Ed Brubaker Comic-Bundle

Noch bis zum 13.01.2022 kann man bei Humble Bundle ein umfangreiches digitales Comic-Paket von Autor Ed Brubaker zu einem Schnäppchenpreis erwerben. Für 22,14€ erhält man 41 Bände, was nahezu dem gesamten Werk entspricht, das Brubaker seit 2012 bei Image Comics veröffentlicht hat. Wer die Spendierhosen anhat, kann auch gerne mehr zahlen, was dann humblebundlemäßig einem guten Zweck zu Gute kommt.

Humble Bundle ist ohnehin eine gute Sache. Seit vielen Jahren schnüren die dort tolle Comic-, Bücher-, Spiele-, und Softwarepakete, die für wenig Geld angeboten werden, im Prinzip: pay what you want. Anders als bei analogen Resterampen im Supermarkt, gibt es hier echt hochwertiges Zeug. Dieses Konzept geht auf und alle Beteiligten profitieren.Pluspunkt: Es wird generell auf Kopierschutz- und DRM-Methoden verzichtet. Die Bücher bekommt man als PDF, ePub, und CBZ (gezippte JPGs).

Das aktuelle Angebot gibt mir eine gute Gelegenheit, endlich mal Ed Brubaker und Sean Phillips zu preisen. Deren Werke stehen bei mir ganz oben in der Topliste. Brubaker arbeitete viele Jahre für DC und Marvel, bevor er 2012 zu Image ging, um dort seine eigenen Stories zu verwirklichen. Die Kollaboration mit Zeichner Sean Phillips geht zurück auf Batman: Gothic Noir aus dem Jahr 2001. Seit Brubaker für Image schreibt, arbeitet er fast ausschließlich mit Phillips zusammen. Diese langjährige Partnerschaft zahlt sich erzählerisch aus. Story, Text und Bild wirken immer wie aus einem Guss und stets habe ich das Gefühl, dass bei Brubaker und Phillips ein bischen mehr Geschichte auf einer einzigen Seite transportiert wird. Brubakers Spezialgebiet ist Crime. Verbrechen, Krimi, gerne hardboiled, oft mit Noir-Elementen versehen. Zudem hat er ein großes Horror-Epos und eine knackige Geheimagenten-Serie geschrieben.

Eine kleine Zusammenfassung der im Bundle enthaltenen Comics:

Scene of the Crime ist eine frühe Miniserie, die ursprünglich 1999 beim DC-Imprintverlag Vertigo erschien, hier als Image-Neuauflage von 2012 mit Extras enthalten. Es geht um den Privatdetektiv Jack, der beauftragt wird, eine verschwundene Frau zu finden. Die Spur führt schnell zu einer Hippie-Sekte, die in eine Erpressung verstrickt zu sein scheint. Nur ein Tag nachdem Jack die Frau aufgespürt hat, wird sie in ihrem Hotelzimmer erschossen, woraufhin Jack alles daransetzt, den Fall zu lösen. Die Story hat schon alle typischen Elemente, die Brubaker in späteren Comics wieder aufgreift und verfeinert. Noch etwas ungeschliffen und ohne die Zeichnungen von Sean Phillips, der hier nur die Zeichnungen von Michael Lark geinkt hat.

Criminal ist eine umfangreiche Serie, die 2006 gestartet ist und zu der Brubaker und Phillips seitdem immer wieder mal was Neues machen. Es handelt sich um moderne Hardboiled-Krimi-Kost, die klassische Klischees und Tropes auf schönste Weise zelebriert. Die Serie umfasst mehrere in sich abgeschlossene Story-Arcs und einige One-Shots und Graphic Novels, die über einen Zeitraum von mehreren Dekaden von zwei Gangster-Familien in einer fiktiven Stadt erzählen. Gilt zu Recht als das große Crime-Epos von Brubaker/Phillips und wurde mit drei Eisner-Awards ausgezeichnet. Das Humble Bundle enthält die komplette Serie mit Ausnahme der Graphic Novel Bad Weekend, die zum Verständnis aber nicht nötig ist.

My Heroes have always been Junkies ist eine der Graphic Novels, die zum Criminal-Universum gehören. Der Comic gibt einen Einblick in die Teenager-Zeit von Ellie, eine Nebenfigur aus einer früheren Criminal-Geschichte. Ein interessanter weiblicher Gegensatz zum Rest von Criminal, der sehr männlich geprägt ist. Allerdings macht der Titel klar, dass auch bei Ellie eher Tragik und Melancholie angesagt sind. Kann man auch gut völlig unabhängig von Criminal lesen. Steht für sich allein.

Fatale, erschienen zwischen 2012 und 2014 in vierundzwanzig Einzelheften bzw. fünf Sammelbänden, ist die Serie, die mich zu Brubaker und Phillips gebracht hat. Bisher meine Lieblingsserie der Beiden, was zugegebenermaßen auch am Thema liegt. Der Hauptplot dreht sich um Jo, eine mysteriöse Frau, die unsterblich zu sein scheint und der Männer auf fatale Weise verfallen, was nicht selten mit deren Tod endet. Doch Jo ist kein kaltblütiges Monster, sondern selbst eine Gefangene ihrer Anziehungskraft. Verzweifelt versucht sie dem jahrhundertealten Fluch zu entkommen, während sie vor dunklen Gestalten eines fanatischen Kultes flieht, der es auf sie abgesehen hat. Brubaker hat eine archetypische Femme Fatale in eine verschachtelte Story aus Noir-Krimi und kosmischem Lovecraft-Horror gesteckt. Das Ganze ist düster, blutig, sexy und in letzter Konsequenz auch zutiefst romantisch. Die Serie vereint alles, was im besten Pulp-Sinne fantastisch ist. Das Humble Bundle enthält die komplette Serie.

