
Es wird bunt, nackt und blutig. Der Londoner Nischenverlag Korero Press, der sich auf Kunst, Illustration und Popkultur spezialisiert hat, bringt mit Sex and Horror eine Buchreihe heraus, die den Titelbildern der italienischen Erwachsenencomics aus den 60er, 70er und 80er Jahren gewidmet ist. Diese als fumetti sexy oder manchmal auch fumetti nero-sexy, fumetti pornografici oder fumetti porno-horror bezeichneten Comics, brachten es auch außerhalb von Italien aufgrund ihrer radikalen und tabulosen Darstellung von Sex und Gewalt zu einschlägiger Bekanntheit.
Fumetti? Erst neri, dann sexy.
Die Vorstellung der Buchreihe nutze ich zunächst für eine kleine Einführung ins Genre. Denn ein paar Grundlagen schaden nie. Fumetto (Plural: fumetti) ist der italienische Allgemeinbegriff für Comic. Außerhalb Italiens, speziell im angloamerikanischen Raum, steht fumetti meist synonym für die berüchtigten Erwachsenencomics. Zur Einordnung sollten zunächst die fumetti neri erwähnt werden, die „schwarzen Comics“, die mit dem Erscheinen von Diabolik 1962 ihren Anfang nahmen und den fumetti sexy den Weg ebneten. Hauptmerkmal der fumetti neri waren ihre amoralischen Hauptfiguren; Antihelden, die auf der anderen Seite des Gesetzes standen, die stahlen und mordeten und von ihren eigenen verdorbenen Idealen geleitet wurden. Die fumetti neri waren ein Gegenentwurf zu den damals vorherrschenden moralisierenden Comicgeschichten und den tugendhaften Superhelden. Der Erfolg von Diabolik zog zahllose ähnliche Figuren nach sich: beispielsweise Kriminal, Sadik, Satanik, Demoniak und Fantax, um nur ein paar der bekannteren Namen zu nennen.
Der Übergang zwischen den fumetti neri und den fumetti sexy war fließend. 1966 erschien der Comic Goldrake. Eine Geheimagentengeschichte inspiriert von James Bond. Goldrake würzte die bekannten Neri-Elemente mit allerlei Erotik. Im gleichen Jahr erschien Isabella, der erste Comic seiner Art, der eine weibliche Hauptfigur als (Anti-)Heldin etablierte, die all das tat, was zuvor nur die männlichen Figuren durften. Zwar hatte bereits die vorher erschienene Jekyll-und-Hyde-Variante Satanik eine Frau als Titelheldin/-schurkin, doch war Isabella ungleich expliziter in der grafischen Darstellung sowie in den verhandelten Themen. Die Geschichte, angelehnt an die populäre Roman- und Filmreihe Angélique, enthielt eine sadomasochistische Komponente, die im Verlauf der insgesamt 263 erschienenen Ausgaben weiter ausgebaut wurde. Ähnlich wie Diabolik, fungierte auch Isabella als Vorlage für etliche ähnliche Figuren: Cimiteria, Jacula, Zora, Maghella, Lucifera und viele weitere Heldinnen, die alle ihre eigenen Comic-Serien bekamen, folgten.

