The more things change…

…the more they stay the same heißt ein englisches Sprichwort, das soviel bedeutet wie, dass augenscheinlich große Veränderungen nicht immer auch große Bedeutung haben und letzlich nur den Status Quo verfestigen. Oder anders gesagt: Vieles bleibt gleich, egal wie viel sich auch ändert.

Vor 40 Jahren, im Herbst 1982, hat Roy Scheider dem Playboy Guide: Electronic Entertainment ein Interview gegeben. Dort ging es neben Scheiders früheren und aktuellen Projekten – das Interview wurde nach seiner Oscar-Nominierung für All that Jazz und kurz vor der Veröffentlichung von Still of the Night und Blue Thunder geführt – auch um den Zustand des Kinos in Anbetracht der Konkurrenz zu Hause bei den Zuschauern. Und zwar nicht so sehr die Konkurrenz durch die Videokassette, sondern durch das boomende Fernsehen. Das war die Zeit, in der Satelliten- und Kabel-Programme richtig durchstarteten und zunehmend hochwertigere Produktionen in Auftrag gaben, und Kinostudios anfingen, ihre Filme auch auf Fernsehtauglichkeit zu trimmen, um sie nach der Kinoauswertung an die Fernsehsender verkaufen zu können.

In dem Interview finden sich ein paar interessante Punkte, die den Wandel der Filmbranche dokumentieren, die aber auch heute noch oder wieder aktuell sind. Scheider beschreibt das Rennen um immer größere Filmprojekte und üppigere Spezialeffekte als einen Trend, dem das Publikum irgendwann überdrüssig sein würde, um sich dann wieder auf Filme, in denen es um Menschen und nicht um Effekte geht, zu besinnen: „They’ll want to see people. It’ll come back. Always does. You always have to come back to people“.

Der nächste Absatz ist ein Evergreen, der auch immer noch gern gesungen wird: „I think we’re now in a political situation rife with wars, all over the world, and people are upset and anxious; they seem to want science fiction, fantasy, escape or comedies. It all goes in cycles. So after a while, you’ll see the comeback of smaller pictures…“

In schlechten Zeiten will das Publikum Ablenkung und leichte Kost. Dass großbudgetierte Effektfilme damals nur ein Trend gewesen wären, der mal kommt, mal geht, kann man aus heutiger Sicht allerdings herzlich verneinen. Heute regieren immer noch und mehr denn je die Blockbusterfilme das Kino. Es mag natürlich gewisse Trends von Filmen und Genres geben. Aber, und das ist die gute Nachricht, der „kleine Film“ war nie davon bedroht, vom Big-Budget-Blockbuster abgelöst oder verdrängt zu werden. Es hat sich herausgestellt, dass das große Effektkino wunderbar mit kleineren Filmen und Indie-Produktionen koexistieren kann. Mehr noch. Unter Umständen sind die kleinen Filme nur möglich, wenn sie durch die Einnahmen der Blockbuster querfinanziert werden.

Scheider sagt in dem Interview voraus, dass es zukünftig – er spricht konkret von den nächsten drei Jahren – vermehrt Filme geben wird, die speziell und exklusiv fürs Fernsehen gedreht werden und er damit kein Problem hat, weil er sich in erster Linie als Schauspieler sieht und das Medium dabei egal ist: „People will pay two or three bucks to see Roy Scheider in a first-run film that blankets the country on cable. And if you want to see it again, you’ll have to pay for a tape. See, if an actor is an actor, what does it matter what medium you use? What do I care if people pay two dollars to see it one time in their home or five dollars in a movie house, where only one third of the people see it. More people will see my work at home. I’m just not interested in the medium.“

Zu diesem Zeitpunkt war diese Voraussage natürlich keine Hexerei. Es war abzusehen. Ein Jahr später drehte Scheider tatsächlich zwei Fernsehfilme für Disney und NBC. Dass Schauspieler zwischen Kino und Fernsehen hin und her wechselten, war damals nicht unbedingt die Norm. Heute sieht das anders aus.