Velvet ist Brubakers extrem schicke Geheimagenten-Serie. Velvet Templeton arbeitet beim britischen Geheimdienst und deckt dort eine Verschwörung in den eigenen Reihen auf und rächt den Tod ihres Mannes. Ja, das ist James Bond, Modesty Blaise und Mission Impossible in einem. Alle typischen Elemente aus Geheimdienst-Thrillern werden hier erwartungsgemäß verarbeitet. Die Geschichte spielt in den 1980ern, springt aber immer wieder zu Ereignissen der vorherigen 40 Jahre. Verschiedene Handlungsorte rund um die Welt, Gadgets, Bösewichte, Verfolgungsjagden; es ist ein wilder Ritt, der mir viel Spaß gemacht hat. Velvet ist neben dem obigen Scene of the Crime der einzige Comic hier im Bundle, der nicht von Sean Phillips gezeichnet wurde. Verantwortlich für die Zeichnungen hier ist der großartige Steve Epting. Das Tüpfelchen auf dem i sind die Farben von Elizabeth Breitweiser. So sehr mir Sean Phillips einzigartiger Stil auch gefällt, für diese Art von flashiger Geheimagenten-Action waren Epting/Breitweiser genau die richtige Wahl. Ob regnerisches London, sonniger Bahamas-Strand, Karneval in Monaco, versiffter Hinterhof in Paris oder intime Bettszene im Hotelzimmer. Die Farben und Schatten sowie der Szenenaufbau machen Velvet zu einem außergewöhnlich stimmungsvollem Comic mit Filmcharakter. Brubaker hatte mit Velvet eigentlich noch einiges vor, sogar eine Fernsehserie war mal im Gespräch. Aber seit dem Finale des Comics in 2016 gabs in dieser Hinsicht keine Neuigkeiten. Das Humble Bundle enthält den kompletten Comic.

Wenn Fatale der Krimi für Horrorfans ist, dann ist The Fade Out der Krimi für Filmfans. Erzählt wird hier nämlich von einem Mordfall im Hollywood der 1940er Jahre. Der abgehalfterte Drehbuchautor Charlie Parish gerät zwischen die Fronten von korrupten Filmstudio-Bossen und dem FBI, während er versucht, den Mord an einer Schauspielerin aufzuklären. Ein klassischer Krimi, durch und durch Film Noir, der keinen ganz unrealistischen Blick auf die damalige Filmwelt wirft. Der Comic ist teilweise inspiriert durch Brubakers Onkel, dem Drehbuchautor John Paxton. Nach Fatale mein zweiter Lieblingscomic.

In Kill or be Killed erscheint dem depressiven jungen Mann Dylan eines Abends ein Dämon, der von Dylan von nun an verlangt, jeden Monat einen Menschen zu töten, wenn er weiterleben will. Die Ich-Erzählperspektive, die Brubaker auch in allen anderen Comics anwendet, funktioniert hier besonders gut, denn man bekommt so direkt Einblick in die Gedankenwelt von Dylan, der selbst nicht weiß, ob der Dämon real ist oder nur eine unterbewusste Manifestation seines eigenen Drangs zu töten. Die Geschichte ist hart und stellenweise unangenehm zynisch, aber ein interessanter Ansatz, die Motivation eines Vigilanten und Antihelden zu erklären, die man so noch nicht gelesen hat. Das Ende kann zudem noch mit einem Schock aufwarten. Eine Verfilmung ist angekündigt. Das Bundle enthält die komplette Serie.

In der Graphic Novel Pulp geht es um den alternden Autor Max Williams, der 1939 in New York seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Westerngeschichten für Pulp-Hefte verdient. Ein Pinkerton-Agent, der es mit dem Gesetz nicht so genau nimmt, erkennt Max als einen gesuchten Räuber von vor 40 Jahren und schlägt ihm vor, noch ein letzes großes Ding zu drehen. Sie wollen das örtliche Büro einer Nazi-Organisation überfallen, von wo aus angeblich containerweise Schwarzgeld nach Deutschland verschifft wird. Pulp ist eine recht geradlinige Krimi- und Rachegeschichte mit einem interessanten Hintergrund über die Nazi-Umtriebe in den USA der 30er Jahre; ein Thema, das bisher eher selten in der Popkultur behandelt wird. In einer einmaligen Graphic Novel bleibt leider kein Platz, das Thema detailierter auszuleuchten. Hier wäre Potential für eine Serie gewesen.

Reckless ist schließlich die neuste Graphic-Novel-Serie des Duos Brubaker und Phillips. Jeder Band erzählt eine abgeschlossene Geschichte aus dem Leben eines Typen names Ethan Reckless, der 1980 in Los Angeles „Probleme“ für andere Leute löst. Gegen Bezahlung versteht sich. Reckless hat ein bischen was von Criminal, nur positiver. Ethan ist eigentlich ein guter Kerl, auch wenn er sich selten an Gesetze hält. Von den bisher drei erschienenen Bänden sind zwei im Humble Bundle enthalten.

Die Comics im Bundle sind in englischer Sprache. In Deutschland sind von diesen Comics leider bisher nur wenige erhältlich. Velvet ist komplett in drei Bänden bei Dani Books erschienen. Kill or be Killed komplett bei Splitter in vier Bänden. Von Fatale hat Panini leider nur die ersten drei Bände rausgebracht, was natürlich sinnlos ist. Dafür sind bei Panini immerhin die ersten sechs Bände von Criminal erschienen. Was von Criminal nach 2011 rauskam, fehlt bisher. Zu guter Letzt ist damals Scene of the Crime von Speed Comics veröffentlicht worden. Diese deutschen Ausgaben sind teilweise vergriffen. Wer daran Interesse hat, muss sich auf dem Gebrauchtmarkt umsehen. Nicht zuletzt gilt daher auch meine Empfehlung, erst mal dieses fantastische Humble Bundle abzugreifen. Mehr erstklassige Comics bekommt man für das Geld nicht.