Inhalte und Künstler
Die fumetti sind berechtigterweise berüchtigt für ihre ausufernde Härte. Richtig ist aber auch, dass die Bandbreite von eher harmlosen Titeln wie Playcolt und Karzan bis zu den pornografischen Exzessen in Terror Blu oder den späteren Oltretomba-Ausgaben ziemlich groß ist. Es war, wie in vielen anderen Bereichen dieser Zeit, ein steter Prozess des Auslotens der Möglichkeiten, der sich fast über drei Jahrzehnte hinzog.
Inhaltlich arbeiteten sich die fumetti an allen Genres und Themen ab, die die Popkultur, der Zeitgeist, die Gesellschaft, die Geschichte und die Küchenpsychologie hergaben. Horror, Krimi, Abenteuer, Historisches, Märchen, Science Fiction; es gab kein Feld, das nicht beackert, kein Thema, das nicht ausgeschlachtet und durch die Verbindung von aberwitzigen Gewaltszenen mit Sex voller Fetische und Klischees für den größtmöglichen Schockeffekt hin aufgearbeitet wurde.
Zu den Einflüssen gehörten auch aktuelle Filme und Serien. Manche fumetti waren rip-offs bekannter Geschichten, andere begnügten sich damit, ihre Hauptfiguren populären Schauspielern und Schauspielerinnen optisch nachzuempfinden. Ob Alain Delon, Bud Spencer, Brigitte Bardot oder Ornella Muti. In den fumetti fand man sie alle. Manche Fumetti-Titel wurden gar direkt nach ihren Vorbildern benannt wie beispielweise Vartàn nach Yéyé-Girl Sylvie Vartan und Raquel nach – natürlich: Raquel Welch. Ganz ohne deren Einverständnis, versteht sich.
Interessanterweise waren die fumetti kein Underground-Phänomen, nichts das unter der Theke gehandelt oder in dunklen Ecken heimlich vertickt wurde. Die beiden dominierenden Verlage Edifumetto und Ediperiodici bedienten einen Massenmarkt. In der Hochphase Anfang bis Mitte der 80er Jahre erschienen alleine bei Edifumetto über 100 verschiedene Serien.
Die Verlage hatten einen enormen Output, der nur durch eine entsprechend große Anzahl von Autoren und Künstlern bewerkstelligt werden konnte. Dazu gehörten auch solche hochkarätigen Zeichner wie Sandro Angiolini (Isabella, Belzeba, Goldrake), Leone Frollo (Lucifera), Milo Manara (Jolanda) und Roberto Raviola alias Magnus (Necron), der bereits die wichtigen neri Kriminal und Satanik gezeichnet hatte. Auch wenn die fumetti als Schmuddelcomics galten, muss man doch festhalten, dass einige von erstaunlich guter Qualität waren.
Im ersten Band von Sex and Horror schreibt der amerikanische Künstler und Covergemälde-Sammler Mark Alfrey im Vorwort, dass man sich an die italienischen fumetti nicht wegen ihrer Inhalte, sondern wegen ihrer Cover-Bilder erinnere. Aber eigentlich gilt: sowohl als auch. Etliche der fumetti haben sich zu Kultwerken entwickelt und sind bei Kennern und Sammlern auch wegen der Inhalte heute mehr denn je geschätzt. Insbesondere in den letzten 10 bis 20 Jahren hat eine Wiederentdeckung des Genres stattgefunden. Es erscheinen Nachdrucke und Nachschlagewerke, und Ausstellungen werden organisiert. Die Buch-Reihe Sex and Horror kann getrost als Folge dieser Entwicklung gesehen werden.
Auf der anderen Seite hat Alfrey nicht Unrecht; und vielleicht muss er das in einem Buch über Cover-Bilder auch so schreiben. Die Cover waren natürlich enorm wichtig für die Vermarktung und sind das, was als erstes ins Auge sticht. Es sind die knalligen, plakativen, lüsternen Köder. Ein Versprechen – und doch nur eine vage Andeutung von dem, was den Leser im Inneren des Hefts erwartet. Die Cover sind krass, gewaltvoll, sexistisch, obszön und haben, wie die Comic-Geschichten selbst, auch heute nichts von ihrer Wirkung verloren. Gleichzeitig sind die Bilder oftmals so übertrieben in ihrer Darstellung und so bemüht um Schock, dass man sie kaum Ernst nehmen kann. Es ist purer Pulp und schönster Schund.
Edifumetto und Ediperiodici waren für die Maler und Illustratoren begehrte Arbeitgeber. Die Verlage bescherten den Künstlern kontinuierliche Arbeit und zahlten ordentlich. Im Gegenzug mussten die Künstler in der Lage sein, zehn oder mehr Cover-Bilder im Monat nach Vorgabe anzufertigen. Als Inspirationsquellen dienten klassische Malerei, Bücher, Magazine und vor allem Filme. Beim Durchblättern der Sex-and-Horror-Bücher stolpert man immer wieder über Cover, die komplett oder teilweise von Filmplakaten abgekupfert wurden. An anderen Stellen zeigt sich aber auch immer wieder ein hohes Maß an Kreativität. Den Malern gelang es doch immer wieder trotz des Zeitdrucks und der inhaltlichen Vorgaben, einzigartige Werke zu schaffen und ihre eigenen Akzente zu setzen. Im ersten Band von Sex and Horror wird der Maler Emanuele Taglietti zitiert, der sagt, dass das Arbeiten für Edifumetto für die Künstler fast wie eine Schule gewesen sei, in der man seine Kunst verfeinern konnte.
Zensur und Veröffentlichungen im Ausland
Dass all diese Hefte offen an den Kiosken Italiens auslagen, kam natürlich nicht überall gut an. Die katholische Kirche, die Politik – links wie rechts – und gesellschaftliche Institutionen strengten regelmäßig Klagen an, die allerdings von den Richtern häufig im Sinne der Kunstfreiheit entschieden wurden. Renzo Barbieri, der Gründer von Edifumetto, erzählte einmal in einem Interview, dass er 103 Mal vor Gericht stand, aber nie verurteilt wurde. Irgendwann sei sein Erscheinen vor Gericht bei den Richtern gar zu einer Art running gag geworden.
Wurden dann doch mal Ausgaben am Kiosk beschlagnahmt, tauschten die Verlage daraufhin nicht selten einfach Coverbild und Titel aus, und veröffentlichten den Comic Wochen später einfach noch einmal. Aber es gab auch eine Zeit der Selbstzensur, in der zumindest die Cover, die oftmals der eigentliche Stein des Anstoßes waren, entschärft wurden. Nackte Brüste wurden mit Haaren oder Kleidungsstücken abgedeckt, Blut und allzu viel Gewalt vermieden. Paradoxerweise blieben dabei die Geschichten im Innenteil unangetastet. Diese keusche Phase war nur von kurzer Dauer. Als Ende der 70er Jahre auch in Italien das Pornografieverbot fiel, öffneten sich ohnehin alle Schleusen des Darstellbaren.
Im Ausland fanden die fumetti vor allem in Frankreich, Spanien und Holland größere Verbreitung. Dort nicht immer ohne Zensur. Folgend zwei Beispiele aus den französischen Ausgaben von Isabella #1 – La duchessa dei diavoli (2. April, 1966) und Isabella #2 – Nelle spire del barone (28. April, 1966). Links das italienische Original, rechts die zensierte Ausgabe. Die französischen Leser haben nur Panel-Ausschnitte ohne Gewaltdarstellungen zu sehen bekommen.




