Hörspiel: Bruce Lee, der Kleine Drache

Seit langer Zeit hat der WDR endlich mal wieder Jörg Buttgereits Hörspiel Bruce Lee, der kleine Drache online gestellt. Das 2003 entstandene Hörspiel ist eine Art Biopic in Audioform über den einflussreichsten Kampfkünstler und Martial-Arts-Filmstar. Sehr schönes Ding. Auch wenn man kein Fan ist sicherlich interessant.

Buttgereits Hörspiel über die Filmemacherin Doris Wishman ist übrigens auch noch online. Das sei ebenfalls empfohlen: Satan was a Lady.

Hörspiel: Grëul

Grëul in der Audiothek

Ich sage euch, Brüder. Dieses Tal ist die Hölle auf Erden. Die Sünde wuchert wie ein Furunkel an ihm. Und schneidet man es heraus, wachsen zwei neue.

Mönche finden bei der Feuerholzsuche im Zirnertal die übel zugerichtete Leiche der Tochter des örtlichen Schmieds. Panisch berichten sie Abt Aegidius von dem Fund. Der hat sofort den Verdacht, dass der Mörder in den eigenen Reihen zu finden ist. Um das Kloster und die Kirche zu schützen, ersinnt er einen hinterhältigen Plan. Er versucht, die heidnischen Dorfbewohner davon zu überzeugen, dass die Tote tatsächlich auf das Konto des Grëul geht, ein schreckliches Monster einer alten Legende. Gleichzeitig hofft er so, die Heiden zum Glauben bekehren zu können. Der Plan gerät jedoch schon bald ins Wanken, da der Pilger Enno von Malmedy im Kloster herumschnüffelt und der Bischof einen großspurigen Dämonenjäger ins Zirnertal entsendet. Zudem lassen sich der Schmied und die Dorfbewohner auch nicht so leicht von den vermeintlich guten Absichten der Kirche überzeugen. Als weitere Tote gefunden werden, darunter ein Mönch, spitzt sich die Situation zu.

Mit Grëul hat der WDR eine Hörspielserie veröffentlicht, die mir rundherum ausgesprochen gut gefällt. Anfangs macht Grëul noch den Eindruck, als handele es sich um eine geradlinige Mord- und Vertuschungsgeschichte, der man einen Mystery-Anstrich verpasst hat. Kleine Nebenhandlungen, die stets zurück zur Haupthandlung verweisen, und eine Verschwörung hinter der Verschwörung machen das Hörspiel im Verlauf jedoch zu einer vielschichtigen und wendungsreichen Geschichte. Es passiert hier ziemlich viel auf verschiedenen Ebenen, ohne dass die Geschichte überfrachtet wirkt. Das Tempo bleibt über die acht Folgen hinweg hoch. Zu guter Letzt wird mit der Legende des Grëul schön subtil gespielt. Es ist doch nur eine Legende, oder etwa nicht?

Erzählerisch und produktionstechnisch überzeugt das Hörspiel auf ganzer Linie. Sehr guter Schnitt und Szenenwechsel im Speziellen. Die Dialoge sind weit weg von Plattheit und Klischee. Eine literarische Höhe wie bei Game of Thrones bekommt man zwar nicht geboten, aber es macht hier einfach großen Spaß zuzuhören. Das liegt auch daran, dass man dankenswerterweise ein bischen mittelalterlichen Dreck in die Sprache eingebacken hat. Und an der großartigen Besetzung. Das Hörspiel hat über 40 Sprechrollen, die von teils sehr bekannten Schauspielern übernommen wurden. Auch wenn das ganze Ensemble gut abliefert, will ich besonders Matthias Koeberlin hervorheben, der seine Stimme ein bis zwei Oktaven tiefer gestellt hat und als Schmied Ulrik seine Wut und Rachegelüste beängstigend rausbellt, und Rainer Bock als Abt Aegidius, der leichtfüßig zwischen Fürsorge, Arglist und Überheblichkeit hin- und hertänzelt.

