudios anfingen, ihre Filme auch auf Fernsehtauglichkeit zu trimmen, um sie nach der Kinoauswertung an die Fernsehsender verkaufen zu können.

In dem Interview finden sich ein paar interessante Punkte, die den Wandel der Filmbranche dokumentieren, die aber auch heute noch oder wieder aktuell sind. Scheider beschreibt das Rennen um immer größere Filmprojekte und üppigere Spezialeffekte als einen Trend, dem das Publikum irgendwann überdrüssig sein würde, um sich dann wieder auf Filme, in denen es um Menschen und nicht um Effekte geht, zu besinnen: „They’ll want to see people. It’ll come back. Always does. You always have to come back to people“.

Der nächste Absatz ist ein Evergreen, der auch immer noch gern gesungen wird: „I think we’re now in a political situation rife with wars, all over the world, and people are upset and anxious; they seem to want science fiction, fantasy, escape or comedies. It all goes in cycles. So after a while, you’ll see the comeback of smaller pictures…“

In schlechten Zeiten will das Publikum Ablenkung und leichte Kost. Dass großbudgetierte Effektfilme damals nur ein Trend gewesen wären, der mal kommt, mal geht, kann man aus heutiger Sicht allerdings herzlich verneinen. Heute regieren immer noch und mehr denn je die Blockbusterfilme das Kino. Es mag natürlich gewisse Trends von Filmen und Genres geben. Aber, und das ist die gute Nachricht, der „kleine Film“ war nie davon bedroht, vom Big-Budget-Blockbuster abgelöst oder verdrängt zu werden. Es hat sich herausgestellt, dass das große Effektkino wunderbar mit kleineren Filmen und Indie-Produktionen koexistieren kann. Mehr noch. Unter Umständen sind die kleinen Filme nur möglich, wenn sie durch die Einnahmen der Blockbuster querfinanziert werden.

Scheider sagt in dem Interview voraus, dass es zukünftig – er spricht konkret von den nächsten drei Jahren – vermehrt Filme geben wird, die speziell und exklusiv fürs Fernsehen gedreht werden und er damit kein Problem hat, weil er sich in erster Linie als Schauspieler sieht und das Medium dabei egal ist: „People will pay two or three bucks to see Roy Scheider in a first-run film that blankets the country on cable. And if you want to see it again, you’ll have to pay for a tape. See, if an actor is an actor, what does it matter what medium you use? What do I care if people pay two dollars to see it one time in their home or five dollars in a movie house, where only one third of the people see it. More people will see my work at home. I’m just not interested in the medium.“

Zu diesem Zeitpunkt war diese Voraussage natürlich keine Hexerei. Es war abzusehen. Ein Jahr später drehte Scheider tatsächlich zwei Fernsehfilme für Disney und NBC. Dass Schauspieler zwischen Kino und Fernsehen hin und her wechselten, war damals nicht unbedingt die Norm. Heute sieht das anders aus.

Überhaupt steht die Filmindustrie heute wieder vor einem ähnlichen Umbruch. Was damals das Fernsehen war, ist heute das Streaming. Erneut scheint eine Verschiebung vom Kino nach Hause stattzufinden. Mit wesentlichen Unterschieden. Die technischen Voraussetzungen, die Scheider beschreibt, dass das Filmformat auf 4:3 angepasst werden musste, und die gesetzlichen Restriktionen, was im Fernsehen gezeigt und gesagt werden darf oder eben nicht, spielen heute bei den Streaminganbietern keine (große) Rolle mehr. Fast alles ist möglich. Und alles kann viel leichter umgesetzt werden.

Den Trend oder den Kreislauf, wie es Scheider nennt, dass sich Effektfilme – oder, was ja eigentlich damit gemeint ist: oberflächliche Big-Budget-Filme – mit tiefgründigen kleinen Filmen abwechseln, hat es so nicht gegeben. Aber die damaligen Einschätzungen von Scheider spiegeln die heutige Situation doch, wenn auch auf verzerrte Weise, eindeutig wider. „It all goes in cycles“ trifft zu.