Bei den italienischen Titelbildern erkennt man auch gut die zu dieser Zeit noch recht zahme Darstellung. Isabella trägt Negligé und die Nippel sind strategisch geschickt von den Gitterstäben verdeckt.


Der Vollständigkeit halber hier auch noch die Szene wie sie deutlich harmloser in Bruno Corbuccis Verfilmung von 1969 mit Brigitte Skay in der Titelrolle dargestellt wurde. In Deutschland erschien der Film passend betitelt als Isabella – Mit blanker Brust und spitzem Degen.




Auch in Deutschland wurden Versuche gestartet, die fumetti an den Mann zu bringen. Zwischen 1972 und 1974 veröffentlichte der Aachener Verlag Der Freibeuter Reihen wie Lucifera, (Oltre)Tomba, Horror, Zip, Jolanda und Messalina. Die Comics gelangten schnell ins Visier der Bundesprüfstelle und wurden teilweise indiziert. Einige dieser Reihen schafften es dennoch auf bis zu 25 Ausgaben, bevor sie eingestellt wurden.
Hier eine Werbe-Anzeige von 1974:

Folgend eine Panel-Sequenz aus Lucifera – Die Geliebte des Teufels, Band 1, Die Flammen der Hölle, deutsche Fassung des Freibeuter-Verlags, 1972. Lucifera wird vom Teufel auf die Erde geschickt, um Faustus zu verführen. Bei Goethe war das nicht Teil der Geschichte.






Zwischen 1993 und 2003 erschienen noch ein paar Einzelausgaben von Oltretomba, Storie Blu und Pig in Deutsch beim Kleinverlag Eagle Productions. Mehr Ausdauer zeigt aktuell der Mila-Verlag, der seit 2016 unter dem etwas unglücklichen Titel ZOCKo Geschichten aus Oltretomba, Storie Blu, Storie Viola und Pig veröffentlicht.
Die Sex and Horror Bücher
Bisher sind fünf Bände erschienen. Mit Ausnahme von Band 4 sind die Bücher jeweils einem bestimmten Künstler gewidmet. Alle Bände sind gleich ausgestattet – Softcover, 22 x 26 cm, 160 bzw. 176 Seiten, geprägter Titel, tolle Druck- und Papierqualität – und haben eine ähnliche inhaltliche Struktur: Ein Vorwort, ein Artikel über den Künstler und sein Leben (5 bis 10 Seiten), dann jede Menge Cover-Bilder, meist ganzseitig und alphabetisch nach Fumetti-Titel geordnet. Zu jeder Fumetti-Serie gibt es noch eine kurze Inhaltsangabe.
Sex and Horror 1 – The Art of Emanuele Taglietti

