Sardinenlieferung aus Frankreich

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Ich bin schon lange ein Liebhaber von Ölsardinen. Ein Lebensmittel, das meiner Erfahrung nach, unterschätzt wird. Dazu dürfte auch Discounterware beigetragen haben, die leider häufig eine Enttäuschung ist. Lieblose Verarbeitung und die Verwendung von Rapsöl oder minderwertigem Olivenöl werden dem Fisch nicht gerecht. Da die Sardinenbestände in vielen Fanggebieten als bedroht gelten, gebe ich lieber mehr Geld für ein hochwertiges Produkt aus und konsumiere dafür insgesamt weniger.

Über lange Zeit hatte ich mein Glück in den portugiesischen Marken wie Minerva, Nuri und Tricana gefunden. Dann allerdings bin ich auf La Quiberonnaise gestoßen, eine Fischmanufaktur auf der bretonischen Halbinsel Quiberon, die bereits seit 1921 existiert und sich durch exzellente Qualität und originelle Spezialitäten auszeichnet. Zartere Sardinen habe ich niemals gegessen.

Ein oder zwei Mal im Jahr lasse ich mir ein Paket mit Meeresschätzen liefern. Das obige Foto zeigt die aktuelle Lieferung. Details folgen hier:

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Einige Standardprodukte. Von oben nach unten sind das: Sardinen mit Zitrone, in Tomatensauce und klassisch nur in Olivenöl. Sofern es sich nicht um Spezielles wie Tomatensauce handelt, sind alle Sardinen von La Quiberonnaise in hochwertigem Olivenöl (vierge extra) eingelegt. Es fehlt hier sardines aux piments, Sardinen mit Chili. Esse ich sehr gerne, sind aber moment nicht verfügbar.

 

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Diese geöffnete Dose zeigt die klassische Variante in ganzer Pracht. Große Fische im zarten goldgelb des Olivenöls. Traditionell sind die Sardinen mit Haut und Gräten eingelegt, die mitessbar sind. Wer den gewissen „Crunch“ der Gräten nicht mag, kann die Rückengräte entfernen. Mache ich meistens so. Dazu empfehle ich ein frischgebackenes Weiß- oder Fladenbrot und sonst nichts.

 

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Serie limitée Les sirènes. Limitierte Editionen werden regelmäßig aufgelegt. Diese sind nicht nur geschmacklich überraschend, sondern auch optisch einzigartig. Für jede limitierte Serie werden Künstler für die Dosen engagiert, darunter auch die eine oder andere bekannte Größe. Die aktuelle Edition „Die Sirenen“ besteht aus von oben nach unten: Sardinen mit Oliven und Meerfenchel (Künstler: Stanislas Barthélémy), mit Ingwer (Künstler: Gilbert Shelton!) und mit Wasabi (Künstler: Denis LeLièvre alias „PIC“). Das Problem mit den limitierten Dosen: sie sind so schön, man will sie gar nicht öffnen.

 

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Sardines au beurre. Sardinen in Butter – klingt banal, schmeckt aber unbeschreiblich gut. Der Clou hierbei ist, dass die Sardinen nicht in Olivenöl eingelegt, sondern in einer Premiumbutter von Meister Jean-Yves Bordier eingegossen sind. Zur Zubereitung erwärmt man die Dose im Wasserbad bis die Butter geschmolzen ist, gibt alles in eine heiße Pfanne und brät die Sardinen für einige Minuten von beiden Seiten. Es gibt nichts Besseres! Neben der Reinform, sind diese Buttersardinen auch mit Yuzu-Frucht, mit Algen und mit rauchig-mildem Espelette-Chili erhältlich. Es lohnt sich,  alle Sorten zu probieren.

 

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Zum Schluß noch ein Geheimtipp: Anchovis. Wer die kleinen Sardellen bisher aufgrund ihres Salzgehaltes selbst in Zutaten- oder Beilagenform für ungenießbar gehalten hat, so wie ich, der wird Anchovis nach dem Genuß der Quiberonnaise-Variante in ganz neuem Licht sehen. Bei Quiberonnaise werden Anchovis nicht eingesalzen, sondern nach Art der Sardinen in Olivenöl, Pfeffer und Lorbeer eingelegt. Das Ergebnis ist ein noch feinerer Geschmack als bei den ohnehin schon exzellenten Sardinen. Da stellt sich die Frage, warum man diese Zubereitungsform nicht häufiger antrifft.

Preise – Lohnt sich eine Bestellung in Frankreich?