Die Europa-Chronik

Bei dem großartigen kostenlosen Hörspielmagazin Playtaste hat sich schon länger nichts mehr getan. Aus gutem Grund. Die zwei Hauptverantwortlichen, Frank Boldewin und Wolfram Damerius, haben ein Buch über das legendäre Hörspiel-Label Europa geschrieben und waren damit in den letzten Jahren verständlicherweise ausgelastet.

Ein dicker, informativer und unterhaltsamer Schmöcker ist es geworden, in gewohnter Playtaste-Qualität. Das Buch dokumentiert die gesamte Firmengeschichte von den Anfängen in den 1950er Jahren bis heute. Bei der Menge an Material, das die Autoren aus den Archiven von Label und Sammlern zusammengetragen haben, kann einem schon schwindlig werden. Das Buch ist vollgepackt mit Covern, Flyern, Werbematerial, Manuskripten, seltenen Fotos, Zeitungsausschnitten und anderem mehr. Darüber hinaus findet man Informationen und Anekdoten zu und von allen wichtigen Personen und Sprechern. Sogar die Cover-Künstler werden nicht außen vor gelassen.

Das Buch ist eine hübsch nostalgische Fundgrube. Selbst die, die in ihrer Kindheit die Europa-Hörspiele rauf und runter gehört haben, dürften hier noch vieles Ungesehene und Ungehörte entdecken. Das Buch verbildlicht, welchen immensen Output das Label Europa über die Jahrzehnte hatte. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass das Buch als Firmenchronik angelegt ist. Inhaltliches und Kritisches zu den Hörspielen findet man kaum.

Wenn ich müsste, könnte ich als Nörgelheini zwei Kritikpunkte anbringen.

  1. Das seltsame Querformat. Ist unpraktisch und unnötig. Das Format hat hier keinen Vorteil und bewirkt nur, dass man das Buch immer irgendwo auflegen muss und es nicht freihändig durchblättern kann.
  2. Das Buch fängt im Jahre 1956 an und endet 400 Seiten später im Jahre 2020 ohne eine einzige strukturelle Trennung. Es gibt weder Kapitel noch Inhaltsverzeichnis. Und leider auch keinen Index. Damit wird das Konzept einer Chronik für meinen Geschmack etwas zu radikal umgesetzt und das Buch ist so eher Durchblätterbuch als Nachschlagewerk, da man Hörspiele, Personen, Themen nicht gezielt finden kann.

Nun denn, das ist das Konzept, für das sich die Autoren entschieden haben und dieses ist zu respektieren. Es ändert letztlich auch nichts an der Qualität des Inhalts. Der Vorbestellerpreis von 24,95€ war ein Schnäppchen. Die nun geforderten 34,95€ sind immer noch sehr fair. Für Hörspielfans, insbesondere für die Nostalgiker, kann ich nur eine Empfehlung aussprechen.

Interessenten sollten sich allerdings ranhalten. Das Buch war ursprünglich exklusiv bei pop.de erhältlich, war dort allerdings schon nach kurzer Zeit nicht mehr lieferbar. Dann erschien Mitte Dezember eine zweite Auflage, aber zurzeit wird das Buch bei pop.de schon wieder als „nicht auf Lager“ gelistet. Bei amazon.de gibt es noch Exemplare für 39,95€ und bei eBay liegt der Preis schon jenseits der 50€. Das Buch dürfte also wohl trotz zweiter Auflage bald ein gesuchtes Sammlerstück sein.

Hörspiel-Autor Ivar Leon Menger hat auf seinem Youtube-Kanal ein Interview mit den beiden Autoren zur Entstehung der Europa-Chronik geführt, das man sich auch gerne mal geben kann.

Von Haubenlerchen und Rennbienen

Unter dem Pseudonym Rico Remberg schrieb der Journalist Dieter Korp den 450-Seiten-Klopper Sex auf Rädern, der 1970 im PPS-Verlag erschien. Korp arbeitete für die Magazine auto motor und sport und Motor Revue und fungierte bis zu seinem Tod im Jahr 2015 als Hauptautor der erfolgreichen Autoreparatur-Bücherreihe Jetzt helfe ich mir selbst, die seit 1962 kontinuierlich erscheint. Was ihn zu dem reißerischen Sexploitation-Werk Sex auf Rädern brachte, ist mir unbekannt. Aber die Sexwelle der 70er Jahre erfasste ja so manchen seriösen Schreiber.

Der Klappentext macht klar, wo die Ausfahrt hingeht:

Das Auto fördert den Sex. Es erregt durch Vibration, Geräusch und Styling. Es macht Schwache schwächer und Scharfe schärfer. Es verführt und schafft neue Gelegenheiten. Es verlagert das Bett auf die Straße. Dieses Buch – eine völlig neue und alarmierende Dokumentation – stützt sich ausschließlich auf Tatsachen.

Nichts weniger als eine alarmierende Dokumentation wird versprochen. Alarmierend finde ich es ja immer, wenn man mir eine Dokumentation verkaufen will und extra darauf hinweist, dass sie sich ausschließlich auf Tatsachen stützt. Ist das nicht der Sinn einer jeden Dokumentation?

Aus heutiger Sicht überwiegt bei diesem Buch der Cringe-Faktor. Aber wenn man Spaß an den trashigen Zotigkeiten der 70er Jahre hat und sich für die alten Autos interessiert, kommt man hier durchaus auf seine Kosten. Der Anspruch einer Dokumentation geht dem backsteindicken Buch zwischen pseudointellektuellen Bonmots und küchenpsychologischen Weisheiten allerdings recht schnell verloren. Erwartbar werden hier naheliegende Begriffe wie Kolbenhub und Schaltknüppel zur sexuellen Analogie und der Autor wittert hinter jeder Motorvibration und jedem Auspuffknall ein verstecktes Stimulans. Das Auto, des Deutschen liebstes Kind, in Wahrheit also ein einziges Objekt der Verführung und des Lasters.

