Ein Filmheft aus Japan

Auf eBay gestöbert und Eva Renzi auf dem Cover eines alten japanischen Filmmagazins entdeckt. Da dachte ich mir, das könnte ich ja mal kaufen.

Es handelt sich um eine Ausgabe von Kinema Junpo (キネマ旬報), kurz: Kinejun (キネ旬), Nr. 477 vom September 1968. Kinejun hat eine interessante Geschichte. Es ist Japans ältestes Filmmagazin, gegründet 1919 (!) von vier Studenten, Anhänger der Pure-Film-Bewegung, die das japanische Kino dafür kritisierte, im Prinzip einfach nur Theater abzufilmen, anstatt die filmischen Möglichkeiten auszunutzen, und daher den ausländischen Film bevorzugte.

Abgesehen von einer kurzen Unterbrechung während des 2. Weltkrieges, erscheint Kinejun bis heute. Eine Webseite gibt es natürlich auch. Die alljährlichen Top-Ten-Listen, die Kinejun veröffentlicht, scheinen eine ziemlich prestigeträchtige Angelegenheit zu sein. Die Fokussierung auf den ausländischen Film wurde schon in den 1930er Jahren aufgegeben und seitdem beschäftigt sich das Magazin generell mit Film und der Filmindustrie.

Wenn man kein Japanisch versteht, ist das Heft – zumindest meine alte Ausgabe – nicht so wahnsinnig spannend. Die ersten sieben Seiten bestehen aus ganzseitigen Foto-Collagen zu aktuellen Filmen. Dann folgt viel Text in Form von News, Reviews, Essays und Kinoprogrammen.

Interessanterweise ist auch das komplette 23-seitige Drehbuch einer Fernsehserien-Episode abgedruckt. Trotz Übersetzungs-App war es nicht ganz einfach, herauszufinden, worum es sich dabei handelt. Nach etwas hin- und hergeklicke habe ich die Episode in einer japanischen Fernsehserien-Datenbank identifiziert. Es ist die Episode 天下一の剣豪 (Tenkaichi no kengō, Der beste Schwertkämpfer der Welt) aus der Serie 剣 (Ken,  Schwert). Tetsuro Tanba spielt hier mit, den man zumindest aus dem James-Bond-Film You only live twice als Tiger Tanaka kennen sollte. Die Serie scheint aber selbst in Japan nicht übermäßig bekannt zu sein. Es gibt zwar eine DVD-Box, aber weder findet man einen Eintrag in der IMDb noch in der japanischen Wikipedia.

Werbung gibt es im Heft wenig. Die skandinavische Airline SAS hat eine ganzseitige Anzeige geschaltet. Ansonsten sind da noch ein paar Seiten Filmwerbung. Die Anzeige zum Film Le Rapace mit Lino Ventura, der in Deutschland den schicken Titel Im Dreck verreckt hat, habe ich mal eingescannt, denn die habe ich online in dieser Form noch nicht gesehen.

Le_Rapace

Was Eva Renzi betrifft, die scheint ohne besonderen Anlass auf dem Titel zu sein. Auf Seite 2 findet sich zwar eine kleine Info-Box über sie, aber ansonsten habe ich im Heft nichts weiter über sie oder ihre Filme entdecken können.

Macht aber nichts. Trotz der Sprachbarriere, ist das Heft etwas Feines für die Sammlung. Und einiges gelernt habe ich bei der Recherche auch. Kinejun war mir bis dahin nämlich völlig unbekannt und die Fernsehserien-Datenbank könnte in der Zukunft auch noch mal hilfreich sein.

Ein Kommentar zu „Ein Filmheft aus Japan

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