Julie Strain (1962 – 2021)

In my image, I created this third person and sculpted this thing with bodybuilding, grew my hair long, then learned kickboxing so I could beat up people in real life. I’m a full-busted bitch Barbarella.

Julie Strain

Am 10. Januar ist die amerikanische Pinup- und B-Film-Ikone Julie Strain im Alter von 58 Jahren gestorben. Nach über 130 Filmen verschwand sie 2009 fast unbemerkt aus der Öffentlichkeit. Ein Schock, als 2018 die Nachricht die Runde machte, dass sie an einer rasch fortschreitenden Form von Demenz erkrankt war. Die führte man auf eine Gehirnverletzung zurück, die Julie Mitte der 80er Jahre bei einem Reitunfall erlitt. Schon damals verursachte der Unfall eine vorübergehende Amnesie, so dass sie grundlegende Dinge neu erlernen musste. Nun hat sie dieser Unfall wieder eingeholt. 30 Jahre später. Ein Streich des Schicksals. Julies langjähriger Lebensgefährte hat auf Facebook eine bewegende – und mir fast zu intime – Erklärung über ihr Ableben veröffentlicht.

Meine erste Begegnung mit Julie Strain war Beverly Hills Cop III. Dort muss man genau hinsehen, um sie zu erkennen. Sie hat in dem Film einen Mini-Auftritt im Werbeclip für den „Annihilator 2000“.

Kurz darauf tauchte sie in Die nackte Kanone 33 1/3 auf. Als Dominatrix in der Samenbank. No kidding. Ja, 1994 war das noch lustig. Der Auftritt währte nur einen kurzen Male Gaze von unten nach oben.

Die 90er Jahre hindurch, als ich viel Zeit in Videotheken verbrachte, sah ich sie dann öfter in deutlich größeren Rollen, aber in merklich billigeren Filmen. Sie war immer diejenige, die alle anderen um einen Kopf überragte. Und das nicht nur, wenn sie High Heels trug. Über ihre Ambitionen in Sachen Schauspiel sagte Julie einmal unverblümt, dass sie „lieber sexy und gut aussähe, als eine gute Schauspielerin zu sein – und dafür so auszusehen, wie diese Tussi in Fargo“, womit sie natürlich Frances McDormand meinte („I’d rather be sexy and look good, than be a great actress – and look like that chick who did Fargo.“).

Auch deswegen musste man Julie mögen. Sie nahm kein Blatt vor den Mund und machte sich selbst nichts vor. Das ist wahrscheinlich ein Grund, warum es ihr von all den Pinup-Models und B-Film-Sternchen gelang, ihren eigenen Namen zur Marke zu machen. Das und ihre Entschlossenheit. In der Dokumentation Some Nudity required (1998) erzählt sie davon, wie sie als Kind unter dem Bett ihrer Mutter Playboy-Hefte fand und davon träumte, eines Tages „eine dieser schönen Frauen zu sein“. Und wie es später ihr „Masterplan“ war, Penthouse-Pet zu werden und dann Pet of the Year, um mit diesem Titel an Filmrollen zu kommen und die Leiter nach oben zu klettern. Da ist die klare Erkenntnis, dass sie von diesem Business, von diesen Filmen ausgenutzt wird („exploited“), sie selbst aber auch im Gegenzug diese Filme nutzt, um dorthin zu gelangen, wo sie hinwill. Ein fairer Deal in ihren Augen. Zumal sie mit ihren Nacktauftritten nie ein Problem hatte: „Ich zeige lieber meine Titten und krieg dafür 1000 Dollar, als im Restaurant zu arbeiten. Ich war sowas von bereit, meinen Körper mit der Öffentlichkeit zu teilen, als ich mit 28 in dem Business anfing, es war mir egal […] Ich liebte es, mich zu zeigen“ („I’d rather show my tits and make a thousand bucks than work in a restaurant! I was so ready to share my body at age twenty-eight when I really got started in this business, I didn’t mind […] I enjoyed showing off.“).