Emanuele Taglietti (*1943) folgte zunächst seinem Vater Othello zum Film und arbeitete als Szenenbildner und Art Director. 1973 kam Taglietti auf Empfehlung seines Freundes Dino Leonetti, den er vom Film kannte und der mittlerweile ganz ins Comic-Fach gewechselt war (Maghella, Fantax, Demoniak), in Kontakt mit Renzo Barbieri, Chef von Edifumetto. Der war begeistert von Tagliettis Arbeit und bot ihm direkt einen Vertrag an. Taglietti, der seine Zukunft ohnehin mehr in der Malerei als beim Film sah, nahm an und arbeitete schließlich bis 1988 für Edifumetto als Cover-Künstler. In dieser Zeit schuf er hunderte von Covern für die populärsten und langlebigsten fumetti des Verlags. Belzeba, Cimiteria, Fox, Karzan, La Poliziotta, Mafia, Moschettiera, Playcolt, Sukia, Ulula, Vipera Bionda, Wallestein il mostro, Zora la Vampira und viele mehr.
Taglietti hatte ein Händchen für ausdrucksstarke Gesichter und weitgehend realistische Darstellungen mit feinen Details. Einige seiner Cover haben fast fotografische Anmutung.
Folgend eine kleine Auswahl seiner Werke.

Ein neues Bild der Kultfigur. Die Originalserie erschien von 1972 bis 1982.


Ähnlichkeiten mit Tom Selleck sind rein zufällig.

Eine blonde Untote und ihr buckliger Knecht foltern und morden sich durch England.

An der Nase eines Mannes…

Taglietti schuf 80 Cover für diese Serie über eine Polizistin in einer US-Kleinstadt.

Verbrechen lohnt sich nicht? Hier schon.

Nein, das ist nicht Alain Delon. Das ist der Playboy Alan Velon, der Verbecher jagt und Frauen flachlegt.

Ein Zombie nuckelt an Ornella Muti. Sukia ist die bekannteste Fumetti-Vampirin.

Um ihr Leben zu retten, wird Model Ulla Wolfsblut injiziert. Mit Nebenwirkungen.
Sex and Horror 2 – The Art of Alessandro Biffignandi

Alessandro Biffignandi (1935 – 2017) arbeite bereits im Alter von 17 Jahren am italienischen Comic-Klassiker Capitan Walter von Edizioni AVE. Drei Jahre später wechselte er zum Studio Favalli, das sich auf Filmplakate spezialisiert hatte. Biffignandis Namen findet man auf etlichen italienischen Filmplakaten der 50er und 60er Jahre. Über seine Arbeit bei der Künstleragentur Creazioni d’Ami, die unter anderem Comics für Fleetway Publications in England produzierte, landete er 1970 schließlich bei Edifumetto. Seine ersten Cover dort waren für die Serien Bonnie und Messalina. Im weiteren Verlauf seiner Arbeit schuf er Cover für sämtliche Serien des Verlags, insbesondere für Zora la vampira und die Schneewittchen-Version Biancaneve, für die er alle 94 Cover malte.
Bei Biffignandis Werken fällt vielleicht mehr als bei allen anderen Cover-Künstlern der Filmeinfluss auf. Nicht nur entdeckt man häufig Details aus Filmszenen und Filmplakaten, auch sieht man immer wieder collagenartige Motive, bei denen verschiedene Elemente überlagernd dargestellt werden, wie man es von klassischen Filmplakaten kennt.
Biffignandis Bildkomposition, die Farbpalette und sein ausgeprägter Pinselstrich, der alles formt und Tiefe gibt, sind unverkennbar und einzigartig im Genre. Erwähnenswert sind auch die detailierten Hintergründe in vielen seiner Cover. Andere Künstler haben aus Zeitgründen gerne darauf verzichtet, Inneneinrichtungen und zusätzliche Personen zu malen.

Eine 1:1-Kopie einer Szene aus Michele Soavis Film La Chiesa, der 4 Monate zuvor erschien.

Der Titel ist Programm. Erdöl, Waffen und schöne Frauen.