Bevor man in das Hörspiel einsteigt, sollte man jedoch wissen, dass es sich bei den acht Folgen um die erste Staffel handelt, worauf nirgends hingewiesen wird. Das bedeutet: am Ende gibt es einen Cliffhanger, Fragen bleiben offen und der Hörer muss eine unbestimmte Zeit auf die Fortsetzung warten. Der einzige Wermutstropfen dieses grëuslichen Spektakels.

Die Europa-Chronik

Bei dem großartigen kostenlosen Hörspielmagazin Playtaste hat sich schon länger nichts mehr getan. Aus gutem Grund. Die zwei Hauptverantwortlichen, Frank Boldewin und Wolfram Damerius, haben ein Buch über das legendäre Hörspiel-Label Europa geschrieben und waren damit in den letzten Jahren verständlicherweise ausgelastet.

Ein dicker, informativer und unterhaltsamer Schmöcker ist es geworden, in gewohnter Playtaste-Qualität. Das Buch dokumentiert die gesamte Firmengeschichte von den Anfängen in den 1950er Jahren bis heute. Bei der Menge an Material, das die Autoren aus den Archiven von Label und Sammlern zusammengetragen haben, kann einem schon schwindlig werden. Das Buch ist vollgepackt mit Covern, Flyern, Werbematerial, Manuskripten, seltenen Fotos, Zeitungsausschnitten und anderem mehr. Darüber hinaus findet man Informationen und Anekdoten zu und von allen wichtigen Personen und Sprechern. Sogar die Cover-Künstler werden nicht außen vor gelassen.

Das Buch ist eine hübsch nostalgische Fundgrube. Selbst die, die in ihrer Kindheit die Europa-Hörspiele rauf und runter gehört haben, dürften hier noch vieles Ungesehene und Ungehörte entdecken. Das Buch verbildlicht, welchen immensen Output das Label Europa über die Jahrzehnte hatte. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass das Buch als Firmenchronik angelegt ist. Inhaltliches und Kritisches zu den Hörspielen findet man kaum.

Wenn ich müsste, könnte ich als Nörgelheini zwei Kritikpunkte anbringen.

  1. Das seltsame Querformat. Ist unpraktisch und unnötig. Das Format hat hier keinen Vorteil und bewirkt nur, dass man das Buch immer irgendwo auflegen muss und es nicht freihändig durchblättern kann.
  2. Das Buch fängt im Jahre 1956 an und endet 400 Seiten später im Jahre 2020 ohne eine einzige strukturelle Trennung. Es gibt weder Kapitel noch Inhaltsverzeichnis. Und leider auch keinen Index. Damit wird das Konzept einer Chronik für meinen Geschmack etwas zu radikal umgesetzt und das Buch ist so eher Durchblätterbuch als Nachschlagewerk, da man Hörspiele, Personen, Themen nicht gezielt finden kann.

Nun denn, das ist das Konzept, für das sich die Autoren entschieden haben und dieses ist zu respektieren. Es ändert letztlich auch nichts an der Qualität des Inhalts. Der Vorbestellerpreis von 24,95€ war ein Schnäppchen. Die nun geforderten 34,95€ sind immer noch sehr fair. Für Hörspielfans, insbesondere für die Nostalgiker, kann ich nur eine Empfehlung aussprechen.

Interessenten sollten sich allerdings ranhalten. Das Buch war ursprünglich exklusiv bei pop.de erhältlich, war dort allerdings schon nach kurzer Zeit nicht mehr lieferbar. Dann erschien Mitte Dezember eine zweite Auflage, aber zurzeit wird das Buch bei pop.de schon wieder als „nicht auf Lager“ gelistet. Bei amazon.de gibt es noch Exemplare für 39,95€ und bei eBay liegt der Preis schon jenseits der 50€. Das Buch dürfte also wohl trotz zweiter Auflage bald ein gesuchtes Sammlerstück sein.