Dass Julie im Penthouse landete, war dem Zufall geschuldet. Sie kam eigentlich nach Los Angeles, um ihren Traum vom Playboy-Model zu verwirklichen. Sie schaffte es in das Tall-Girls-Pictorial der Juli-Ausgabe 1991. Aber nach Julies Bewerbung zum Playmate, vertröste sie der Playboy und lies sie im Unklaren über ihre Zukunft beim Heft. Da bedurfte es nicht mehr viel Überredungskunst von Fotografin Suze Randall, die Julie unbedingt für den Penthouse haben wollte.

Als Julie Strain einige Jahre später auf Kevin Eastman traf, fanden sich zwei Gleichgesinnte. Kevin Eastman war der Erfinder der Teenage Mutant Ninja Turtles und Herausgeber des amerikanischen Comic-Magazins Heavy Metal. Ihre Ehe hielt zwar nicht, führte aber zu gemeinsamen Veröffentlichungen und half, Julies Status als Pinup-Ikone zu zementieren. Julie wurde etliche Male im Heft und auf dem Cover von Heavy Metal gefeatured und wurde so zum Modell vieler bekannter Maler und Comic-Zeichner, darunter Boris Vallejo, Olivia DeBernardis, Simon Bisley, Alfonso Azpiri, Luis Rojo, Juan Giménez, Hajime Sorayama und viele mehr, die alle von ihr in höchsten Tönen schwärmten. Hier eine Auswahl ihrer Heavy-Metal-Titel:

Aus der Zusammenarbeit von Julie Strain und Kevin Eastman entstand das Sequel zum Kultfilm Heavy Metal, das als Heavy Metal 2000 in den USA und als Heavy Metal F.A.K.K.2 in Deutschland ins Kino kam. Julie, die in dem Film ihr animiertes Alter Ego spricht, übernahm natürlich gleich die Promotion für den Film, da außer ihr niemand sonst diesen absurd pornösen Hauch von Nichts tragen konnte.

Eine ganze Galerie mit Promofotos zum Film findet man beim Wortvogel.

2001 erschien beim Heavy-Metal-Verlag das Buch „Julie Strain’s Greatest Hits“, das ich mir, damals noch ganz vom Julie-Fieber gepackt, direkt bestellte. Wenn man ein Buch von und über Julie Strain braucht, dann dieses. Greatest Hits beinhaltet die zuvor veröffentlichten Bücher „It’s only Art if it’s well hung“ und „Six Foot One and worth the Climb“, ergänzt um zusätzliches Material. Auf 300 Seiten gibt es die volle Julie-Strain-Packung von hart bis zart, von Trash bis Kunst.

Kurz darauf erschien mit „A Nightmare on Pin Up Street“ ein zweites dickes Buch. Dieses enthält etwa zu einem Drittel Bilder von Julie und zeigt sonst vorwiegend Fotos, die Julie von ihren Model-Freundinnen geschossen hat. Somit ist das Teil eher was für Komplettisten.

Neben Penthouse und Heavy Metal war Julie über die Jahre in einer Unmenge anderer Magazine zu sehen. Hier eine kleine Auswahl von Covern und Anzeigen. Actionfiguren gab es auch.

Nach dem Buch Greatest Hits habe ich Julie dann langsam aus den Augen verloren. Die Filme, die immer billig waren, wurden noch billiger. Bis hin zur Unguckbarkeit. Statt B-Filme sind dass dann auch mal Z-Filme gewesen. Beginnend mit Mitte der 2000er drehte sie deutlich weniger Filme und ihre Auftritte wurden seltener. Einige Jahre zuvor, als sie Guns of El Chupacabra drehte, wurde sie gefragt, wie lange sie das hohe Pensum noch durchhalte. Sie antwortete: „Ich gehe in Rente, wenn ich 40 bin. Ich hoffe, dass ich leise abtreten kann, aber ich bin Christin, daher muss ich das Gott überlassen […] Ja, die Nackt- und Liebesszenen gefallen Christen nicht, aber wer sind die, dass sie über mich urteilen? In meinem Buch Six Foot One and worth the Climb spreche ich das an. Ich nenne es Das Zeugnisgeben. Wenn ich nur eine Seele retten kann, die in den Himmel kommt, weil ich meine Titten gezeigt habe, dann habe ich meinen Job für Jesus getan. Titten für Jesus!! Das ist mein Motto („[I am] going to retire when I’m 40. I hope I can go quietly, but I am a Christian so I have given that worry to God […] Yes, the nudity and love scenes probably doesn’t sit right with Christians. But who are they to judge? I address Christianity in my book, Six Foot One and worth the Climb. It’s called The Witnessing. If I can save one soul – that’s one going to heaven because I showed my tits – then I have done my job for Jesus. Tits for Jesus!! That’s my motto.“).