Dieses Schneewittchen hat mit den Brüdern Grimm nur noch wenig zu tun.

Tagsüber Pariser Aristokratin, nachts Meisterdiebin. Ausgerechnet ihr Liebhaber ist ihr als Polizist auf den Fersen.

Tote Blondine wird mittels schwarzer Magie und Elektrizität wieder zum Leben erweckt. Sex führt von nun an zu Stromschlägen.

Diese Hexe ist ein Punk.

Nur 5 Ausgaben erschienen. Der feine Herr sieht verdächtig nach Vincent Price aus und die schöne Aufgebahrte nach Valerie Leon.

Extrem populäres fumetto. Sieht nicht so aus, aber Wallestein ist der Gute.

Bela Lugosi und wieder Vincent Price. Noch Hommage oder schon dreiste Kopie?

Vorlage für dieses Cover: eindeutig Christopher Lee und Madeline Smith.
Sex and Horror 3 – The Art of Fernando Carcupino

Nach dem Besuch der Kunstakademie in Brera, wo er bei Achille Funi lernte, arbeitete Fernando Carcupino (1922 – 2003) zunächst als Animator beim Film. Dabei war er u.a. an der Entstehung von Die Rose von Bagdad beteiligt, der erste italienische Film im Technicolor-Verfahren. Er begann Comics zu zeichnen und illustrierte Bücher wie beispielsweise Sherlock Holmes und Maigret. In den 1950er und 60er Jahren schuf er Cover für etliche Zeitschriften des Verlags Mondadori und arbeite für das Magazin La settimana umoristica, für das er nicht nur Cover malte, sondern auch Witze illustrierte, die von Lesern eingesandt wurden. In den 70er Jahren malte Taglietti Pinups für das erotische Humormagazin La Giraffa und Fumetti-Cover, darunter Mezzanotte, I Notturni, Lo Scheletro, Sexy Favole, Tabù, UFO und Il Vampiro.
Dies ist das Buch der Reihe, das am wenigsten Horror und am wenigsten fumetti enthält. Dafür am meisten Sex. Der Großteil ist Carcupinos Arbeiten für die Magazine La settimana umoristica und La Giraffa gewidmet, und das waren vor allem humorvolle Pinups. Nur auf den letzten 30 Seiten geht es um seine Fumetti-Cover. Das ist kein Nachteil, sollte aber erwähnt werden. Besonders spektakulär sind Carcupinos Wimmelbilder, die er für La settimana umoristica malte. Die Bilder erschienen in dem Wochenmagazin meist nur in zensierter Form. Im Buch sind die Originalbilder in ihrer ganzen Pracht wiedergegeben. Dieser Detailreichtum an witzigen Obszönitäten und blutigen Taten begeistert.

Eins von 18 Wimmelbildern, die im Buch abgedruckt sind.

Deutschland-Klischee auf dem Cover.



Zotig, aber hübsch gepinselt.

Kennt man weniger explizit aus der klassischen Malerei. Carcupino malte eine ganze Serie von Bildern, die auf historischen Vorlagen beruhten.

Dieses Horror-Fumetto brachte es zwischen 1972 und 1980 auf 98 Hefte.


Märchen für Erwachsene. In Farbe.

Per favore non mordermi le chiappe ist der Titel dieser Ausgabe. Und das heißt: Bitte beiß mich nicht in den Arsch.
Sex and Horror 4

Band 4 versammelt Cover-Gemälde, die bisher keinem Künstler zugeordnet werden konnten. Viele Künstler waren nämlich gar nicht erpicht darauf, dass sie mit den Schmuddelcomics in Verbindung gebracht wurden, und verzichteten daher auf eine Namensnennung und eine Signatur.
Das Buch enthält eine Reihe von Bildern, die zwar handwerklich tadellos sind, denen aber hin und wieder das gewisse Etwas, der Esprit, das Originelle fehlt. Das betrifft vor allem die Cover zu Lucrezia und Messalina. Auf der anderen Seite finden sich hier auch einige der herausragendsten Bilder. Sowohl künstlerisch als auch was Horror und den allgemeinen Pulp-Faktor betifft. Band 4 ist daher auf keinen Fall als eine Art Resterampe anzusehen. Ganz im Gegenteil. Er passt ganz wunderbar zu den anderen Bänden.

Ein von Barbarella inspiriertes Weltraum-Abenteuer. Lief leider nur 10 Ausgaben lang.

