Mehr 80er geht nicht

Break the Ice von John Farnham ist Teil des Soundtracks zu Rad (1986), der neben dem hierzulande bekannteren BMX Bandits (1983) der zweite große BMX-Filmklassiker ist. Im Gegensatz zu BMX Bandits hat es Rad nie nach Deutschland geschafft. Dabei hätte sich der englische Titel doch so schön für ein deutsches Wortspiel geeignet: BMX-Räd oder so ähnlich. BMX Bandits war bei uns zumindest ein kleiner Videotheken-Hit und wer bis dahin noch kein BMX-Bike hatte, setzte spätestens nach dem Film eines auf seine Wunschliste.

Im Vergleich ist Rad der etwas ernstere Film für eine ältere Zielgruppe, wohingegen BMX Bandits mit seinem Action-Klamauk auf Jüngere zugeschnitten ist. Was BMX Bandits fehlt, ist der große Soundtrack. Wo Rad die Kracher von John Farnham, Beat Farmers, Hubert Kah (Get Strange) und Real Life (Send me an Angel in einer absurden BMX-Tanzszene) auffährt, bietet BMX Bandits außer I’m ready to Fly von den Papers wenig, das hängenbleibt. Den kompletten Rad-Soundtrack kann man sich hier anhören.

Great Pacific (Garbage Patch)

Kürzlich machte das Meeressäuberungsprojekt Ocean Cleanup des Niederländers Boyan Slat Schlagzeilen und die Medien feierten den Jungunternehmer bereits als neuen Visionär. Das erinnerte mich an eine ziemlich originelle Comicserie, die zwischen 2012 und 2014 bei Image Comics erschien: Great Pacific.

In 18 Ausgaben, deren drei Story-Arcs später in drei Trade-Paperbacks erschienen, erzählt Autor Joe Harris die Geschichte des Ölfirmen-Erben Chas Worthington, der eine Maschine konstruieren will, die den gesamten Plastikmüll im Meer auflösen kann. Die Zeichnungen stammen vom Argentinier Martín Morazzo, der mit Great Pacific seinen US-Einstand als Zeichner gab.

Die Vorstandsetage von Chas Worthingtons Firma möchte die Entwicklungskosten für die Maschine sparen und viel lieber eine neue Ölplattform bauen. Chas entschließt sich daraufhin zu einem drastischen Schritt, er unterschlägt ein paar Milliarden Dollar seiner Firma, inszeniert seinen Tod und setzt sich mit dem Schiff in Richtung des Great Pacific Garbage Patch ab.

Diese gigantische Ansammlung von Müll im Pazifik, die in der Realität eine Art suppiger Strudel ist, wird im Comic zu einer landähnlichen Masse mit den Ausmaßen von Texas. Dort ruft Chas seinen eigenen Staat aus und der Comic wird zur Gründungsgeschichte einer Nation. Das Land muss erforscht und gesichert werden. Da es sich um keine echte Insel handelt, ist das Land in Bewegung und einer ständigen Veränderung durch die Naturgewalten unterzogen. Das Müllland ist von mutierten Tieren bevölkert und Piraten nutzen es als Unterschlupf. Im Verlauf der Geschichte erscheint die US Navy, um Chas festzunehmen, Glücksritter kommen und gründen Kolonien und als immer weitere Fraktionen etwas vom großen Kuchen abhaben wollen, stellt Chas fest, dass es gar nicht so einfach ist, einen Staat zu führen und er sich immer mehr zum Diktator entwickelt.

Wer diese Art von Entdecker-Geschichten mag, und hier habe ich ja bereits schon mal eine wundervolle Comicserie vorgestellt, dem kann ich Great Pacific nachträglich sehr empfehlen. Leider ist der Comic in Deutschland bisher noch nicht erschienen.

Apostle (2018)

Apostle (Netflix)

Ein garstiger, niederschmetternder Film, der den eleganten Zynismus eines Wickerman mit der Räudigkeit eines Backwood-Schockers kreuzt. Der Regisseur Gareth Evans kann nicht nur entfesselte Martial-Arts-Action (siehe The Raid), sondern auch diese Art von kultischem Sekten-Horror.

Visuell beeindruckend und mit einigen hochunangenehmen Szenen versehen, kann mich der Film aber nicht vollends überzeugen. In einigen Szenen fehlt ihm das letzte Quentchen Orginalität und er ist mit 130 Minuten ein bischen lang geraten. Dennoch sehenswert.

Englischer Trailer: