Chinesische Briefmarken mit Teekannen

Als Kind sammelte ich Briefmarken. Ich hatte sogar eine Zeit lang ein Abo für Ersttagsbriefe von der deutschen Post, um das mich einige beneideten. Irgendwann kam ich allerdings in ein Alter, in dem Briefmarken langsam uncool wurden und ich mich lieber interessanteren Dingen zuwendete.

Ich habe zwar nicht vor, mit dem Sammeln wieder anzufangen, aber kürzlich habe ich auf eBay ein paar schöne Briefmarken-Sets entdeckt, die meinem Interesse an Tee und Teekannen entgegenkommen. Da der chinesische Händler nur ein paar Euro haben wollte, konnte ich nicht nein sagen.

Als erstes haben wir hier zwei unterschiedliche Ersttagsbriefe vom 5. Mai 1994 mit den gleichen Briefmarken, die Zisha-Teekannen aus Yixing zeigen. Der erste Brief ist mit einem Teekannen-Motiv abgestempelt, der zweite mit einem Gaiwan-Motiv. Bei den Teekannen handelt es sich um eine dreibeinige runde Kanne aus der Ming-Dynastie (1368 bis 1644), eine vierbeinige eckige und eine bambusartige aus der Qing-Dynastie (1644 bis 1911) sowie eine moderne Variante, wie sie seit einigen Jahrzehnten existiert.

Mit diesen Briefmarken hat das chinesische Postministerium die Teekannen aus Zisha-Ton als wesentlichen Teil der Kunst und Teekultur Chinas geehrt.

Schließlich noch ein Briefmarkenblock, bei dem ich etwas recherchieren musste, um herauszufinden, was er zeigt. Es handelt sich um Teekannen, die von verschiedenen Töpfern in Zusammenarbeit mit dem berühmten Künstler Han Meilin (der Herr im Bild) in den 1980er Jahren entstanden sind. Solche Teekannen erzielen heute irrsinnige Preise.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht und die Namen der Töpfer zwecks Suchbarkeit transkribiert.

Linke Spalte von oben nach unten
1: 汪寅仙 (Wang Yinxian)
2: 陈国良 (Chen Guoliang)
3: 吴亚亦 (Wu Yayi)
4: 施小马 (Shi Xiaoma)
5: 江建祥 (Jiang Jianxiang)

Rechte Spalte von oben nach unten
1: 方小龙 (Fang Xiaolong)
2: 鲍玉梅 (Bao Yumai)
3: 鲍曙岩 (Bao Shuyan)
4: 王志刚 (Wang Zhigang)
5: 张志强 (Zhang Zhiqiang)

Wann genau dieser Briefmarkenblock erschien, konnte ich bisher leider nicht herausfinden.

Ein Grabriegel aus Sagada

Bei der Renovierung meines Arbeitszimmers ist mir dieses Stück wieder in die Hände gefallen. Ich habe die Figur vor einigen Jahren auf eBay gekauft, wo sie als Grabriegel angeboten wurde. Mit dem deutschen Begriff kann man wenig anfangen. Bei den gängigen Suchmaschinen findet man jedenfalls nichts Hilfreiches.

Die Figur ist aus nicht näher definierbarem Holz, stark verwittert, ca. 72 cm hoch und 7 bis 8 cm im Durchmesser. Unten läuft sie konisch zu und der Dreck lässt vermuten, dass sie mal in der Erde gesteckt hat.

Nach eingehender Suchmaschinenbefragung und dem Experimentieren mit allen möglichen Begriffen, die mir so eingefallen sind, bin ich schließlich mit der englischen Umschreibung grave locker und tomb locker auf einer alten Auktionsseite gelandet, wo genau eine solche Figur verkauft wurde. Demnach handelt es sich offenbar um einen Grabriegel aus Sagada, Philippinen.

Leider ist die Beschreibung etwas knapp. Laut dem Kommentar der Expertin dort, stellt die Figur einen Ahnen dar, der den Verstorbenen auf seinem Weg begleitet und das Grab abriegelt (warum?). Ich hätte eher vermutet, dass die Figur den Verstorbenen selbst darstellt, aber ich vertraue an dieser Stelle der Expertin. Es bleibt auch sonst nicht viel zu tun, denn selbst mit den englischen Begriffen findet man außer dieser Seite und einer weiteren ähnlichen Auktionsseite nichts. Ich habe auch in wissenschaftlichen Veröffentlichungen bezüglich Sagada und der dortigen Ethnien gesucht. Die Gegend ist berühmt für ihre hängenden Särge, aber zu einer Art von Grabriegel habe ich nichts entdecken können. Was aber nichts bedeutet. Nicht alles ist wissenschaftlich dokumentiert. Gerade zu kleinen Volksgruppen, die extrem regional beschränkt sind, wie es hier der Fall ist, ist die Quellenlage häufig dünn.