Mir ist das Buch beim Kauf einer gemischten Bücherkiste in die Hände gefallen. Als ich erkannte, dass in Sammlerkreisen dafür irrwitzige 40 bis 80€ gezahlt werden, habe ich das Buch schnell bei eBay eingestellt. Aber nicht ohne vorher zumindest noch das Bildmaterial einzuscannen. Der Autor hat einige herrliche und herrlich fragwürdige Bilder aus den Archiven zusammengetragen, darunter unveröffentlichtes Werbematerial, das den Autofirmen wohl selbst zu peinlich war. Dazu vermitteln die Bildunterschriften einen guten Eindruck von Duktus und Narrativ des Buchs – als wenn der Klappentext nicht schon genug wäre. Für das Folgende gilt: anschnallen!

Wortspiel Galore

Auch wenns manchmal wehtut, ohne Wortspiele kommt das Buch nicht aus. Sie ziehen sich durch den ganzen Text. Hier geht es los mit „Straßenranderscheinung“ und „Begleit-Erscheinung„. Die These lautet, dass bereits die Enge des Autos die Insassen in erotische Stimmung versetzt. Gemütliche Liegesitze, die früher in der Tat ein populäres Feature waren, tun ihr Übriges. Da ist natürlich auch noch der Vorteil der Mobilität. Gehen wir zu dir oder zu mir? Weder noch!

Science, bitch!

Hier wirds mal kurz wissenschaftlich. Angeblich führte der Reifenhersteller Uniroyal Englebert (wurde 1979 von Continental übernommen) eine Studie durch, die bei den sowohl männlichen wie weiblichen Teilnehmern eine sexuelle Stimulation durch das Autofahren nachwies. Zu der Studie konnte ich leider nichts finden. Aber Uniroyal Englebert scheint damals zu allem möglichen Quatsch Studien in Auftrag gegeben zu haben, daher ist das durchaus glaubhaft. Wie „wissenschaftlich-medizinisch“ die Studie tatsächlich war, bleibt aber fraglich. Die Testpilotin im Bild sieht jedenfalls wenig erregt aus. Im unteren Bild sieht man noch den „hochwirksamen Vibrator“, der in Autos steckt; die Kurbelwelle, das geile Stück blankpolierter Edelstahl.

Gut ausgestattet

Die bereits erwähnten Liegesitze werden hier nochmals gesondert herausgestellt. Zu sehen sind hier Interiors von Renault 16, Simca 1100, Peugeot 504, NSU Ro 80, von dem weiter unten bei der Werbung noch mehr kommt, und Alfa Romeo Giulia Super. Beim Simca 1100 kann man auch „durch die Heckklappe ins Schlafzimmer steigen“. Der NSU erlaubt es hingegen, dass man „seine Fee wie Skier von hinten durch den Kofferraum schieben kann“. Mit Fee meint diese schmeichelnde Analogie natürlich die Angebetete des Fahrzeugbesitzers. Ihr Lächeln auf dem Foto ist auch eindeutiger Beweis, dass sie gar nichts dagegen hat, dass man sie wie Skier von hinten durch den Kofferraum schiebt.

Die Bilder stammen von Paul Botzenhardt, der laut Wikipedia einer der bekanntesten Auto-Fotografen des 20. Jahrhunderts war. Neben Autos fotografierte er auch gerne Frauen und Krieg.

Vavavoom. Endlich nackte Tatsachen. Zu meiner Überraschung war auch 1970 die Sicherheit beim Autofahren schon ein Thema. Rico Remberg fabuliert etwas mysteriös, dass der Gurt neben der engen Bindung zum Auto auch noch mehr gestattet. Ja, was denn? Ach so, da steht ja „Keuschheitsgürtel“, hohoho. Ernster geht es rechts auf dem Bild zu. Hosenträgergurte mit Nerzfell kosten immerhin 900 Mark, was damals fast einem durchschnittlichen Monatslohn entsprach.

Phalli und Vulven

Dieses Buch kann natürlich unmöglich ohne Phallus- und Vagina-Symbolik auskommen. Schaltknüppel, Kühlergrill, Karosserie, alles erinnert an Geschlechtsteile und Körperformen. Während der Autor des Buchs hier noch erfreut darüber ist, dass der Schaltknüppel immer sportlicher und kräftiger wird, ist der Schalthebel heute wohl eher ein Auslaufmodell. Mittlerweile fährt fast die Hälfte aller Autos mit Automatikgetriebe. Die besitzen zwar auch einen Wählhebel, aber an dem wird gewöhnlich nicht so viel rumgerührt wie bei manuellen Schaltgetrieben. Bei zunehmender E-Mobilität wird der Schalthebel über kurz oder lang wohl gänzlich verschwinden.

Gerücht: Dass der Schalthebel ein echter Phallus ist, kann angeblich durch Videos auf pornhub.com nachgewiesen werden. Hat mir mal jemand erzählt, der jemanden kennt, der da schon mal was gesehen haben will.

Links unten wird über den vaginalen Kühlergrill des Ford Edsel berichtet. Tatsächlich fühlten sich wohl einige Zeitgenossen hierbei an das weibliche Geschlechtsteil erinnert. Aber das Buch suggeriert, dass die Produktion aus diesem Grund eingestellt werden musste. Laut Wikipedia war der Wagen allerdings hauptsächlich wegen des hohen Preises und der vielen technischen Mängel ein Misserfolg. Links oben ist noch der „aufpulvernde, hart gefederte und äußerst aggressiv wirkende“ BMW 507 zu sehen. Habe ich nichts gegen einzuwenden. War ein schönes Auto. Und „aufpulvern“ schreibe ich mir ins Wörterbuch.