Die Preise der hier vorgestellten Produkte bewegen sich pro Dose zwischen €3,30 (Sardinen in Tomatensauce, 5er Pack) bis €5,00 (limitierte Serie, 3er Pack). Dies sind die günstigsten Preise beim Kauf der 5er und 3er Packs. Kauft man einzelne Dosen, wird es teurer. Meine Bestellung beinhaltete insgesamt 28 Dosen und die nach Gewicht berechneten Versandkosten beliefen sich auf €17. Ermittelt man vom Endpreis inklusive Versandkosten den Durchschnittspreis, kommt man auf genau €4,77 pro Dose. Das ist das etwa zwei- bis dreifache einer normalen Sardinendose im Supermarkt. Klingt viel, ist aber ein guter Preis für ein hochwertiges Produkt.

Ein Vergleich mit einer Bestellung in Deutschland fällt nicht schwer, da die Produkte von La Quiberonnaise in Deutschland kaum angeboten werden. Einzig Maître Philippe und Sardinophil, die ebenfalls zu Maître Phillipe gehören, haben eine größere Auswahl an La Quiberonnaise. Die günstigste Dose kommt dort auf €5,50 (beim Kauf im 5er Pack) und die teuerste auf €8 (im 3er Pack). Klicke ich mir dort die gleiche Bestellung zusammen, komme ich auf eine Ersparnis von über €50 bei der direkten Bestellung in Frankreich. Dies gilt für die aktuelle Bestellung von 28 Dosen. Bestellt man weniger oder mehr, fällt entsprechend auch die Ersparnis niedriger oder höher aus.

Rein finanziell lohnt sich die Bestellung in Frankreich also ab einer gewissen Menge durchaus, trotz der relativ hohen Versandkosten. Zum Bestellprozess bei La Quiberonnaise muss gesagt werden, dass die Webseite nur in Französisch verfügbar ist. Allerdings ist so eine Bestellung mit Warenkorb ja quasi selbsterklärend und die Adresse in ein Formular eintragen, schafft man auch ohne große Sprachkenntnis. Die Zahlung erfolgt per Kreditkarte über einen externen Finanzdienstleister, was aus Sicherheitsgründen eine gute Sache ist. Bisher waren die Bestellungen stets nach drei bis vier Tagen bei mir.

Es lohnt sich auch, einen Blick auf das das restliche Angebote von La Quiberonnaisse zu werfen. Neben den hier gezeigten Sardinen und Sardellen werden viele weitere Sorten sowie Makrelen, Muscheln, Pasten, Suppen und andere Meerespezialitäten angeboten.

Meine allerersten Amazon-Einkäufe und das Golden Age of Online-Shopping

Amazon feierte kürzlich zwanzigjähriges Jubiläum. Ein Grund, einmal auf meine allerersten Amazon-Käufe zurückzublicken. Immerhin dafür ist die Datensammelei von Amazon gut. Die komplette Bestellhistorie der Nutzer ist bis auf alle Ewigkeiten einsehbar und hilft damit, sich in verträumter Nostalgie daran zu erinnern, wie das so war, als die Einkaufsmöglichkeiten plötzlich grenzenlos wurden und das Internet das Konsumverhalten nachträglich veränderte. Während das Internet vorher schon zur uneingeschränkten Informationsbeschaffung diente, konnte man plötzlich auch Produkte von überallher beziehen. Ein Meilenstein, der damals so von den meisten noch gar nicht erkannt wurde.

Die ersten Amazon-Bestellungen

amazondeWährend amazon.com den Geschäftsbetrieb 1995 aufnahm, eröffnete der deutsche Ableger amazon.de erst 1998. Meine erste Bestellung erfolgte im folgenden Jahr. Ich las viel von Clive Barker und Imagica war eines der Bücher, die mir noch fehlten. Ein eher kurioser Kauf war Wie man einen verdammt guten Roman schreibt 2. Aber zusammen mit Band 1 bot dieses Werk eine durchdachte Analyse, was eine gute Geschichte auszeichnet und wie Dialoge und Charaktere funktionieren. Auch für nichtschreibende Romanleser durchaus interessant.

amazonukDie erste Bestellung bei den Engländern von amazon.co.uk tätigte ich knapp ein Jahr nach meiner ersten Bestellung bei amazon.de. Warum ich The Essential Movie Monster Guide direkt in England bestellt habe, kann ich heute nicht mehr genau sagen. Ich nehme an, es lag schlicht daran, dass es kein deutscher Anbieter im Angebot hatte. Von dem heutigen Standard, dass jedes englischsprachige Buch überall verfügbar ist, konnte man damals nur träumen.