Viel besser kann ich dieses Posting kaum ausklingen lassen, als mit diesen augenzwinkernden, fast schon prophetischen Worten. Rente mit 40 hat nicht ganz geklappt. Aber ein leiser Abtritt von der irdischen Bühne war es. Ein verdammt leiser. Ein Gegensatz zu dem lauten und grellen Rest ihres Lebens.

Zum Abschluss folgen noch Screenshots aus 30 ihrer Filme, die zwischen 1990 und 2003 entstanden sind, chronologisch geordnet. Das entspricht gerade mal einem Viertel von Julies gesamtem Spielfilm-Output. Ich habe tatsächlich alle Filme durchgeschaut und eigenhändig Screenshots erstellt. Eine Heidenarbeit. Und der Hauptgrund, warum der Nachruf erst jetzt erscheint und nicht schon drei Wochen früher.

Weiterlesen „Julie Strain (1962 – 2021)“

Ein Filmheft aus Japan

Auf eBay gestöbert und Eva Renzi auf dem Cover eines alten japanischen Filmmagazins entdeckt. Da dachte ich mir, das könnte ich ja mal kaufen.

Es handelt sich um eine Ausgabe von Kinema Junpo (キネマ旬報), kurz: Kinejun (キネ旬), Nr. 477 vom September 1968. Kinejun hat eine interessante Geschichte. Es ist Japans ältestes Filmmagazin, gegründet 1919 (!) von vier Studenten, Anhänger der Pure-Film-Bewegung, die das japanische Kino dafür kritisierte, im Prinzip einfach nur Theater abzufilmen, anstatt die filmischen Möglichkeiten auszunutzen, und daher den ausländischen Film bevorzugte.

Abgesehen von einer kurzen Unterbrechung während des 2. Weltkrieges, erscheint Kinejun bis heute. Eine Webseite gibt es natürlich auch. Die alljährlichen Top-Ten-Listen, die Kinejun veröffentlicht, scheinen eine ziemlich prestigeträchtige Angelegenheit zu sein. Die Fokussierung auf den ausländischen Film wurde schon in den 1930er Jahren aufgegeben und seitdem beschäftigt sich das Magazin generell mit Film und der Filmindustrie.

Wenn man kein Japanisch versteht, ist das Heft – zumindest meine alte Ausgabe – nicht so wahnsinnig spannend. Die ersten sieben Seiten bestehen aus ganzseitigen Foto-Collagen zu aktuellen Filmen. Dann folgt viel Text in Form von News, Reviews, Essays und Kinoprogrammen.

Interessanterweise ist auch das komplette 23-seitige Drehbuch einer Fernsehserien-Episode abgedruckt. Trotz Übersetzungs-App war es nicht ganz einfach, herauszufinden, worum es sich dabei handelt. Nach etwas hin- und hergeklicke habe ich die Episode in einer japanischen Fernsehserien-Datenbank identifiziert. Es ist die Episode 天下一の剣豪 (Tenkaichi no kengō, Der beste Schwertkämpfer der Welt) aus der Serie 剣 (Ken,  Schwert). Tetsuro Tanba spielt hier mit, den man zumindest aus dem James-Bond-Film You only live twice als Tiger Tanaka kennen sollte. Die Serie scheint aber selbst in Japan nicht übermäßig bekannt zu sein. Es gibt zwar eine DVD-Box, aber weder findet man einen Eintrag in der IMDb noch in der japanischen Wikipedia.

Werbung gibt es im Heft wenig. Die skandinavische Airline SAS hat eine ganzseitige Anzeige geschaltet. Ansonsten sind da noch ein paar Seiten Filmwerbung. Die Anzeige zum Film Le Rapace mit Lino Ventura, der in Deutschland den schicken Titel Im Dreck verreckt hat, habe ich mal eingescannt, denn die habe ich online in dieser Form noch nicht gesehen.