Hörspiel-Autor Ivar Leon Menger hat auf seinem Youtube-Kanal ein Interview mit den beiden Autoren zur Entstehung der Europa-Chronik geführt, das man sich auch gerne mal geben kann.

Filmklassiker der 20er Jahre in der ARD-Mediathek

Die Büchse der Pandora (1929)

Erst letzten Monat hatte die ARD diese umfangreiche Wim-Wenders-Werkschau in der Mediathek. Ich glaube, es waren fast 20 Filme des Meisters, die man ansehen konnte. Diesen Monat bringt die Mediathek eine weitere schöne Filmsammlung online. Zur Einstimmung auf die 3. Staffel von Babylon Berlin stehen nun 12 Filmklassiker der 20er Jahre zum Abruf bereit. Von Berlin Alexanderplatz bis zum Überfilm Metropolis, von der Lotte-Reiniger-Scherenschnittanimation bis zum unvermeidlichen Blauen Engel.

Man muss sich allerdings ranhalten, denn am 19.10. verschwinden die Filme wieder. Eine gute Alternative ist es, die Filme über MediathekViewWeb zur Nachschau zu sichern. Denn so richtig bingeable sind diese zum Teil überlangen Stummfilme eher nicht.

Bezüglich Babylon Berlin sei auch nochmals auf die Hörspielserie hingewiesen, die man in der Audiothek hören und runterladen kann. Der nasse Fisch entspricht den ersten beiden Serien-Staffeln, Der stumme Tod der dritten Staffel. Mit Moabit gibt es auch noch ein Prequel zur Geschichte.

Krimi-Podcast: Kein Mucks!

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Kürzlich hat Bremen Zwei einen 10-teiligen Podcast gestartet, in dem Bastian Pastewka alte Krimi-Hörspiele aus dem Bremen-Zwei-Archiv präsentiert. Das Ganze nennt sich passenderweise Kein Mucks! und ist definitiv eine hörenswerte Angelegenheit. Zur  Klarstellung: das ist kein Podcast über Hörspiele, sondern Pastewka macht die Einführung und die Hörspiele werden in Gänze gespielt. Hier hat man die Gelegenheit ein paar schöne alte, fast vergessene Hörspiele wieder zu entdecken.

Das erste Hörspiel habe ich gehört, ein 4-Teiler namens Zweite Instanz aus dem Jahr 1963 mit einem jungen Günter Strack in der Hauptrolle. Und ich bin positiv überrascht über die inhaltliche Qualität dieses Stücks. Eine Mischung aus Murder-Mystery und Gerichtsdrama. Macht auf jeden Fall Laune auf die nächsten Hörspiele.

 

Hörspiel-Tipps

Es ist mal wieder Zeit für einen Hinweis auf einige Hörspiele, die aktuell kostenlos zum Download zur Verfügung stehen.

 

Caiman Club – Staffel 1 und 2 (WDR, 2018 – 2019)
Erfrischende und äußerst unterhaltsame Hörspielserie über einen manipulativen Lobbyisten, der in Berlin die Fäden zieht. Das hat ein bischen was von House of Cards. Die große Besetzungsliste enthält etliche bekannte Namen aus Film und Fernsehen.

Das Bildnis des Dorian Gray (HR, 1955)
Oscar Wildes Roman kann man hier in einer Adaption aus der Anfangszeit des Hessischen Rundfunks hören. Regie führte Theodor Steiner, der in den 40ern, 50ern und 60ern viele Hörspiele für den HR inszenierte.

Der Abgrund (Hörverlag, 2019)
Recht spannender „Fiction Podcast“ mit sehr guten Dialogen und Sprechern. Die Auflösung hat mich allerdings nicht ganz so überzeugt. Als Stream auf verschiedenen Plattformen verfügbar.