amazoncomMeine erste Bestellung beim amerikanischen amazon.com erfolgte fünf Jahre nach dessen Eröffnung. Ich war zu dieser Zeit im großen DVD-Fieber und viele interessante Veröffentlichungen gab es nur im Ausland, speziell in den USA. Die Limited Editions von Anchor Bay und die DVDs der Criterion Collection waren quasi ein Muss für den Sammler. Entsprechend enthielt auch meine erste Bestellung gleich zwei dieser Schätze: Evil Dead II in der Blechbox von Anchor Bay und Carnival of Souls von Criterion. Dazu das schöne Double-Feature mit den Klassikern The Fly und Return of the Fly. Die limitierten Blechboxen von Anchor Bay waren damals etwas ganz Neues und jeder musste sie haben, auch wenn Limitierungen von bis zu 50.000 Stück eher nach Witz klangen. Die Preise waren in Ordnung, selbst ohne die damals in Massen auftauchenden Gutscheine. Ein weiterer Vorteil dieser Zeit war es, dass viele kommerzielle Sendungen ungeprüft durch den Zoll gingen. Heute dagegen muss man bei allen Bestellungen aus dem Nicht-EU-Ausland mit Zoll und Einfuhrumsatzsteuer rechnen (grob 20% Aufschlag). Von den Blechboxen, ich besaß nahezu alle, konnte ich mich, teilweise mit Gewinn, rechtzeitig wieder trennen, bevor die DVD-Preise in den Keller rauschten, weil die DVD zum Mainstream-Medium wurde.

amazonfrAuch die französische Dependance amazon.fr wurde von mir öfter für die DVD- und später auch Buchbestellung genutzt. Bei der ersten Bestellung im Jahr 2001 handelte es sich um die formidable Crying Freeman Limited Edition DVD. Es ist bis heute eine der wenigen Veröffentlichungen des Films im Original-Bildformat von 2,35:1.

amazoncaAuch Kanada war zu dieser Zeit schon ein Land mit guten Bestellmöglichkeiten. Oftmals konnte man hier Produkte günstiger als aus den USA beziehen und Bücher sogar günstiger als beim Direktkauf in Deutschland. Meine erste Bestellung bei amazon.ca erfolgte 2003 und beinhaltete die drei Bücher: The Classic Era of American Pulp Magazines, The Art of Noir und Julie Strains Greatest Hits. The Art of Noir, ein im Überformat gedrucktes Hardcover gefüllt mit den schönsten Postern aus dem Film-Noir-Genre, kann ich auch heute noch zu meinen Lieblingsbüchern zählen. Bei dieser Bestellung sparte ich damals ungefähr 40% gegenüber einem Kauf in Deutschland.

amazonjpSchließlich gibt es noch den japanischen Ableger amazon.co.jp, bei dem ich verhältnismäßig spät erstmalig bestellt habe, nämlich in 2005. Japan ist ein teures Pflaster, der Yen steht immer ungünstig. Daher bestelle ich dort nach wie vor nur, wenn es keine Alternative gibt. Meine erste Bestellung waren die zwei Fotobücher 眠る 松雪泰子 (Übersetzungsversuch: Yasuko Matsuyuki schläft) und 最後に見た風景 (Übersetzungsversuch: Die letzten gesehenen Landschaften – englischer Titel allerdings: Landscapes with a Corpse) von Izima Kaoru. Letzteres konnte ich später nochmals als Galerieexemplar mit Original-Autogramm erwerben, so dass das bei Amazon gekaufte Buch bei eBay gelandet ist.

Goldene Zeiten

Meine internationale Shopperitis startete mit den DVDs. Das DVD-Fieber grassierte Ende der 90er/Anfag der 2000er Jahre unter den Filmfans und speziell die amerikanischen Online-Shops fuhren die größten Geschütze auf, um Umsatz zu generieren: Coupons, Vouchers, Rebates, Sales! Wir Nutzer wurden förmlich zugeschüttet mit Coupons und konnten uns vor Rabatten nicht retten. Gutscheine sind auch heute nichts Unbekanntes. Aber wer die Zeiten nicht miterlebt hat, kann sich über die Ausmaße der damaligen Rabattschlacht keine Vorstellung machen. Nicht nur amazon.com drückte 5-, 15- und 25-Dollar-off-Coupons ins Internet als gäbe es kein Morgen – nicht selten bekam man bei Bestellungen direkt einen neuen Coupon fürs nächste Mal ausgehändigt – auch die Konkurrenz versuchte Besteller mit Coupons und Rabatten zu ködern.