Le_Rapace

Was Eva Renzi betrifft, die scheint ohne besonderen Anlass auf dem Titel zu sein. Auf Seite 2 findet sich zwar eine kleine Info-Box über sie, aber ansonsten habe ich im Heft nichts weiter über sie oder ihre Filme entdecken können.

Macht aber nichts. Trotz der Sprachbarriere, ist das Heft etwas Feines für die Sammlung. Und einiges gelernt habe ich bei der Recherche auch. Kinejun war mir bis dahin nämlich völlig unbekannt und die Fernsehserien-Datenbank könnte in der Zukunft auch noch mal hilfreich sein.

Neues im Buchregal

Ich habe mir ein paar Bücher aus dem Bereich Plakatkunst und Illustration gegönnt, die ich schon länger auf dem Wunschzettel hatte.

Das erste Buch ist Firuz Askin – Illustration. Askin siedelte Ende der 1950er Jahre aus der Türkei nach Deutschland über und betätigte sich in allen Bereichen der Illustration. Neben Werbung und Filmplakaten schuf er vor allem Magazinillustrationen und Cover von Heftromanen. Während der Hochphase der Heftromane in den 70ern und 80ern malte er unzählige Covergemälde zu bekannten Reihen wie Seewölfe, Kommissar X, Fledermaus und Mister Dynamit. In den 2000ern arbeite er u.a. für Titania-Medien, für die er mehr als hundert Hörspiel-Cover schuf, davon alleine 70 für das Gruselkabinett.

Das 170-seitige Hardcover-Buch aus dem Heider-Verlag bietet einen guten Querschnitt von Askins Arbeiten aus allen Bereichen. Auch findet sich hier manches kuriose Werk, wie beispielsweise eine Illustration aus der Bravo von 1977, die zeigt, wie Elvis Presley tot in seinem vergoldeten Badezimmer liegt. Das Buch erschien bereits 2010 und ist auf 500 Stück limitiert. Sehr schönes Teil, aber nicht billig.

 

Ebenfalls im Heider-Verlag erschienen ist das 184-seitige Hardcover-Buch Kunst fürs Kino – Die Plakate des Filmpreisträgers Klaus Dill. Das gleiche Buch wurde mit verändertem Cover auch im Henschel-Verlag veröffentlicht. Für dieses habe ich mich entschieden, da es bedeutend billiger zu haben ist.

Klaus Dills Plakate gehören für mich zu den schönsten im deutschsprachigen Raum. Zwischen den Jahren 1952 und 1994 malte Dill mehr als 600 Filmplakate, darunter etliche zu großen Filmklassikern. Dill betätigte sich in allen Genres: Historienschinken, Abenteuerfilme, Western, Krimi, Horror und Komödien. Ein bischen ausgeklammert werden im Buch leider die Sexklamotten der 70er, für die Dill auch einige Plakate schuf. Immerhin werden die im kompletten (!) Werksverzeichnis genannt. Dieses Verzeichnis erstreckt sich über 45 Seiten – keine Sorge, es ist keine Textwüste, sondern durchgehend bebildert – und dürfte vor allem für Plakatsammler interessant sein.

Die einzige Amazon-Kritik zu dem Buch erschließt sich mir nicht wirklich.

amazon_review

Eilig zusammengeschustert wirkt das Buch auf mich nicht. Die Reproduktionsqualität der Bilder und das Layout sind tadellos. Die Texte, nun ja, die sind allesamt von Personen geschrieben, die Dill persönlich kannten. Hier darf man also keine hohe Kunstkritik erwarten. Das sind eher Anekdoten, die allenfalls etwas zu viel distanzloses Lob vermitteln. Mitunter gibt es aber auch interessante Information, zum Beispiel über die Arbeitsweise und den Auftragsprozess zwischen Künstler und Filmstudio. Oder, was von Dill selbst geschildert wird, wie sich die Studios für die Cover der Videokassetten oft urheberrechtswidrig bei den Plakatmotiven bedienten. Warum die Rezensentin für ein komplett negatives Review trotzdem 5 Sterne gibt, bleibt auch unklar. Für mich gibt es keinen Grund, dieses Buch nicht zu empfehlen.