Im rechten Bild werden die Vergleiche etwas bemühter. Dass die Karosserien von Corvette Stingray und Opel GT irgendwie etwas Weibliches haben, wegen geschwungener Form und so, na ja. Aber wenn mein Penis nach Ford Mustang oder Ford Capri aussähe, würde ich zum Arzt gehen.

Feuerstühle und Kinofilme

Das Buch heißt Sex auf Rädern und nicht Sex im Auto. Daher ergibt es Sinn, dass der Autor auch dem Motorrad ein Kapitel widmet. Links eine Anzeige für die BSA Rocket 3 (von der ich noch eine höher aufgelöste Farbversion gefunden habe) und das Buch-Cover zu Das Motorrad von André Pieyre de Mandiargues, hier ohne Titelnennung nur lapidar als „Schutzumschlag eines Buches“ bezeichnet. Die Verfilmung mit Alain Delon und Marianne Faithfull, in Deutschland als Nackt unter Leder bekannt, sorgte für einigen Wirbel. Der Film kam aber erst 1969 ins deutsche Kino, was vermutlich der Grund ist, warum man dazu nichts im Buch findet. Der Film hätte thematisch vortrefflich gepasst. Hier der englische Trailer:

Auf der rechten Seite kommt immerhin Brigitte Bardot zum Zuge. „Was sie empfindet, flötet sie auf einer Schallplatte: Wenn ich auf dem Sattel sitze, steigt mir beim Rattern der Maschine Lust in die Lenden.“. Stimmt, dichtete Serge Gainsbourg und ließ Brigitte auf die Harley steigen. Zu dem Song gibt es auch ein schönes Video für das Scopitone.

Es finden neben dem unvermeidlichen Autokino („Leinwandfreuden und legitimierte erotische Bastelstunden“, häh?) noch ein paar kuriose und obskure Filme Erwähnung, die nichts mit Autos zu tun haben, außer dass in irgendeiner Szene mal eines auftaucht.

Links unten ein Bild aus Spielst Du mit schrägen Vögeln, in dem Margarethe von Trotta einen frühen Auftritt hat. Mitte oben ein Bild aus Die goldene Pille, ein Aufklärungsfilm von 1968, der momentan verschollen ist. Ich kenne auch niemanden, der den schon mal gesehen hat. Mitte unten ein Film, den ich nicht zuordnen kann. Laut Bildunterschrift hielt eine versteckte Kamera die Szene für den Film „Feigenblatt“ fest.

Bei der Recherche bin ich noch auf den Film Die Auto-Nummer – Sex auf Rädern von 1972 gestoßen, der zwar ein ähnliches Thema bearbeitet, mit dem Buch aber offenkundig keine direkte Verbindung hat. Alleine wegen Rolf Eden als Motorradpfarrer sollte man sich diesen Film vielleicht mal auf die Watchlist setzen.

Ausgezogen bis aufs Hemd und darüber hinaus – Die Werbung

Wie schon angemerkt, hat der Autor eine ganze Reihe von Werbefotos gesammelt, die vorher unveröffentlicht waren und in vielen Fällen wohl auch nirgends sonst mehr auftauchten. Ein Kommentar zu einzelnen Bildern erübrigt sich. Es ist immer das gleiche Prinzip. Mehr oder weniger bekleidete Frauen räkeln sich auf, an oder um Autos herum und Rico Remberg gibt mehr oder weniger schlüpfrige Anmerkungen zum Besten, die sich ohne ein Gefühl des Fremdschämens kaum lesen lassen. Seine besten Wortschöpfungen beinhalten: Stern-Stunden (wegen Mercedes), Schlängelkurven, Zündwilligkeit, Hemdenmatz, Wohlstandshügel, Zuchtperlen (aua), Haubenlerchen (also, das ist lustig), Puppenfänger (klingt eher nach Serienkiller) und Ehestandslokomotive.

Wem es bisher für ein solches Buch nicht sexistisch genug zuging, der darf sich nun hier durchklicken.

Neben Ford Capri gibt es hier nochmal den NSU Ro 80 zu sehen sowie den lustigen Citroën Ami 6, den Porsche 914, den VW Käfer und noch irgendwas von Ford und Opel. Dies sei nur noch der Vollständigkeit halber erwähnt. Und nun: auf zu den Profis.

Rennsport

Links: „Rennbienen, die nicht nur Honig lecken“ und eine „Mitarbeiterin, die Leistungskurven demonstriert“. Außerdem ist als seltene Ausnahme eine Beifahrerin in einem Renngespann zu sehen. Oben auf der rechten Seite versucht Rennfahrer Jack Brabham Pinup-Model June Wilkinson ausschließlich in die Augen zu schauen. Mir unbekannt ist der Fahrer auf dem rechten unteren Bild, der von zwei „Rennmiezen“ oben ohne beglückwünscht wird.

Kurze Röcke und Lustgeräusche. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Hier die wahrscheinlich schönsten und ehrlichsten Worte, die im gesamten Buch zu lesen sind.

Der Mensch ist hinter Rennhelm, Gasmaske und feuersicherem Anzug verschwunden. Es wurde ein herrliches Ungeheuer geboren, das den genießenden Zuschauer so wohlig darüber im Zweifel lässt, ob er pervers oder irre ist oder nur spinnt.

Vielleicht könnte man Ähnliches auch über den Leser dieses Buchs sagen. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, worin der Unterschied zwischen irre sein und spinnen liegt.