Amazons große Konkurrenz im DVD-Geschäft waren spezialisierte Film-Shops wie reel.com (nicht mehr existent) und dvdexpress.com (wurde später zu express.com, heute nicht mehr existent). Auch diese wollten nicht nachstehen und veröffentlichten massig Coupons und überboten sich gegenseitig mit Rabatten. Darüberhinaus tauchten kuriose Geschäftsmodelle auf, die noch mehr Rabatte versprachen. BrandsForLess.com (nicht mehr existent) war so ein Ding, über das man sich heute nur noch wundern kann. BrandsForLess fungierte als Vermittler zwischen Kunde und angeschlossenen Shops wie beispielsweise dvdexpress.com. Der Nutzer füllte bei BrandsForLess ein Free-Shipping-Formular aus und schloss seine Bestellung wie üblich bei dvdexpress.com ab. BrandsForLess kassierte von dvdexpress.com eine Vermittlungsgebühr und erstattete dem Nutzer die bei dvdexpress.com angefallenen Versandkosten zu 100%. Dass dieses Geschäftsmodell nicht wirklich tragfähig ist, leuchtet ein. BrandsForLess musste irgendwann schließen, allerdings nicht, bevor ich Schecks im Wert von mehreren hundert Dollar bei meiner Bank eingelöst hatte. Goldene Zeiten? Irre Zeiten!

Gescheiterte Shops und geprellte Kunden

Leider erinnere ich mich nicht mehr an meine erste Internetbestellung überhaupt. Ich glaube, es könnte 1998 ein Buch von buch.de gewesen sein. Manche Menschen pflegen ihre 20 Jahre alte Email-Korrespondenz. Ich leider nicht. Seitdem habe ich rund um die Welt online eingekauft; England, Frankreich, Spanien, Italien, Österreich, Schweiz, Polen, Russland, Hong Kong, Japan, Südkorea, Thailand, USA, Kanada, Brasilien und vielleicht noch ein paar Länder mehr waren dabei. Probleme während der gesamten 17 Jahre des ungezügelten Online-Shoppings? Das ist das eigentlich Verblüffende: so gut wie keine. Mal eine kaputte CD-Hülle, mal eine Lieferverzögerung und ähnliche Kleinigkeiten. Nicht selten wurde man dafür wiederum mit einem neuen Coupon beglückt. Shops in Übersee machten sich oft gar nicht erst die Mühe, ein beanstandetes Produkt zurück zu fordern, es wurde einfach neu verschickt. Das kann ohnehin festgestellt werden: egal, wo ich bestellt habe, der Kundenservice war auch in den Anfangszeiten schon sehr ausgeprägt, speziell bei den internationalen Versendern. Der deutsche Markt scheint mir etwas länger gebraucht zu haben, dieses Niveau zu erreichen. Es liegt Nahe, dass dies zum Teil auch Amazon zu verdanken ist, die vorgemacht haben, wie es geht.

Doch nicht alle Nutzer hatten so viel Glück. Ich habe im Lauf der Zeit etliche Online-Händler kommen und gehen sehen. Manche sind mit Pauken und Trompeten untergegangen und haben hunderte von geprellten Kunden zurückgelassen. Ein etwas bekannterer Fall war der des kanadischen Versenders dvdsoon.com. Für eine geraume Zeit war dies ein zuverlässiger Händler mit sehr günstigen Preisen. Zu günstig vermutlich. Rabattierte Preise von 6 Dollar für eine DVD-Neuerscheinung waren keine Seltenheit. Der Untergang kündigte sich mit DVDs an, die als lagernd aufgefürt waren, aber auch nach Wochen nicht abgeschickt wurden. Durch Vertröstungen beruhigt, bestellten viele Nutzer weiter oder warteten geduldig bis sie vom großen Finale überrascht wurden: der Händler verkündete seine Involvenz.

Online über alles

Das war vor 10 Jahren. Heute hat sich die Situation weitgehend normalisiert. Läden gehen zwar immer noch Pleite und Online-Shops versprechen die besten Preise vom Himmel, aber die Coupon-Flut ist auch bei den amerikanischen Versendern schon lange versiegt. Ich bestelle mehr denn je online, auch international. Allerdings keine DVDs/Blu-rays und nur wenige CDs, da ich dem physikalischen Medium praktisch abgeschworen habe. Dafür so gut wie alles andere. Und es wird nicht weniger werden. Mit der Allverfügbarkeit ist dem Online-Einkauf aber heute auch das Besondere verloren gegangen. Nach neusten Erhebungen kauft über 75% der deutschen Bevölkerung online ein. Wie das Internet, ist auch der Interneteinkauf zur normalsten Sache geworden. Uns Einkaufspionieren bleibt, dass wir mit zu den Ersten gehörten und dass wir damals schon – zumindest in Ansätzen – geahnt haben, dass daraus einmal ein großes Ding wird. Auf die nächsten 17 Jahre Online-Einkauf.