 

Eine tolle Ergänzung zu dem vorherigen Buch ist Kino-Schätze. Kino-Schätze ist den Anzeigenillustrationen gewidmet, die Klaus Dill zwischen 1950 und 1980 mit feinem Strich aufs Papier gebracht hat. Satte 200 Seiten gefüllt mit schwarzweißen Filmillustrationen, das dürfte ziemlich einzigartig sein. Mir ist jedenfalls kein anderes Buch bekannt, dass sich so nischig monothematisch mit dieser Art der Filmwerbung beschäftigt. Artikel über Dills Vita, das Druckverfahren der Anzeigen, und den wirtschaftlichen Aspekt der Filmkunst runden das Buch ab.

eighty° #2 kostenfrei abzugeben

Im Februar hatte ich die 1. Ausgabe des neuen Teemagazins eighty° vorgestellt. Mit etwas Verspätung ist mittlerweile die 2. Ausgabe erschienen. Mir wurden versehentlich zwei Hefte geliefert, so dass ich nun nach Rücksprache mit dem Herausgeber mein überflüssiges Exemplar an einen interessierten Leser abgeben kann. Wer das Heft haben möchte, kontaktiert mich bitte kurz. Ich schicke es dem- oder derjenigen natürlich kostenfrei zu. Es gilt: wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Zum Inhalt.

Hauptthema is diesmal Japan und seine Tees, ergänzt durch Artikel über Südafrika (Roiboos), Portugal (ja, es gibt Teeplantagen in Portugal!) und Brasilien. Außerdem hat Don Mei von Mei Leaf einen schönen Artikel zum Thema Gong-Fu-Brewing geschrieben, in dem er das Aufgießen des Tees mit dem Dirigieren eines Orchesters vergleicht. Wie schon Ausgabe 1, ist auch die 2. Ausgabe mit tollen Fotos und Illustrationen bebildert.

Playtaste wieder online + neues Special

playtaste

Das formidable und kostenfreie Hörspielmagazin Playtaste hatte ich hier vor einigen Jahren erwähnt. Zwischenzeitlich war die Webseite leider über einen längeren Zeitraum offline. Nun ist nicht nur die Seite mit allen Ausgaben wieder da, auch ist ein neues Special zur Gruselserie von Europa verfügbar. Die Ausgabe ist sowohl der alten Originalserie von 1981/82 als auch der neuen Serie gewidmet, die ein Reboot des Franchises mit neuen Geschichten darstellt. Beide Serien können übrigens auch auf Spotify abgerufen werden.

Ein originelles Zeitreisekonzept

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In Amazing Stories von Oktober 1951 bin ich auf eine Geschichte gestoßen, die ein interessantes Zeitreisekonzept aufweist, das mir bisher noch nicht begegnet ist. Es geht um The Perfect Hideout von Gerald Vance. Bei diesem Namen handelt es sich um das Pseudonym des Autors William P. McGivern , auf dessen Konto zahlreiche Science-Fiction-Geschichten und Drehbücher für TV-Serien gehen.

The Perfect Hideout in Kurzfassung: eine Ganovenbande finanziert einem Wissenschaftler den Bau einer Zeitmaschine, um den großen Coup zu landen und dann in die Zukunft, genauer gesagt 100 Jahre in die Zukunft in das Jahr 2051, zu flüchten. Das Ganze ist recht naiv zusammengewurschtelt und wird noch durch einen unnötigen Nebenplot gestreckt; literarisch ist das wirklich kein großer Wurf. Aber McGivern alias Vance hat sich einen interessanten Twist ausgedacht.