Der weiße Rabe (WDR, 2012)
Hier geht es um den Gestapo-Ermittler Paul Opitz, genannt Der Weiße Rabe, und Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg, die Schwägerin des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, die aufgrund ihrer Verwandschaft nach dem gescheiterten Attentat zunächst verhaftet, später aber wegen ihrer wichtigen Tätigkeit als Ingenieurin und Testpilotin wieder freigelassen wird. Interessante Geschichte, die mir bisher nicht bekannt war.

Märchen und Verbrechen – Staffel 1 und 2 (HR, 2018-2019)
Die Kriminalakten der Brüder Grimm gehen in die zweite Runde. Eine weitere Staffel mit fünf neuen Hörspielen wurde veröffentlicht. In dieser werden die Märchen Brüderchen und Schwesterchen, Die Bremer Stadtmusikanten, Dornröschen, Rapunzel und Der goldene Schlüssel zerlegt und zu Kriminalgeschichten umgebaut und mit historisch-politischen Begebenheiten ausgeschmückt. Das ist tatsächlich ziemlich originell. Mit den Originalmärchen haben die Fälle nur noch eine abstrakte Verbindung.

Moby Dick (BR, 2002)
Kein kleiner Brocken. Das literarische Meisterwerk von Melville in einer 10-stündigen Hörspielversion des BR mit einer ganz feinen Besetzungsriege (u.a. Rufus Beck, Felix von Manteuffel, Ulrich Matthes und Charly Hübner).

True Crime Hörspielreihe (BR, 2007 – 2018)
Der BR sendet zurzeit eine True-Crime-Reihe mit verschiedenen Hörspielen, die sich mit wahren Verbrechen auseinandersetzen. Darunter sind Jörg Buttgereits Summer of Hate über Charles Manson, der Fall Vera Brühne, der aus drei Teilen besteht und zu dem zusätzlich noch 9 Stunden Tonbandprotokolle angeboten werden, und Die Gottesanbeterin, das einen „mörderischen Sex-Skandal im scheinheiligen Konvent der Nonnen von Sant’ Ambrogio della Massima im Jahr 1859“ behandelt.

Zutiefst da drüben – Teil 1Teil 2 (BR, 2018)
Adaption des Romans Là-Bas von Joris-Karl Huysmans, der in Deutschland unter dem Titel „Tief unten“ veröffentlicht wurde. Von diesem dunklen Buch der Dekadenz bin ich ziemlich fasziniert. Die Hörspielversion ist absolut hörenswert, eine starke Umsetzung, die aber atmosphärisch nicht ganz an die Buchlektüre heranreicht. Das Hörspiel ist deutlich komprimierter. Dennoch, dass Huysmans Roman als Hörspiel inszeniert wurde, freut mich ungemein. Wer Interesse an Kunst und Literatur des Fin de Siècle hat, wer Interesse an Dekadenz und Satanismus hat, der sollte sich das hier nicht entgehen lassen.

Englische Hörspiele

Forest 404 (BBC, 2019)
Ein Blick lohnt sich auch immer mal nach England zur BBC. In dieser Hörspielserie geht es um eine Datenanalystin im 24. Jahrhundert, die alte Sounddateien aus dem 21. Jahrhundert entdeckt, die für sie unbekannte Geräusche enthalten. Es sind Klänge aus den Regenwäldern, die nicht mehr existieren. Neben der Öko-Message legt diese Serie den Fokus auf Klänge und Musik. Zu jeder Episode gibt es ein separates Soundscape und einen begleitenten Vortrag. Die Titelmusik stammt von Bonobo.

The Case of Charles Dexter Ward (BBC, 2018)
Dieses Hörspiel versetzt die alte Horrorgeschichte von H.P. Lovecraft auf eine neue Meta-Ebene ins 21. Jahrhundert. Eine Gruppe von Journalisten recherchiert hier das Verschwinden von Charles Dexter Ward aus seiner Zelle in der psychatrischen Anstalt für einen True-Crime-Podcast.