Von 1970 bis 1980 erschienen 172 Ausgaben.

Der Typ am Galgen, ist das nicht Bud Spencer?!

Die Legende um die Papsttochter Lucrezia Borgia bot viel Stoff für dieses fumetto.

Fumetto über die 3. Frau des römischen Kaisers Claudius, der ein zügelloses Leben nachgesagt wurde.

Eines der erfolgreichsten fumetti. 300 Hefte erschienen zwischen 1971 und 1986.


Horrorbienen. Vermutlich inspiriert vom Film Invasion of the Bee Girls.

Ein Ableger des fumetto Terror, der auf Science Fiction ausgerichtet ist.

Sex and Horror 5 – The Art of Roberto Molino

Wie Carcupino besuchte auch Roberto Molino (1941 – 2004) die Kunstakademie in Brera. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er als Werbegrafiker. In den 60er Jahren illustrierte er Kinderbücher und begann, Cover für wöchentliche und monatliche Magazine zu entwerfen. Über seinen Onkel, den bekannten Mailänder Werbegrafiker und Comiczeichner Walter Molino, kam er in den 70er Jahren an lukrative Werbeaufträge von großen Firmen wie Ferrero. Erst Anfang der 80er Jahre begann er für Edifumetto Cover zu malen. Obwohl er nur einige Jahre den fumetti widmete, enstanden über 100 Cover. Zu den Serien, für die Molino Cover entwarf, zählen u. a. Amerika 2000, die Attualità-Serien (Flash / Violenta / Nera / Proibita), die sich an realen Nachrichten aus der Verbrechenswelt orientierten, Bionika, Dottoressa, Hostess, I Dallas, I Potenti, Kondor, La Professionista, Macho, Pornostar und Zora la Vampira.
Molino arbeitete nahezu ausschließlich an fumettis der 80er Jahre. Das war die Zeit der Fernsehserien und so beinhaltet dieser Band besonders viele Fumetti-Cover, die von Fernsehserien inspiriert wurden.
Molinos Stil ist unverkennbar. Die Bilder scheinen immer wie aus dem Arm geschüttelt, man ist fast versucht, zu sagen: wie hingewischt. Große Flächen, wenig Details. Das Gegenteil eines Taglietti. Molinos Gemälde stellen oft dynamische Szenen dar. Es gibt wenige Bilder, in denen die Figuren nur posieren. Stattdessen ist Action angesagt. Es quietscht, knallt, brennt, schlitzt und splattert. Dazu passt dieser lässige Pinselstrich wie die Faust aufs Auge.

Die Gewalt herrscht in Amerika.

Aus der Giallo-Reihe. Basiert angeblich auf wahren Taten.

Noch mehr „wahre Geschichten“.

Die Fumetti-Version von The Bionic Woman.

Ist das Kojak? Ja, ist er. War aber nicht erfolgreich. Nur 10 Ausgaben erschienen.

Dreimal darf man raten, in welchem Gewerbe diese Titelheldin ein Profi ist.

Molino malte alle 20 Cover dieser Gay-Serie.

Brutale Geschichten aus aller Welt.

Fiona Fuckers Abenteuer in der Pornoindustrie.

Unverkennbar Starsky & Hutch.
Das sind sie, die bisher fünf erschienen Bände. Ob noch weitere folgen, ist zurzeit unklar. Aber vorstellbar ist das, schließlich gibt es noch andere Cover-Künstler, die eine Würdigung dieser Art verdient hätten. Mit den aktuellen fünf Bänden erhält der geneigte Comic-Fan allerdings schon mal einen gewaltigen Brocken an herrlichstem Pulp-Material, mit dem man eine Weile beschäftigt ist. Das Gesamtpaket macht immerhin über 800 Seiten aus, die schätzungsweise in etwa genauso viele einzelne Cover-Bilder enthalten. Wer auf diese Art von Kunst steht, findet hier sein Glück.
Ein Hinweis sei noch angebracht: Einzelne Bände sind manchmal kurzzeitig nicht lieferbar. Dann sollte man nicht den überteuerten Gebrauchtmarktpreisen erliegen und sich ein wenig gedulden. Bisher sind die Bücher immer wieder nachgedruckt worden, so dass vergriffene Bände früher oder später wieder erhältlich sein sollten.
Zum Abschluss sagen Frieda und Necron, gezeichnet von Magnus, ciao:

FINE

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