Spoiler: Am Ende der Geschichte begeben  sich die Ganoven in die Zeitmaschine und just in dem Moment, als die Polizei durch die Tür des Labors bricht, rauschen sie davon ins Jahr 2051. Flucht geglückt? Der Professor öffnet von außen die Luke der Zeitmaschine, die daraufhin von einem Polizisten mit gezückter Pistole betreten wird. Im Inneren findet der jedoch nur die skelettierten Leichen der Ganoven. Der Professor erkennt sofort, was passiert ist. Da er die Maschine nicht ausreichend testen konnte, stellt sich erst jetzt heraus, dass man mit der Zeitmaschine zwar in die Zukunft reisen kann, aber die Reise für die Personen in der Zeitmaschine genauso lange dauert, wie der Zeitraum, den man überbrücken will, während für die Außenstehenden überhaupt keine Zeit vergeht. Die Ganoven waren also schlicht 100 Jahre lang unterwegs, was sie natürlich nicht überlebt haben.

Autor Vance hat hier aus der Relativität der Zeit eine schöne Wendung gestrickt. Simpel, aber originell und effektiv. Die tolle Illustration, die mich überhaupt erst auf die Geschichte aufmerksam gemacht hat, stammt von Ed Valigursky. Das bestätigt mal wieder die Theorie, dass die Illustrationen (und natürlich das Cover) von Pulp-Heften extrem wichtig waren, um die Geschichten an den Mann zu bringen. Was mir gut gefällt, ist, wie die Illustration die Auflösung vorweg nimmt. Ohne Kenntnis der Geschichte sieht man eine Maschine, in die am einen Ende Leute reingehen und am anderen Ende als Skelette wegfliegen. Erst nachdem man die Geschiche gelesen hat, erkennt man, dass es sich hier um eine abstrakte Darstellung des Endes handelt.

 

Das Tee-Magazin eighty°

Es gibt ein neues englischsprachiges Tee-Magazin namens eighty°. Ich habe das Magazin direkt ungesehen abonniert, um das Engagement zu unterstützen. Am Markt existieren ja kaum gedruckte Magazine, die sich ausschließlich mit Tee beschäftigen und daher sehe ich neue Projekte diese Art immer gerne.

Trotz des Titels, der sich auf die Aufgusstemperatur von chinesischem grünen Tee bezieht, beschäftigt sich das Magazin mit allen Arten von echtem Tee und allem, was zum Teetrinken dazu gehört. Nicht umsonst prangt auf dem Cover der Untertitel: The Culture of Tea.

In der ersten Ausgabe werden einige Basisthemen abgehandelt wie Teearten, Teegeschichte, Aufgusstemperaturen, Wasserwahl, die Teepflanze Camellia sinensis, usw. Passionierte Teetrinker werden hierbei zwar wenig Neues lernen, aber jeder Artikel ist mit viel Liebe zum Detail geschrieben und aufgemacht. Wie das ganze Magazin übrigens. Es ist durchgehend mit hochwertigen Fotos und Illustrationen geschmückt. Neben den Basisthemen finden sich Artikel über die Teefarmerin Li Xiaoping aus Hangzhou, Shunan Teng, die einen  Teeladen in New York betreibt sowie Interviews mit Fotograf und Autor Michael Freeman, der einige tolle Bücher über Tee veröffentlicht hat, und mit Jonah und Coomi von Bitterleaf.

Insgesamt ein schöner Start des Magazins. Mein Abo lasse ich auf jeden Fall weiterlaufen, um zu sehen, wie sich das entwickelt. eighty° erscheint vier Mal im Jahr und kosten 15€ pro Ausgabe. Es hat 146 Seiten und die Maße 18×24 cm. Das Magazin ist gebunden und auf dickem Papier gedruckt, so dass es eher einem Buch ähnelt. Erstellt wird das Magazin in Portugal, gedruckt und versendet von einem deutschen Print-on-Demand-Anbieter.

Kostenlose Kunstliteratur zum Download

Das Metropolitan Museum of Art betreibt unter der Bezeichnung MetPublications ein umfangreiches Programm von Kunstliteratur. Das Tolle ist, dass ein Großteil der Veröffentlichungen kostenfrei als PDF runtergeladen werden kann. Dazu zählen die Periodika The Metropolitan Museum of Art Bulletin und The Metropolitan Museum Journal, aber auch die meisten vergriffenen Bücher aus dem Programm. Die kostenlosen Downloads zählen zurzeit fast 1300 Veröffentlichungen. Eine ganz großartige Sache.