Überhaupt steht die Filmindustrie heute wieder vor einem ähnlichen Umbruch. Was damals das Fernsehen war, ist heute das Streaming. Erneut scheint eine Verschiebung vom Kino nach Hause stattzufinden. Mit wesentlichen Unterschieden. Die technischen Voraussetzungen, die Scheider beschreibt, dass das Filmformat auf 4:3 angepasst werden musste, und die gesetzlichen Restriktionen, was im Fernsehen gezeigt und gesagt werden darf oder eben nicht, spielen heute bei den Streaminganbietern keine (große) Rolle mehr. Fast alles ist möglich. Und alles kann viel leichter umgesetzt werden.

Den Trend oder den Kreislauf, wie es Scheider nennt, dass sich Effektfilme – oder, was ja eigentlich damit gemeint ist: oberflächliche Big-Budget-Filme – mit tiefgründigen kleinen Filmen abwechseln, hat es so nicht gegeben. Aber die damaligen Einschätzungen von Scheider spiegeln die heutige Situation doch, wenn auch auf verzerrte Weise, eindeutig wider. „It all goes in cycles“ trifft zu.

Interview: Was heißt Grand Guignol?

washeißtgrandguignol

Vor einiger Zeit habe ich den Horrorfilm La femme la plus assassinée du monde vorgestellt, der das französische Grand Guignol thematisiert. Nun habe ich einen interessanten Beitrag wiederentdeckt, den ich vor 15 Jahren im Programmfenster auf Sat 1 sah:

Was heißt Grand Guignol?
Die Fortsetzung des Theaters der Empfindsamkeit mir rabiaten Mitteln

In dieser Folge von News & Stories aus der dctp-Reihe führt Alexander Kluge ein Interview mit der Literaturwissenschaftlerin Dr. Ulrike Sprenger über das Grand Guignol. Neben der Geschichte und dem Einfluss des Theaters, werden auch einige der Stücke erzählt und typische Merkmale und Prämissen abgehandelt. Das ist sehr aufschlussreich und damit empfehlenswert für alle Interessierten.

Überhaupt ist das gesamte Archiv von dctp.tv ein Füllhorn an interessanten Beiträgen zu Kultur und Wissenschaft. Stöbern lohnt sich.

Doku: Die Hörspielkönigin

In der NDR-Mediathek gibt es zurzeit Die Hörspielkönigin zu sehen, eine Dokumentation über die Hörspielproduzentin Heikedine Körting, die in über 40 Jahren mehr als 2000 Hörspiele produziert und geschrieben hat. Viele davon, mit denen wir alle aufgewachsen sind: Die drei ???, TKKG, Fünf Freunde, Die Gruselserie und viele mehr.

Was für eine sympathische, fröhliche Frau. Man merkt, dass sie ihr ganzes Leben lang das getan hat, was ihr Freude bereitet. Nett ist auch anzusehen, dass diese Hörspiele heute noch analog produziert werden, mit alten Maschinen aus den 70ern und Geräuschrundbändern, die griffbereit lose am Haken hängen.

In diesem Zusammenhang sei auch noch auf die tollen Interviews mit Heikedine Körting im Talker-Lounge-Podcast 50 und in Ausgabe 4 des kostenlosen Hörspielmagazins PLAYtaste hingewiesen.

Lance Henriksen Interview

Comicbookgirl19 hat ein Interview mit Lance Henriksen geführt. Es geht um seinen neuen Film Harbinger Down, aber auch um seine Auftritte als Android Bishop in den Alien-Filmen, den Klassiker Near Dark, die Fernsehserie Millenium, den Filmunfall Prometheus und anderes mehr. Ein sympathischer Kerl, der viele Anekdoten auf Lager hat. Ich könnte ihm stundenlang zuhören.

Comicbookgirl19 verfolge ich schon eine Zeit lang und dieser neue Interview-Teil ist definitiv eine gute Ergänzung zur Show. Ich hoffe, es gibt zukünftig mehr davon.