Die Praline kennt und kannte man vor allem als trashiges Sex-Heftchen mit peinlichen Schlagzeilen, zusammengeschusterten Stories und jeder Menge nackter Haut. Quasi gedrucktes Clickbait. Hier ein paar zufällige Cover-Beispiele aus den 1990ern, der Blütezeit des Magazins.




Es ist kein Geheimnis, aber nur Wenigen ist bewusst, dass die Praline als ganz normale Illustrierte bereits 1954 in Konkurrenz zu Stern und Quick startete mit weiblichen Lesern als Zielgruppe. Inhaltlich gab es die damals gängigen Themen wie Wohnen, Reisen, Kochen, Mode, Gesundheit und Unterhaltung, ein bischen True Crime und dazu Fortsetzungsromane und Rätsel. Und natürlich überhaupt nichts Anzügliches oder Nacktes. Aus heutiger Sicht also weitgehend langweilig.
Auf archive.org finden sich einige komplette Ausgaben aus den 60ern. Dort kann man schön sehen, dass pünktlich zum Jahr 1968 Geschichten wie „Leben mit der Pille“ und „Deutschlands wilde junge Mädchen“ Einzug ins Heft hielten.
Einige Cover und Doppelseiten aus den Heften. Alles nett harmlos.









































In den 70ern lief das so ähnlich weiter. Die Cover waren immer noch relativ zurückhaltend. Aber durchaus mit Tendenz ins Sensationslüsterne und Verruchte („Die wilden Nächte der liebestollen Gräfin mit ihren Studenten„, „Heimliche Prostitution in Deutschland„, „Deutsche Männer – Die besten Liebhaber der ganzen Welt!„). Die Frauen auf den Covern trugen ab und zu mal Bikini oder Negligé. Was bei Quick und Stern übrigens nicht anders war. Auch diese Magazine waren bekanntlich zunehmend durch Sex-Themen und entsprechende Cover geprägt. Während der Stern gesellschaftlich und politisch relevant wurde, woran auch der Hitler-Tagebücher-Skandal 1983 nichts änderte, kam Quick hingegen nie aus dem Banalen heraus, siechte eine Weile dahin und verschwand 1992 vom Markt.
Der erste blanke Busen auf dem Praline-Cover erschien Ende der 70er Jahre. Während auf dem Cover von Nummer 33/1978 noch wie zufällig ein halber Nippel aus dem Oberteil rutschte, gab es auf dem Cover von Nummer 41/1978 schon kein Rumgedruckse mehr: „Ein schöner Busen! … und was Frauen alles selbst dafür tun können!“ hieß es dort mit entsprechend anschaulichem Foto.


In den 80ern stieg der Level des Sag- und Darstellbaren in den Medien und entsprechend expliziter wurden Cover und Inhalte der Praline. Das war dann auch die Zeit, in der sich die Praline langsam von der weiblichen Leserschaft verabschiedete. Ende der 90er und Anfang der 2000er hangelte sich die Praline entlang der Jugendfrei-Grenze, so dass man die Hefte noch legal offen an jedem Kiosk auslegen konnte. Wie andere Magazine dieser Art wurde aber auch die Praline dann ein Opfer des Internets. Sex-Inhalte waren dort viel einfacher und kostenfrei rund um die Uhr verfügbar. Vielleicht hatten auch viele Leser immer weniger Lust auf den Sex-Heftchen-Trash, den die Praline lieferte. Wegen sinkender Verkaufszahlen stellte der Bauer-Verlag die Praline 2006 schließlich ein.
Stattdessen übernahm der ungarische Verlag GLM Kft. das Heft, verpasste ihm einen etwas moderneren Look und schärfte die Inhalte noch ein wenig nach. GLM war kein Unbekannter. Mit schlüpfrigen Nischentiteln wie „FKK: öffentlich Nacktsein“, „Flirt Girls“ und „Heisse Omis“ drängte der Verlag Anfang der 2000er auf den deutschen Zeitschriftenmarkt und konnte sich zumindest eine Zeit lang halten. Auch wenn einige Titel wie „WOW“ und „Freee“ in die Hände der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften gerieten und dauer- beziehungsweise vorausindiziert wurden, so dass sie nur noch dort verkauft werden durften, wo Jugendliche keinen Zutritt hatten.
Die Praline blieb frei erhältlich und überlebte wundersamerweise trotz aller Widrigkeiten weitere 8 Jahre. Erst 2014 war endgültig Schluss.

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