Tales from the Crypt (Seeing Ear Theater, 2000)
Erfreut habe ich festgestellt, dass alle sieben Staffeln der alten Fernsehserie „Tales from the Crypt“ mittlerweile bei Amazon Prime enthalten sind. Leider nur in der deutschen Synchronisation, was für mich als O-Ton-Snob suboptimal ist. Zum Mal-wieder-Reinschauen reicht es aber. Ich habe einige Folgen mit den Schnittberichten verglichen und es handelt sich trotz der FSK16-Freigaben tatsächlich um die ungekürzten Episoden.

In diesem Zusammenhang ist mir eingefallen, dass es vor ewig langer Zeit auch mal eine kurzlebige Hörspielserie gab, die damals auf der Webseite des Fernsehsenders Sci-Fi Channel zu finden war. Genau wie die Episoden der Fernsehserie, basieren auch die Hörspiele direkt auf den Geschichten aus den EC-Comics, in diesem Fall aus „Tales from the Crypt“ und „Vault of Horror“. Hier eine Youtube-Playlist mit allen 8 Folgen.

 

Seeing Ear Theater
Unter dem Bezeichnung Seeing Ear Theater wurde auf der Webseite des Sci-Fi Channel eine ganze Reihe von verschiedenen Horror- und Science-Fiction-Hörspielen veröffentlicht, darunter Geschichten von namhaften Autoren.

Auf archive.org steht eine Sammlung dieser Hörspiele zur Verfügung. Leider nicht ganz komplett. Ich erinnere mich nämlich noch an Hörspiele, die hier fehlen. Zum Beispiel Dracula und Donovan’s Brain von Curt Siodmak.

 

Playtaste wieder online + neues Special

playtaste

Das formidable und kostenfreie Hörspielmagazin Playtaste hatte ich hier vor einigen Jahren erwähnt. Zwischenzeitlich war die Webseite leider über einen längeren Zeitraum offline. Nun ist nicht nur die Seite mit allen Ausgaben wieder da, auch ist ein neues Special zur Gruselserie von Europa verfügbar. Die Ausgabe ist sowohl der alten Originalserie von 1981/82 als auch der neuen Serie gewidmet, die ein Reboot des Franchises mit neuen Geschichten darstellt. Beide Serien können übrigens auch auf Spotify abgerufen werden.

Hörspiel-Tipps

Hier ein paar aktuelle kostenlose Hörspiel-Downloads.

Das Phantom der Oper (RBB, 2019) – Teil 1Teil 2
Der Klassiker der Gruselliteratur in einer neuen zweiteiligen Hörspiel-Umsetzung vom RBB Kulturradio produziert in Kunstkopf-Stereofonie. Das bedeutet: unbedingt mit Kopfhörern hören. Es handelt sich hier um eine leicht gekürzte Version. Die „Extended Version“ erscheint am 5. Juni zum kostenlosen Download. Also bei Bedarf notieren und nochmals checken. Update: Extended Version in 6 Teilen.

Northanger Abbey (HR2, 2019) – Teil 1Teil 2
Eine weitere Literaturadaption als Zweiteiler. Der berühmte Roman von Jane Austen ist gleichermaßen Coming-of-Age-Geschichte wie Satire auf die damals populären Gothic Novels. Eine ganz neue Hörspielproduktion des HR, u.a. mit Ulrich Noethen.

Vertigo – Aus dem Reich der Toten (RBB, 2018)
Hierbei handelt es sich um die Adaption des Krimis von Pierre Boileau und Thomas Narcejac, auf dem auch Hitchcocks berühmter Film beruht. Das Hörspiel mutet fast wie ein altes aus der Zeit gefallenes Radiohörspiel an. Sehr atmosphärisch mit auffälliger und reichlicher Musikuntermalung ausgestattet. Das Hörspiel wurde letztes Jahr anlässlich des 60. Geburtstags des Films veröffentlicht.