Mobiles Horizontalgewerbe

Als Rausschmeißer tischt Rico Remberg ein armseliges Kapitel über Prostitution auf. Wortspielerisch wird es auch langsam dünn. Links im Bild ist doch tatsächlich die Rede von „Auto-Strichinen“. Außerdem scheint mir der eigene Mercedes als ersehntes Ziel der Prostituierten zu sehr vom Fall Rosemarie Nitribitt inspiriert zu sein, als dass man daraus eine Allgemeinbehauptung machen könnte. Auf dem rechten Bild lernt der Leser noch, dass „das Geschäft der Pimperliesen im Auto abseits der Straße abgewickelt wird. Im Sommer im Gras“.

Das wars dann auch. Genug Asphalt-Poesie. Abgesehen von schlechten Kalauern gab es immerhin auch ein paar schöne Fotos von alten Autos. Ob das Buch damals ein Verkaufsschlager war, kann ich nicht mehr nachprüfen. Ich bezweifel es. In der Zeit Nr. 14 von 1970 erschien eine Rezension (zugänglich nach Registrierung), die fast schon zu wohlwollend klingt. Der Rezensent stört sich an der mangelnden Wissenschaftlichkeit, attestiert dem Buch „flott geschrieben [zu sein], oft feuilletonistisch geschliffen, aber auch allzu stark gemixt mit jenem Jargon, den flotte Werbetexter oder Kolportage-Reporter vorrätig haben“. Allzuoft verließe Remberg die Position des Chronisten und werde zum schnoddrigen Plauderer, so der Rezensent weiter. Außerdem: „Autofahrer werden offenbar mit kühlem Kalkül manipuliert. Um des Busineß willen zielen Produzenten und Verkäufer mit unterschwelligen Tricks salvenweise unter die Gürtellinie von Herrn oder Frau Jedermann“. Sieh mal an. In dieser Hinsicht hat sich in den letzten 50 Jahren kaum etwas geändert. Zwar ist die Werbung nicht mehr so plakativ sexualisiert, aber unterschwellige Tricks, die gibt es immer noch zur Genüge.

Bookbutler.com von Amazon aufgekauft

Meine erste Anlaufstelle vor dem Kauf eines Buches galt meistens der Buchpreissuchmaschine bookbutler.com. Dort konnte man sich bequem die günstigsten Angebote sowohl von neuen als auch gebrauchten Büchern anzeigen lassen, praktischerweise von Händlern im In- und Ausland.

Speziell bei englischsprachigen Büchern ist ein Preisvergleich äußerst lohnenswert. Aber selbst deutsche Bücher im höherpreisigen Bereich konnte ich schon mit nennenswerter Ersparnis im Ausland bestellen. Das ist bei Neuware zwar eine Umgehung der deutschen Buchpreisbindung, aber das interessiert den ausländischen Händler nicht.

Als ich kürzlich mal wieder nach einem Buch suchen wollte, wurde ich allerdings beim Aufruf von bookbutler.com direkt zu amazon.de umgeleitet. Hatte ich mich vertippt? Ein erneuter Versuch brachte das gleiche Ergebnis. Ein kurzer Moment des Zweifelns, war die Seite gehackt worden oder gab es ein Problem mit dem DNS-Eintrag? Nein, natürlich nicht. Die naheliegendste Erklärung dämmerte mir: Amazon hat den Laden aufgekauft und abgeschaltet. Heimlich, still und leise. Ohne Erklärung, ohne Ankündigung.

Ich habe zwar nie zu den Miesepetern gehört, die ständig auf Amazon und deren Geschäftsgebaren schimpfen und Amazon schon rein aus Prinzip boykottieren, aber diese Intransparenz ist nicht nett. Nun gut, bookbutler.com war kein Herzensprojekt eines Enthusiasten, sondern eine rein kommerzielle Seite, die sich über Affiliate-Links finanziert hat. Also Schwamm drüber. Das ist die harte Welt des Kommerz.

Bücher finden

Glücklicherweise gibt es noch Alternativen. Mein Favorit ist zurzeit justbooks.de. Tatsächlich gefällt mir die Seite sogar etwas besser als bookbutler.com. Die Seite ist noch minimalistischer und übersichtlicher gestaltet und bindet auch Ergebnisse von dem mir liebgewonnenen Gebrauchtbuchportal booklooker.de ein, was bei bookbutler.com seltsamerweise fehlte. Die Detailsuche lässt ausreichend spezifizierte Suchen zu und die Ergebnisdarstellung von Neu- und Gebrauchtbüchern parallel nebeneinander ist sehr praktisch.

Ähnlich gut ist eurobuch.com. Einige Anbieter, die bei justbooks fehlen sind hier eingebunden. Zum Beispiel Thalia. Ansonsten ist es in erster Linie eine Frage des eigenen Geschmacks, welche Suchmaschine man bevorzugt. Sowohl justbooks.de als auch eurobuch.com finden Angebote der großen internationalen Portale ZVAB und Abebooks, was vor allem dann hilfreich ist, wenn man antiquarische Bücher aus aller Herren Länden sucht. Auch eBay wird von beiden Suchmaschinen unterstützt.

Weitere Alternativen sind buchfreund.de, buchhai.de, findmybook.de und daistesja.de. Diese unterstützen aber generell weniger Anbieter und erfahrungsgemäß finden die nichts, was man nicht auch bei justbooks.de oder eurobuch.com findet.

Die Ironie des Ganzen: Die von mir favorisierte Seite justbooks.de, aber auch Abebooks und ZVAB, gehören bereits zum Amazon-Konzern.

Neues im Buchregal

Ich habe mir ein paar Bücher aus dem Bereich Plakatkunst und Illustration gegönnt, die ich schon länger auf dem Wunschzettel hatte.