Wie dem auch sei. Für den Grabriegel habe ich jedenfalls erst mal einen Ständer zurechtgesägt und einen prominenten Platz auf meinem Schreibtisch gefunden.

Verspätete Post aus Jakarta

Am 24.10.2015 wurde für mich ein Paket in Jakarta aufgegeben, welches drei Tage später den Zollausgang verließ und sich auf dem Weg in den Flieger befand. Danach jedoch verlor sich jede Spur.

Ich hatte das Paket bereits völlig abgeschrieben, als mich vor einigen Tagen der Postbote mit besagtem Paket überrascht. Ein Blick in die Tracking-Historie zeigt, dass das Paket am 10.08.2016 erneut im Zollbereich in Jakarta registriert wurde. Das Paket lag also fast 10 Monate unbemerkt in irgendeiner Ecke am Flughafen. Irre. Ein neuer persönlicher Rekord.

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Danach geht alles fix. Nach dem Abflug in Jakarta landet das Paket nach nur 5 Tagen in Deutschland. Nach weiteren 10 Tagen beim Zoll ist es mein. Und nun zum Inhalt.

Links: Aus einer Wurzel gefertigte Schnitzerei der Asmat aus Neuguinea, die kletternde Ahnen zeigt. Asmat bedeutet Volk des Baumes. Die Asmat glauben, dass die Seelen der Verstorbenen in den Bäumen wohnen.

Rechts: Ein kleiner Korwar, ebenfalls aus Neuguinea. Die küsten- und inselbewohnenden Völker fertigten diese Figuren als Repräsentation der verstorbenen Ahnen.

Neue Sammelobjekte

Ich habe zwei tolle Sachen beim Zoll abgeholt.

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Als erstes haben wir hier eine alte schamanische Exorzismus-Maske des Tharu-Volks aus Nepal. Kam ziemlich verdreckt an, habe ich wieder schön aufpoliert. Die Maske ist aus Holz des Bodhibaums geschnitzt. Der Baum steht im Buddhismus als Symbol für Buddha, da dieser unter einem solchen Baum sitzend zur Erleuchtung fand. Die Maske ist mit Yak-Haar, Yak-Zähnen, Kupferstreifen und zwei großen Schafhörnern besetzt. Die runden Scheiben sind ebenfalls aus Horn gearbeitet. Solche Schamanen-Masken sind generell relativ selten und stets einzigartig in ihrer Erscheinung. Soweit ich weiß, gibt es keine zwei Masken, die sich ähneln.

Beim zweiten Objekt handelt es sich um einen Halbschädel auf Ständer. Das Präparat hat einen akkuraten Sagittalschnitt und dürfte schätzungsweise um die 100 Jahre alt sein.

Neu in meiner Sammlung

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Unter anderem neu in meiner Sammlung befindet sich diese grimmig aussehende nkisi nkondi. Mit 30 cm ist diese nkondi verhältnismäßig klein. Der Körper ist aus einem Stück Holz geschnitzt, Haare und Zopf aus Textil geformt, in die pupillenlosen Augen ist ganz traditionell Glas eingelassen, der Körper ist eher unsymmetrisch mit Nägeln bestückt, während das Seil den Körper in sorgfältig gelegten Schleifen umwickelt. Unter dem Seil befindet sich – möglicherweise als Behältnis ausgeformtes – Textil.

Minkisi (Plural von nkisi) sind Figuren aus dem Kongo, denen ein Geist innewohnt. Sie können sowohl dem Schutz als auch der Abwehr von Bösem und der Heilung von Krankheiten dienen. Minkondi (Plural von nkondi = Jäger) sind eine Unterart, die sich durch besondere Aggressivität auszeichnen. Sie kommen vor allem bei der Jagd nach Dieben und Lügnern und der Abwehr von okkultem Zauber zum Einsatz. Der nganga (Doktor oder Heiler) gibt beim Künstler eine Figur in Auftrag, deren eigentlicher Zweck oftmals schon direkt in die Form der Figur mit einfließt. Zu sehen ist das oft an unterschiedlich ausgearbeiteten Teilen. Bei dieser Figur ist beispielsweise das Gesicht sehr detailiert gestaltet, während die Extremitäten nur grob geschnitzt sind. Der nganga bringt die Figur an einen von Geistern heimgesuchten Ort, zum Beispiel einen Friedhof, und wartet, bis sich ein Geist der Figur bemächtigt. Die Nägel werden in die Figur geschlagen, um den Geist aufzustacheln, während das Seil den Geist gleichzeitig an die Figur bindet. Kräuter und andere magische Utensilien, bilongo genannt, werden entweder direkt in Behältnisse an der Figur eingebracht oder in Säckchen an der Figur befestigt. Nicht selten werden die nkisi nkondi auch verbal beleidigt und anders malträtiert, um ihre ganze Kraft zu erwecken.