Fleischfabrik (SWR, 2019)
In einer Schlachterei in Hohenlohe bricht ein Zombie-Virus aus. Die Mischung aus herrlich natürlichen Dialogen, überzogen komikhaften Figuren, politsatirischen Elementen, Splatter und fränkischem Lokalkolorit machen dieses Hörspiel zu einem sehr seltsamen, aber hörenswerten Erlebnis.

Sexmonster (WDR, 2009)
Jörg Buttgereits Hommage an das Grindhouse- und Sexploitation-Kino der 70er Jahre stammt schon von 2009, wurde aber just nochmals gesendet und steht daher wieder zum befristeten Download zur Verfügung. Wer es noch nicht hat, kann sich hier bedienen. Allerdings nur zwischen 22 und 6 Uhr, da der WDR das Hörspiel ab 16 Jahren freigeben hat.

Predator (Fandom House, 2019)
Das rührige Hörspielprojekt Fandom House hat eine Predator-Parodie veröffentlicht, die technisch gewohnt solide umgesetzt wurde. Der Humor mag nicht jedermanns Geschmack sein. Hier bekommt Blain (im Film von Jesse Ventura gespielt) einen sächsischen Akzent verpasst und der Hörspiel-Regisseur unterbricht die Action, wenn zu laut geballert wird und die Geräte übersteuern. Mit 22 Minuten ist das Ganze aber recht kurzweilig.

Die Öffnungszeiten des Internets

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Bei allen Unzulänglichkeiten des Internets, zwei Dinge ärgern mich immer wieder besonders. Geoblocking und Uhrzeitbeschränkungen. Das grenzenlose sogenannte World Wide Web wird aufgeteilt in Regionen und Uhrzeiten. Ja, man kann irgendwie für beides Verständnis aufbringen, wenn man unbedingt müsste. Geoblocking hat mit Lizenzrechten zu tun und wie diese verkauft werden. Das alte Vertriebsmodell der Filmwirtschaft lässt sich eben nicht so ohne weiteres ins Internet übertragen.

Uhrzeitbeschränkungen hingegen unterliegen dem deutschen Jugendmedienschutzgesetz, welches die Grenzenlosigkeit des Internets geflissentlich ignoriert. Jedenfalls haben wir hier die absurde Situation, dass man als Deutscher bis 22 Uhr warten muss, um einen ab 16 Jahren freigegebenen Film in der ARD-Mediathek schauen zu können, während ein Klick weiter Hardcore-Pornografie oder der neuste Splatter-Streifen warten.

Das alles ist ein alter Hut. So alt, wie die Mediatheken selbst. Was mir noch nicht untergekommen ist, sind Audiobeiträge mit Uhrzeitbeschränkung. Bis jetzt. In diesem Fall geht es um das dreiteilige Hörspiel Die Infektion, ein in Köln spielender Zombieschocker, der offensichtlich so schockierend ist, dass er ab 16 freigegeben ist und dementsprechend auch erst nach 22 Uhr angehört und runtergeladen werden kann.

Nachtrag: Ein weiteres Ab-16-Hörspiel ist Pornflakes.

Hörspiel: Märchen und Verbrechen

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Die Kriminalakten der Brüder Grimm

Fünf klassische Grimm-Märchen als Kriminalgeschichten inszeniert mit den Brüdern Grimm als Ermittler. Ein Grimmi sozusagen! Das ist ganz interessant umgesetzt. Die altbekannten und weniger bekannten Märchen Räuberbräutigam, Schneewittchen, Der Wolf und die Sieben Geißlein, Die Gänsemagd und Fundevogel werden fast bis zur Unkenntlichkeit demontiert. Produziert vom HR2 und jetzt als Download erhältlich.