Das erste Buch ist Firuz Askin – Illustration. Askin siedelte Ende der 1950er Jahre aus der Türkei nach Deutschland über und betätigte sich in allen Bereichen der Illustration. Neben Werbung und Filmplakaten schuf er vor allem Magazinillustrationen und Cover von Heftromanen. Während der Hochphase der Heftromane in den 70ern und 80ern malte er unzählige Covergemälde zu bekannten Reihen wie Seewölfe, Kommissar X, Fledermaus und Mister Dynamit. In den 2000ern arbeite er u.a. für Titania-Medien, für die er mehr als hundert Hörspiel-Cover schuf, davon alleine 70 für das Gruselkabinett.

Das 170-seitige Hardcover-Buch aus dem Heider-Verlag bietet einen guten Querschnitt von Askins Arbeiten aus allen Bereichen. Auch findet sich hier manches kuriose Werk, wie beispielsweise eine Illustration aus der Bravo von 1977, die zeigt, wie Elvis Presley tot in seinem vergoldeten Badezimmer liegt. Das Buch erschien bereits 2010 und ist auf 500 Stück limitiert. Sehr schönes Teil, aber nicht billig.

 

Ebenfalls im Heider-Verlag erschienen ist das 184-seitige Hardcover-Buch Kunst fürs Kino – Die Plakate des Filmpreisträgers Klaus Dill. Das gleiche Buch wurde mit verändertem Cover auch im Henschel-Verlag veröffentlicht. Für dieses habe ich mich entschieden, da es bedeutend billiger zu haben ist.

Klaus Dills Plakate gehören für mich zu den schönsten im deutschsprachigen Raum. Zwischen den Jahren 1952 und 1994 malte Dill mehr als 600 Filmplakate, darunter etliche zu großen Filmklassikern. Dill betätigte sich in allen Genres: Historienschinken, Abenteuerfilme, Western, Krimi, Horror und Komödien. Ein bischen ausgeklammert werden im Buch leider die Sexklamotten der 70er, für die Dill auch einige Plakate schuf. Immerhin werden die im kompletten (!) Werksverzeichnis genannt. Dieses Verzeichnis erstreckt sich über 45 Seiten – keine Sorge, es ist keine Textwüste, sondern durchgehend bebildert – und dürfte vor allem für Plakatsammler interessant sein.

Die einzige Amazon-Kritik zu dem Buch erschließt sich mir nicht wirklich.

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Eilig zusammengeschustert wirkt das Buch auf mich nicht. Die Reproduktionsqualität der Bilder und das Layout sind tadellos. Die Texte, nun ja, die sind allesamt von Personen geschrieben, die Dill persönlich kannten. Hier darf man also keine hohe Kunstkritik erwarten. Das sind eher Anekdoten, die allenfalls etwas zu viel distanzloses Lob vermitteln. Mitunter gibt es aber auch interessante Information, zum Beispiel über die Arbeitsweise und den Auftragsprozess zwischen Künstler und Filmstudio. Oder, was von Dill selbst geschildert wird, wie sich die Studios für die Cover der Videokassetten oft urheberrechtswidrig bei den Plakatmotiven bedienten. Warum die Rezensentin für ein komplett negatives Review trotzdem 5 Sterne gibt, bleibt auch unklar. Für mich gibt es keinen Grund, dieses Buch nicht zu empfehlen.

 

Eine tolle Ergänzung zu dem vorherigen Buch ist Kino-Schätze. Kino-Schätze ist den Anzeigenillustrationen gewidmet, die Klaus Dill zwischen 1950 und 1980 mit feinem Strich aufs Papier gebracht hat. Satte 200 Seiten gefüllt mit schwarzweißen Filmillustrationen, das dürfte ziemlich einzigartig sein. Mir ist jedenfalls kein anderes Buch bekannt, dass sich so nischig monothematisch mit dieser Art der Filmwerbung beschäftigt. Artikel über Dills Vita, das Druckverfahren der Anzeigen, und den wirtschaftlichen Aspekt der Filmkunst runden das Buch ab.

36 Kilo Buchpaket vom Taschen-Sale

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Wenn Taschen eine Sale-Aktion veranstaltet, fällt es mir immer schwer zu widerstehen. Obwohl die letzte Aktion noch nicht besonders lange her ist, habe ich auch diesmal ein paar schöne und vor allem schwere Bücher an Land ziehen können.

Pieter Bruegel. Das vollständige Werk (85€ statt 150€)

Trotz Preisreduzierung immer noch ein ordentlicher Pappenstil. Aber aufgrund der Aufmachung und Qualität mehr als gerechtfertigt. Im gleichen Format habe ich bereits den Hieronymus Bosch. Bei den alten Meistern, deren Werke so detailreich sind, lohnt sich einfach das großformatige Buch. Man kann das Teil natürlich nur am Tisch studieren. Mal eben locker in der Hand durchblättern ist bei dem Gewicht nicht drin.

Dark City – The Real Los Angeles Noir (40€ statt 75€)

Mit diesem Buch habe ich schon länger geliebäugelt und bin nun froh, auf den Sale gewartet zu haben. Eine betörende wie beklemmende Fotodokumentation der düsteren Seite des Los Angeles der 1920er bis 1950er Jahre. Mord, Drogen, Prostitution, gescheiterte Schauspielexistenzen, versiffte Spelunken und Stripclubs, seltsame Sekten und ein kleines bischen Hollywood-Glamour. Besonders gut gefällt mir hier auch die Aufmachung: Halbleinen mit blutigen Einschusslöchern im Buchdeckel und ein Pappschuber. Im Buch eingebunden sind außerdem jeweils mehrere Seiten umfassende Faksimile von zeitgenössischen Magazinen.

Buchumschläge der Weimarer Republik (30€ statt 50€)

Zeigt und kommentiert über 1000 Buchumschläge aus der Weimarer Republik. Viele politische Werke sind hier enthalten, aber auch Gesellschaftliches, Unterhaltungsliteratur, Kunst und Kinderbücher. Wer sich für Bücher, Design, Illustration und diese Zeitepoche interessiert, findet hier eine kleine Schatzkiste. Und vielleicht auch den einen oder anderen Kauftipp fürs Antiquariat.

Die Welt der Ornamente (25€ statt 50€)

Ornamentik scheint mir ein sehr nischiges, spezielles Spezialthema zu sein. Ornamente werden als schmückendes Beiwerk häufig einfach übersehen. Völlig zu Unrecht. Ornamente sind fantastische oftmals hochkomplexe Kunst. Dieses Buch vereint zwei der großen enzyklopädischen Ornamentik-Sammlungen des 19. Jahrhunderts: L’Ornement polychrome (Band I und II) von Auguste Racinet und  L’Ornement des tissus von Auguste Dupont-Auberville. Die findet man zwar auch online digitalisiert (siehe Links), aber als Nachdruck in diesem gigantischen Buch wirken die Bildtafeln doch noch mal beeindruckender. Der Vorteil des Buchs ist auch, dass sämtliche Tafeln dreisprachig kommentiert sind.

100 Filmklassiker des 20. Jahrhunderts (15€)

War zwar nicht Teil des Sales, aber für 15€ habe ich es mitgenommen. Das kompakte Format bei über 800 Seiten ergibt einen schönen kleinen Schmöker. Gute Texte und viele tolle Bilder sind hier enthalten. Das Buch fängt mit The Birth of a Nation von 1915 an und hört mit Crouching Tiger, Hidden Dragon von 2000 auf. Es sind alles Filme, auf die man sich als Klassiker einigen kann. Es gibt aber auch die eine oder andere Überraschung. Spätestens bei Face/Off von John Woo werden sich die Geister scheiden.

Die originalgetreuste Dracula-Verfilmung

James Rolfe alias The Angry Video Game Nerd beschäftigt sich in einem aktuellen Video mit einem meiner Lieblingsbücher; oder besser gesagt dessen Verfilmungen. Er beantwortet die Frage, welcher Film wohl die originalgetreuste Umsetzung von Bram Stokers Dracula ist. Das Ganze kommt aus naheliegenden Gründen nicht ohne subjektive Vorauswahl aus. Aus der Vielzahl der Dracula-Filme hat sich James zwölf der aussichtsreichsten Kandidaten ausgesucht – und ich würde behaupten, die Auswahl ist gelungen – und prüft diese Filme anhand einer Checkliste auf die wichtigsten Figuren, Elemente und Handlungsdetails des Buches.

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Rein instinktiv hätte ich vermutet, dass Francis Ford Coppolas Verfilmung von 1992 ziemlich weit vorne rangieren müsste. Und in der Tat ist es auch so. Coppolas Version liefert sich bis zum Schluss ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der BBC-Verfilmung von 1977, die letztlich knapp gewinnt. Nicht nur, weil die BBC-Version die meisten Übereinstimmungen mit dem Buch hat, sondern auch weil Coppolas Version deutlich mehr Elemente hinzudichtet, die im Buch gar nicht vorkommen. Immerhin ist der Coppola-Film der einzige von den zwölf Filmen, der die Briefkorrespondenz mit in die Handlung integriert. Stokers Roman besteht bekanntlich ausschließlich aus Briefen, Tagebucheinträgen und Zeitungsausschnitten. Auf Platz 3 landet ein Film, den ich gar nicht mehr auf dem Schirm hatte: Jess Francos Nachts, wenn Dracula erwacht von 1970.

Hard Case Crime – Comics!

Seit über 10 Jahren erscheinen unter dem Label Hard Case Crime Krimiromane von namhaften Autoren. Neue Geschichten im klassischen Hardboiled-Stil. Fans dieser Reihe und solche, die es werden wollen, können sich nun auch über Hard-Case-Crime-Comics freuen, die bei Titan Comics erscheinen. Autoren der Buchreihe liefern hierzu Geschichten, die noch nicht in Romanform erschienen sind.

Bisher sind drei inhaltlich und grafisch sehr unterschiedliche Serien veröffentlicht worden, die mir allesamt sehr gut gefallen:

1: Peepland

Spielt im Rotlichtmilieu von New York, 1986. Als der Times Square schmuddelig und jeder zweite Laden ein Pornokino oder Striplokal war. Leichen, Erpressung, Korruption.

2: The Assignment

Ein Profikiller wird entführt, betäubt und erwacht Monate später umoperiert als Frau. Zugegeben, das ist etwas weit hergeholt, aber wenn man sich darauf einlässt, irre gut.

3: Triggerman

Klassische Gangster-Ballade der 1930er Jahre. Ursprünglich von Walter Hill als Drehbuch verfasst, aber nie als Film realisiert.

Im Laufe des Jahres erscheinen drei weitere Serien: Quarry, Normandy Gold und Millenium: The Girl with the Dragon Tattoo. Besonders bin ich auf Quarry gespannt, denn die auf der Buchreihe basierende Fernsehserie hat mich letztes Jahr ziemlich begeistert.

 

 

Kostenlose Kunstliteratur zum Download

Das Metropolitan Museum of Art betreibt unter der Bezeichnung MetPublications ein umfangreiches Programm von Kunstliteratur. Das Tolle ist, dass ein Großteil der Veröffentlichungen kostenfrei als PDF runtergeladen werden kann. Dazu zählen die Periodika The Metropolitan Museum of Art Bulletin und The Metropolitan Museum Journal, aber auch die meisten vergriffenen Bücher aus dem Programm. Die kostenlosen Downloads zählen zurzeit fast 1300 Veröffentlichungen. Eine ganz großartige Sache.